Klimaschutz

Landesumfrage überrascht: Klima-Leugner erhalten Zulauf

Das Lager der Klimaleugner bekommt durch Frust auf den Staat und Desinformationskampagnen Zulauf. Das zeigt eine Umfrage aus der Steiermark.

Roman Palman
Der Uhrturm wacht über Graz. In der Steiermark wächst die Gruppe der Klimaleugner.
Der Uhrturm wacht über Graz. In der Steiermark wächst die Gruppe der Klimaleugner.
Getty Images/iStockphoto

Im grünen Herzen Österreichs verdüstern sich die Aussichten. Laut einer aktuellen Gallup-Umfrage im Auftrag des Landes Steiermark, ist die Zahl jener Österreicher, die die menschenverursachte Erderwärmung als Faktum sehen, deutlich zurückgegangen. Gleichzeitig ist die Gruppe der Klimaleugner* angewachsen. 

Das zeigt das jüngste Steirische Klimabarometer, welches seit 2020 erhoben wird. Dabei werden neben der persönlichen Einstellung zum Klimawandel auch Einschätzungen zur Arbeit der Politik, die aktuell wichtigsten Themenkomplexe und auch die Einstellung zum Klimaschutz abgefragt.

Beim Klimawandel gab es dabei nun eine Überraschung. Mit rund 67 Prozent ist die Gruppe jener, die den wissenschaftlichen Konsens zum menschengemachten Klimawandel akzeptieren so gering wie noch nie in der (noch jungen) Geschichte dieser Erhebung. 2022 und 2020 waren es noch 76 Prozent, 2021 sogar 81 Prozent. 

Gleichzeitig hat der Anteil der Verunsicherten sowie der Klimaleugner im Vorjahresvergleich um jeweils 5 Prozentpunkte zugelegt:

6 von 10 Steirern erachten das Klimathema zum Befragungszeitpunkt 2023 aber weiterhin als (sehr) wichtig. Auch hier ist ein leichter Rückgang zu verzeichnen, weil die akute Teuerung hier vieles überlagert. Insgesamt wird der Klima-Thematik ein hoher Stellenwert zugemessen. Das zeigt sich auch bei der Einstellung zum Klimaschutz.

"Der Anteil der Engagierten, die zeitliche und monetäre Ressourcen in Maßnahmen zum Klimaschutz investieren, bleibt annähernd konstant", fasst Gallup zusammen. Hingegen sind die Umweltbewussten zugunsten der Desinteressierten gegenüber dem Vorjahr leicht rückläufig. "Ein gewisses Maß an Resignation, nichts bewirken zu können, lässt sich feststellen."

Die steirische Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) sieht in den Ergebnissen der Studie "ein Warnsignal". "In Zeiten multipler Krisen, dem Krieg in Europa, der Teuerung, verliert der Klimaschutz an Bedeutung, die Wissenschaftsskepsis nimmt zu. Das müssen wir sehr ernst nehmen", wird sie in einem "Kurier"-Bericht zitiert.

Auch für die Klimaschutz-Koordinatorin Antonia Gössinger-Wieser ist die Verschiebung "gravierend". "Das kann mit dem Nachhall der Corona-Pandemie zu tun haben, wo wir viele Menschen verloren haben. Dieses Feld rückt in die Reihe der Skeptiker des Klimawandels auf."

Staatliche Ablehnung stark vergrößert

Auch in der Schweiz gibt es durch die Pandemie anhaltende gesellschaftliche Verwerfungen: "Die Corona-Pandemie hat einen kleinen, aber lauten Teil der Schweiz nachhaltig geprägt", weiß Politanalyst Mark Balsiger aus Bern. Dieser fühle sich stigmatisiert und bevormundet – was dazu führe, dass er den Informationen des Staats nicht mehr glaubte. Diese Beobachtung lässt sich auch auf Österreich umlegen.

"Diese Gruppen, die sich während der Pandemie zusammengerottet hatten und eine Anti-Staat-Rhetorik pflegen, nutzen zurzeit das Sommerloch", erklärt er weiters. "Oftmals handeln sie opportunistisch – da ist man von Corona auch schnell beim Thema Hitze-Sommer, weil sie sich in ihrer Freiheit eingeschränkt sehen."

Hitze selbst führt zu mehr Hass im Netz

Steigt die Temperatur über 30 Grad Celsius, kommt es zu sehr viel mehr Beleidigungen und Hassnachrichten auf sozialen Netzwerken. Zu diesem Schluss kam eine Studie mehrerer deutscher Forscher, die letztes Jahr veröffentlicht wurde. Dafür wurden rund 75 Millionen Twitter-Hassnachrichten und Wetterdaten aus den USA verknüpft.

Das erstaunliche Ergebnis: In einem Wohlfühlfenster von zwölf bis 21 Grad quer durch die USA wurden nur wenige Hassnachrichten gepostet – noch weniger zwischen 15 und 18 Grad.

*Ein Klimawandelleugner, auch verkürzt zu Klimaleugner, ist eine "Person, die den Klimawandel leugnet" – Duden

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