Life
Leben unter der Erde
Das Kunstprojekt "Central Station"in Basel, eine täuschend echte Mini-Stadt unter der Erde, läuft seit etwas mehr als einem Jahr.
In den Gassen, in denen der Besucher landet, befinden sich ein Restaurant, das rausgestuhlt hat, Einzelhandelsgeschäfte, eine Galerie, ein Tätowierstudio, ein Coiffeur und einiges mehr. Beim Blick durch die Fenster von "Larry's Bar" lassen sich geräumige Lederstühle und dunkles Holz ausmachen.
Nur dass die Gässchen gar keine Gässchen und die Häuser keine Häuser sind
Alles in der unterirdischen Stadt ist fake, aber so gut nachgemacht, dass man nahe dran sein muss, um das zu erkennen. Sehr nahe. Das "Central Station"-Logo zum Beispiel ist bis auf die blassgelbe Fliesenfarbe punktgenau getroffen, einschließlich der Sprünge in den Fliesen. Dabei besteht es aus nichts anderem als Presspappe und Farbe.
Die Häuserfassaden, die der Künstler Franz Burkhardt aufgebaut hat und so regelmäßig wie liebevoll pflegt, sind das eigentlich Geniale im unterirdischen Quartier. Verschmutzt, mit Graffiti zugemalt und teilweise abgeschlagen, wirken sie so echt, dass man sich immer wieder täuscht.
Das Kunstprojekt geht ins zweite Jahr
Die Geschäfte in der "Central Station" sind echt. Im Restaurant kann man essen, im Fumoir von "Larry's Bar" eine Zigarre rauchen, nebenan einkaufen gehen oder sich beim Coiffeur Haare und Bart stutzen lassen.
Die unterirdische Metropole ist ein Projekt des Basler Kunstvermittlers Klaus Littmann, der mit seinen Mitstreiter einen lebendigen Ort schaffen wollte, in dem sich Kunst, Kultur und Außergewöhnliches mischen.
Littmann, nach eigenen Worten "Bürgermeister und auch eine Art Heimleiter" der 2000 Quadratmeter großen Fassadenstadt, ist zufrieden mit der Entwicklung. Auch wenn in der "Central Station" Geld verdient wird, ums Finanzielle ging es dabei nie, die Mieten decken gerade die Nebenkosten.
Es bleibt spannend
Von Anfang an dabei sind ein Tattoo-Studio und der Coiffeur, genauso wie "Larry's Bar", das Herzstück der unterirdischen Metropole und die bei einem Kunstprojekt unerlässliche Galerie. Andere Mieter kamen und gingen, was durchaus erwünscht ist. Rechts hinten hat sich gerade ein "Escape Room" eingemietet, eine Art Abenteuerspiel, bei dem es darum geht, einen verschlossenen Raum durch Lösen von allerlei Rätseln wieder zu verlassen. Eine Käserei hat eben dichtgemacht, dafür ist ein Glace-Stand, der das Repertoire erweitern wird, schon fertig vorbereitet.
Dazu sei die "Central Station" da: zum Ausprobieren und Verändern, so Littmann. Manchmal muss er mahnen, damit die Geschäfte auch geöffnet sind, weil die Mieter sie im Nebenberuf betreiben. "Das ist der Heimleiter-Part", sagt er, lacht und warnt davor, in die Briefkästen an den Fassaden Post einzuwerfen. Sie sind reine Dekoration und lassen sich nicht öffnen.
Für die Zukunft geplant sind noch mehr städtische Aktivitäten. In der "Untenstadt" soll alles passieren, was oben auch passiert. Verschiedene Veranstaltungen haben bereits stattgefunden. "Eine Demo brauchen wir noch", findet Littmann, und das geplante Straßenkino scheiterte bisher daran, dass der Film derzeit nicht verfügbar ist. Dieser heißt, wen wundert es: "Central Station".
(D. Gschweng / 20min)