Gibt jeder Zweite an

Lehrer klagen: "50 % der Schüler sprechen kein Deutsch"

Erschreckendes Ergebnis einer Umfrage unter Wiener Pflichtschullehrern: Jeder 2. Lehrer gibt an, dass 50 % der Schüler kein Deutsch verstehen.

Wien Heute
Lehrer klagen: "50 % der Schüler sprechen kein Deutsch"
In einer Umfrage von Gewerkschafter Thomas Krebs (fcg) gab die Hälfte der Lehrer an, dass 50 % der Schüler nicht ausreichend Deutsch sprechen.
Getty Images, Denise Auer

Knapp 21 Prozent (Stand 1. Oktober) der Schüler an Wiens Volksschulen sind außerordentliche Schüler – das heißt, sie besuchen zwar eine Schule, sind aber aufgrund mangelnder Deutschkenntnisse nicht in der Lage, dem Unterricht in vollem Umfang zu folgen.

Wie Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr (Neos) kürzlich bekannt gab, wurden rund 52 Prozent der insgesamt 15.613 außerordentlichen Schülern in Österreich geboren, etwa 20 Prozent besitzen die österreichische Staatsbürgerschaft.

Bei erschreckenden vier Prozent spricht niemand unter den Schülern einer Klasse ausreichend Deutsch
Thomas Krebs
Gewerkschafter (fcg - wiener lehrerInnen)

Dass mangelnde Deutschkenntnisse ein großes Problem an Wiens Schulen ist, weiß auch Gewerkschafter Thomas Krebs (fcg - wiener lehrerInnen): "In einer Blitzumfrage unter einigen hundert Wiener Pflichtschullehrern haben wir vor kurzem erhoben, wie viele Schüler einer Klasse über ausreichende Deutschkenntnisse, um dem Unterricht folgen zu können, verfügen", berichtet Krebs.

Das ernüchternde Ergebnis: "Lediglich 10 Prozent der Befragten gaben an, dass alle Schüler ausreichend Deutsch sprechen. Eine/r von zwei KollegInnen erklärte, dass etwa die Hälfte oder mehr Schüler über keine ausreichenden Deutschkennnisse verfügt. Bei erschreckenden vier Prozent spricht sogar niemand unter den Schülern einer Klasse ausreichend Deutsch. Es ist eine Riesenherausforderung, der wir in Wahrheit zum Teil nicht gewachsen sind", berichtet der Gewerkschafter.

Deutschförderung schon im Kindergarten

Ohne gemeinsame Sprache sei kein Unterricht möglich, meint Krebs: "In Deutsch-Förderklassen oder Deutsch-Förderkursen können zwar einige sprachliche Defizite aufgeholt werden, doch es reichen die vorhandenen Ressourcen an vielen Standorten bei Weitem nicht aus, um die hohe Anzahl der Schüler und die extrem heterogenen Gruppen sprachlich nachhaltig zu fördern."

Es müsse daher schon früher – im Kindergarten – angesetzt werden: "Elementarpädagogen tun ihr Bestes, um Kindern vor dem Schuleintritt neben vielen weiteren Fertigkeiten auch ausreichende Deutschkenntnisse zu vermitteln. Doch aufgrund der unzureichenden Rahmenbedingungen stoßen sie an ihre Grenzen. Die Elementarpädagogik weist schon seit langer Zeit beispielsweise auf den viel zu geringen Personalstand, auf zu große Gruppen und zunehmend auf nicht kooperative Eltern hin", erklärt der Lehrervertreter.

Eltern, die nicht mit dem Kindergarten kooperieren, müssen von den Behörden in ihre elterliche Pflicht genommen werden
Thomas Krebs
Gewerkschafter

Krebs und sein Team fordern daher, dass die politisch Verantwortlichen mehr Geld für die Elementarpädagogik in die Hand nehmen, damit Kinder ausreichende Deutschkenntnisse vor dem Schulbesuch erwerben: "Eltern, die nicht mit dem Kindergarten kooperieren, müssen von den zuständigen Behörden, etwa der Wiener Kinder- und Jugendhilfe, in ihre elterliche Pflicht genommen werden, den Spracherwerb ihrer Kinder – beispielsweise durch regelmäßigen Besuch des Kindergartens – zu unterstützen", so der Gewerkschafter abschließend.

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    Auf den Punkt gebracht

    • Eine Umfrage unter Wiener Pflichtschullehrern zeigt, dass 50 % der Schüler kein Deutsch verstehen, was den Unterricht erheblich erschwert.
    • Gewerkschafter Thomas Krebs fordert daher mehr finanzielle Mittel für die frühkindliche Sprachförderung im Kindergarten, um die Deutschkenntnisse der Kinder vor dem Schuleintritt zu verbessern.
    red
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