Wien

Lange Wartezeiten, leere OP-Säle: Rüge für Spitäler

Rund ein Drittel der OP-Säle werde werktags maximal 5 Stunden genutzt, ergibt der aktuelle Bericht des Stadtrechnungshofes.

Heute Redaktion
Teilen
Der Bericht des Stadtrechnungshofes zeigt Verbesserungspotential in Wiens Spitälern auf.
Der Bericht des Stadtrechnungshofes zeigt Verbesserungspotential in Wiens Spitälern auf.
Getty Images/iStockphoto

In elf medizinischen Abteilungen der Wiener Städtischen Krankenhäuser und drei Universitätskliniken des Allgemeinen Krankenhauses Wien führte der Stadtrechnungshof von 2017 bis 2019 Erhebungen durch. Der Fokus lag dabei auf den Wartezeiten auf OP-Termine sowie auf Untersuchungstermine in Ambulanzen. Die Ergebnisse wurden nun veröffentlicht. Die Bilanz: Es gibt einige Baustellen in Wiens Spitälern. 

Lange Wartezeiten in Wiens Spitälern

Wer in Wien auf einen OP-Termin wartet, tut das mitunter über einen langen Zeitraum. Das bestätigt der Bericht des Stadtrechnungshofes. Zwar blieb die Wartezeit bei der Mehrzahl der medizinischen Abteilungen gleich oder sank. Bei einigen war jedoch eine Steigung zu erkennen. Außerdem: Die Wartezeiten auf ein und dieselbe Leistung unterscheiden sich enorm zwischen den verschiedenen medizinischen Einrichtungen des Gesundheitsverbundes. Es handle sich um Unterschiede von zum Teil mehreren Wochen.

Bei den Auswertungen zu Wartezeiten auf Operationen zeige die Prüfung weiters "eine Reihe von Problematiken" auf. Es gebe Probleme bei der OP-Planung, mitunter bei der Datenqualität und den Auswertemöglichkeiten. Auch bei den Abfrageberechtigungen stellte der Stadtrechnungshof Optimierungsbedarf fest. Mitarbeiter, die mit der Thematik befasst waren, hatten keine Berechtigungen, andere wurden nicht erkannt oder nicht genutzt.

Wie die Prüfung zeigte, definierten die medizinischen Abteilungen für sich spezifische Kriterien für die OP-Terminvergabe. Diese waren jedoch nicht Teil der OP-Statuten in den Krankenanstalten. Der Stadtrechnungshof sprach sich für mehr Transparenz bei der Planung von Operationen aus und empfahl daher eine genaue Erstellung von Priorisierungslisten. Dafür sollten auch Empfehlungen von medizinischen Experten mit einbezogen werden.

Ein Überblick über die Wartezeiten auf OP-Termine in Wiener Spitälern liefert der Bericht des Stadtrechnungshofs.
Ein Überblick über die Wartezeiten auf OP-Termine in Wiener Spitälern liefert der Bericht des Stadtrechnungshofs.
Gesundheitsverbund/Stadtrechnungshof Wien

Mangel an Personal und Intensivbetten

Die Ursachen für lange Wartezeiten sind unterschiedlich. Es mangelt an OP-Kapazitäten und Personal, vor allem im Bereich der Anästhesie. Längere Wartezeiten auf planbare Operationen wurden an manchen Abteilungen auch mit einem sehr hohen Anteil an Akutpatienten begründet. Einige Abteilungsvorstände sprachen auch von der mangelnden Verfügbarkeit an Intensivbetten als Ursache für Wartezeiten. Die Empfehlung des Stadtrechnungshofes: Die Wartezeiten auf häufige Eingriffe zu überwachen, um so frühzeitig Ursachen für die Wartezeiten zu erkennen und gegensteuern zu können.

