Pädagogen an ihren Grenzen
Lehrer klagen: Ohne "Flut an Überstunden" geht nichts
Drei Monate nach Schulstart fehlen im Land weiterhin Lehrer. Für die Pädagogen bedeutet das enorme Überstunden. Die Grünen wollen es nun genau wissen.
Deutschförderklassen, in denen vor 29 Kindern nur ein Lehrer steht, oder Schulen, in denen sich die Pädagogen aus Platznot das Konferenzzimmer mit den Kindern teilen müssen: "Da stellt's einem die Haare auf", erzählt Lehrer Christoph Keil im "Heute"-Gespräch.
Glücksmomente trotz Notsituation
Als Personalvertreter und Mitglied der unabhängigen Lehrergewerkschaft (ÖLI-UG) wurde ihm von seinen Kollegen schon das ein oder andere Horror-Szenario geschildert. Das größte Problem: "Wir haben einfach zu wenig Ressourcen."
Die Folge: Überstunden. Und zwar reichlich. "Bis zu fünf Wochenstunden mehr können mir ohne zu fragen einfach eingeteilt werden", erklärt der Lehrer beispielhaft. Durch Krankenstände, Pensionierungen oder Karenzen sei das aktuell keine Seltenheit. Das führe wieder zu häufigeren Krankenständen und früheren Pensionierungen. "Ein Teufelskreis".
"Wir haben uns den Job alle ausgesucht und es gibt genug Glücksmomente. Aber die Rahmenbedingungen passen einfach nicht mehr." Die Arbeit werde zunehmend zur Belastung – übrigens auch für die Schüler: "Die Krisen machen sehr viel mit den Kindern. Wir wollen uns um sie kümmern, haben aber gleichzeitig immer mehr Nichtlehrertätigkeiten zu bewältigen", so der Personalvertreter.
Wie viele Überstunden in Oberösterreich im vergangenen Schuljahr genau geleistet wurden, sei "ein wohl gehütetes Geheimnis" der zuständigen Politik. "Es ist schwach, dass man nicht offen darüber reden kann." Keil fordert Klarheit: "Die Zahlen gehören auf den Tisch."
"Situation, die nicht länger haltbar ist"
Das fordern nun auch die Grünen von Bildungslandesrätin Christine Haberlander (ÖVP). Im Landtag am Donnerstag wollen sie dazu eine mündliche Anfrage stellen. Denn: "Wir gehen von einer gewaltigen Summe an Überstunden aus. Eine Summe, die die ganze Dimension des Problems offenbart und eine Situation beschreibt, die nicht länger haltbar ist", so der grüne Bildungssprecher Reinhard Ammer.
Nur mit neuen Lehrkräften würden die Überstunden sinken. "Die verantwortliche Politik hat Initiativen gestartet, auf spürbare Folgen wartet die Lehrerschaft noch vergeblich", so Ammer. Außerdem sei "die Flut an Überstunden" mitunter wenig Anreiz für jene, die sich grundsätzlich für den Lehrer-Job interessieren.
Die Bilder des Tages
Auf den Punkt gebracht
- Drei Monate nach Schulstart fehlen im Land weiterhin Lehrer, was zu enormen Überstunden für die Pädagogen führt
- Die Grünen fordern nun Klarheit über das Ausmaß der Überstunden und kritisieren die unzureichenden Maßnahmen der Politik, während Lehrer wie Christoph Keil die belastenden Arbeitsbedingungen und den Teufelskreis aus Krankenständen und Pensionierungen anprangern