Nach Quereinstieg

Lehrer wartet seit 1,5 Jahren auf Gehaltseinstufung

Ein Wiener unterrichtet seit Herbst 2023 in einer Mittelschule Mathematik und Physik. Er wartet noch immer auf die Anrechnung seiner Vordienstzeiten.

Wien Heute
Lehrer wartet seit 1,5 Jahren auf Gehaltseinstufung
Johannes H. (o.) unterrichtet seit eineinhalb Jahren, hat aber noch immer keinen Dienstvertrag und keine Gehaltseinstufung.
Getty Images/zVg

Voller Enthusiasmus bewarb sich Johannes H. (Name geändert) als Quereinsteiger bei der Wiener Bildungsdirektion: "Ich wollte immer schon unterrichten. Daher hatte ich vor, meine Erfahrungen und meine Kenntnisse als ehemaliger Geschäftsführer in einem Unternehmen in einer HAK zu teilen", erzählt der Wiener im Gespräch mit "Heute".

Doch es gab keine ausgeschriebenen HAK-Stellen mehr: "Also wurde ich gefragt, ob ich auch an einer Mittelschule unterrichten würde. Ich sagte zu, aber mit der Option, dass ich später in eine HAK wechseln kann", berichtet der 40-Jährige.

Wenn ich in der Privatwirtschaft so handeln würde, wäre ich schnell vor dem Arbeitsgericht
Johannes H.
hat nach 1,5 Jahren keine Gehaltseinstufung und keinen Dienstvertrag

Bevor er mit seiner Tätigkeit begann, musste der Wiener zahlreiche Formulare ausfüllen, seine Vordienstzeiten Zeile für Zeile angeben: "Es hieß, dass mein Gehalt innerhalb von ein paar Wochen eingestuft wird und ich einen Dienstvertrag erhalte. Doch leider sind die damals gemachten Zusagen seitens der Bildungsdirektion niemals umgesetzt worden", kritisiert Johannes H.

Seit September 2023 unterrichtet der 40-Jährige Mathematik und Physik an einer Wiener Mittelschule. Nach wie vor wartet er auf seine Gehaltseinstufung: "Schriftliche Anfragen meinerseits an die Bildungsdirektion werden wortwörtlich ignoriert und bei telefonischen Versuchen werde ich lediglich vertröstet. So was geht überhaupt nicht. Normalerweise müsste man Verzugszinsen verrechnen. Wenn ich in der Privatwirtschaft so handeln würde, wäre ich schnell vor dem Arbeitsgericht."

Wiener erhält nur Lehrer-Grundgehalt

Seit rund 1,5 Jahren erhält Johannes H. daher nur das Lehrer-Grundgehalt, ohne Anrechnung der Vordienstzeiten. Auch sein Dienstvertrag fehlt noch: "Ich werde jedes Jahr mit einem Schreiben um ein weiteres Jahr verlängert. Es gibt keine Arbeitsplatzsicherheit, ich muss immer auf ein weiteres Jahr hoffen."

Für den 40-jährigen Familienvater ist dies neben Vor- und Nachbereitung sowie Korrekturen der Hausübungen eine Zusatzbelastung: "Ich wusste, dass ich gehaltsmäßig Abstriche machen muss. Aber jetzt hänge ich seit 1,5 Jahren im luftleeren Raum. Und ich bin nicht der Einzige. Ich kenne mehrere ähnliche Fälle."

Einige Lehrer sehen dich als Quereinsteiger nicht als Kollegen an, weshalb es hier zu Spannungen kommen kann
Johannes H.
Lehrer-Quereinsteiger

Laut Johannes H. würden zudem die unterschiedlichen Arbeitsverträge in der Lehrerschaft für böses Blut sorgen: "Einige Lehrer sehen dich als Quereinsteiger nicht als Kollegen an, weshalb es hier zu Spannungen kommen kann." Trotz all der Widrigkeiten will sich der Wiener wieder für eine Stelle an einer HAK bewerben: "Wenn das nichts wird, überlege ich mir, wieder in die Privatwirtschaft zurückzugehen."

Bereits im vergangenen Herbst berichtete die Lehrer-Gewerkschaft ÖPU-FCG in einer Aussendung über teils jahrelange Verzögerungen bei der Berechnung der Vordienstzeiten. Das führe zu massiven finanziellen Verlusten. Hinzu komme, dass die Nachzahlung unverzinst erfolgt. Aufgrund der meist hohen, einmaligen Nachzahlung ergibt sich zudem eine höhere Versteuerung.

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    Helmut Graf; Denise Auer; "Heute"-Collage

    Laut Bildungsdirektion nur einzelne Beschwerden

    "Heute" fragte bei der Bildungsdirektion nach, wie die derzeitige Lage ist: "Wir sind bemüht, die Zeit bis zur endgültigen Einstufung so kurz wie möglich zu halten. Das Personal in diesem Bereich wurde aufgestockt, und es liegen zum jetzigen Zeitpunkt nur noch einzelne Beschwerden vor", wird erklärt.

    Weiters heißt es: "Besonders bei QuereinsteigerInnen ist die Berechnung des Besoldungsdienstalters aufgrund der bisherigen Berufstätigkeit der Personen zeitaufwendig. Die Anrechnungsprüfung wird sehr genau gemacht und ist aufgrund der privatwirtschaftlichen und freiberuflichen Tätigkeiten komplex. In den meisten Fällen ist diese Berufstätigkeit nicht nach dem üblichen Katalog der anrechenbaren Vordienstzeiten abzuwickeln und in vielen Fällen muss eine Beurteilung der Anrechenbarkeit durch das Bildungsministerium erfolgen."

    Keine vollständigen Unterlagen

    Zudem bekomme "die Behörde bei weitem nicht alle Unterlagen zur Berechnung des Besoldungsdienstalters vollständig und oftmals nicht ohne Aufforderung vorgelegt. Dadurch verzögern sich auch die entsprechenden Berechnungen."

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Österreich" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • Ein Quereinsteiger, der seit eineinhalb Jahren an einer Wiener Mittelschule Mathematik und Physik unterrichtet, wartet immer noch auf seine Gehaltseinstufung und seinen Dienstvertrag.
    • Trotz mehrfacher Anfragen und Beschwerden bei der Bildungsdirektion erhält er nur das Grundgehalt und sieht sich mit zusätzlichen Belastungen und Unsicherheiten konfrontiert, was ihn dazu bringt, eine Rückkehr in die Privatwirtschaft in Erwägung zu ziehen.
    red
    Akt.