Mitarbeiter zeichnen in Papierform auf

2010 hatte sich die Generaldirektion außerdem zum Ziel gemacht, eine flächendeckende Verwendung eines elektronischen Tools für die OP-Planung einzuführen. Wie nun bekannt wurde, funktioniert das in den Wiener Städtischen Krankenhäusern jedoch noch nicht lückenlos. Insbesondere fehlen Schnittstellen, um Patientendaten aus anderen EDV-Systemen zu übernehmen. Auch wichtige Informationen für die OP-Planung sollten rascher und einfacher verfügbar sein. In den Krankenhäusern führten die EDV-Probleme zum Teil dazu, dass Mitarbeiter Hilfsaufzeichnungen in Papierform durchführen mussten. Die Folge: Ein wesentlicher Mehraufwand und Probleme bei der Darstellung der Wartezeiten.

OP-Säle stehen leer

Was die Planung der OP-Säle betrifft, so gibt es laut Stadtrechnungshof Optimierungsbedarf an mehreren Stellen. Neben der fehlenden Personalausstattung, etwa was OP-Manager betrifft, kam es in den Wiener Städtischen Krankenhäusern zu längerfristige Sperren von OP-Sälen aufgrund baulicher Veränderungen.

Wie die Daten außerdem zeigen, wird rund ein Drittel der OP-Säle werktags nur bis zu fünf Stunden genutzt. Bei einem weiteren Drittel war eine Nutzung zwischen fünf und 7,5 Stunden vorgesehen. Nur das letzte Drittel wurde werktags länger als 7,5 Stunden, bzw. rund um die Uhr als Notfall-OP bereitgehalten. Damit wurde die vorgesehene Regelbetriebszeit erheblich unterschritten. Lediglich im Allgemeinen Krankenhaus näherte man sich diesem Wert an. Hier brauche es entsprechende personelle, bzw. organisatorische Maßnahmen, so der Stadtrechnungshof. 

Der Wiener Gesundheitsverbund kontert zu den Vorwürfen und kündigt ein neues Projekt mit dem Titel "Harmonisierung Patient Data Management und OP-Management" noch für dieses Jahr an. Dieses soll die Planung der OP-Termine und in weiterer Folge die Situation der Wartezeit verbessern. 

Grüne fordern "Nachvollziehbarkeit von Wartezeiten"

Für die Grünen bestätigt der Bericht des Stadtrechnungshofes eine schon seit langem existierende Kritik: "Dass Wartezeiten oft doppelt so lange sind wie nötig, kann für die Betroffenen oft große negative Auswirkungen haben. Wir fordern hier eine Nachvollziehbarkeit und die Herstellung von medizinischer Versorgungsgerechtigkeit“, so Gesundheitssprecherin Barbara Huemer. „Es entsteht beim Lesen des Berichtes der Eindruck, dass die Vergabe von Operationsterminen nach einer gewissen Beliebigkeit erfolgt, und nicht nach Kriterien medizinischer Dringlichkeit“, so Huemer.

Der Mangel an Personal sei seit Jahren bekannt, ergänzt Klubobmann und Vorsitzender des Wiener Stadtrechnungshof-Ausschusses, David Ellensohn. Dieser hätte schon vor der Pandemie behoben werden sollen. Das Wiener Gesundheitspersonal leiste Übermenschliches, besonders in der Pandemie und verdiene die Unterstützung der Politik. Den Empfehlungen des Stadtrechnungshofes sei Folge zu leisten, dafür müsse die Wiener Stadtregierung sorgen.

1/50
Gehe zur Galerie
    <strong>21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert</strong>. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. <a data-li-document-ref="120073491" href="https://www.heute.at/s/fuer-490-euro-voellig-ungeniessbares-schulessen-serviert-120073491">"Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.</a>
    21.11.2024: Für 4,90 Euro völlig ungenießbares Schulessen serviert. Die Debatte um Mittagessen und Jause in heimischen Schulen und Kindergärten kocht hoch. "Es schmeckt nicht", ärgert sich nicht nur Wienerin Daniela D.
    privat, iStock