Oberösterreich

Schlafender Mann im Supermarkt beschäftigt nun Gericht

Die pure Verzweiflung hat ihn dazu getrieben: Aus Protest gegen seine Kündigung wohnt ein Mann (42) in einem Supermarkt. Jetzt ist das Gericht am Zug.

Johannes Rausch
Dass ein Ex-Franchisenehmer (42) aus Protest in einer Supermarkt-Filiale übernachtet, hat jetzt ein gerichtliches Nachspiel.
Dass ein Ex-Franchisenehmer (42) aus Protest in einer Supermarkt-Filiale übernachtet, hat jetzt ein gerichtliches Nachspiel.
Picturedesk, Unimarkt

Seit vier Tagen schläft Peter Hametner in einem "Kammerl", wie er den Lagerraum des Supermarkts in Leonding (Bez. Linz-Land) nennt. Die erste Nacht verbrachte er sogar auf einem Holzregal, seit Samstag schläft er auf einem Feldbett. "Das ist psychisch nicht lustig, es geht mir dementsprechend", sagt der 42-Jährige im Gespräch mit "Heute". Er redet von "Schlafentzug".

"Drastischer Schnellschnuss"

Hametner war Franchisenehmer bei einem Lebensmittelgeschäft in Oberösterreich. Das Unternehmen soll ihn mit 31. Mai fristlos gekündigt haben. "Es gab mehrere Gespräche und einen schriftlichen Austausch zwischen mir und der Geschäftsführung", erklärt Hametner. Diese haben aber zu keinem Erfolg geführt.

Die fristlose Kündigung soll Hametner vergangenen Mittwoch zugestellt worden sein. Für ihn ein "drastischer Schnellschuss": "Ich bin überrumpelt worden." Somit übernahm der Konzern am Tag darauf die Filiale, ließ die Schlösser austauschen und die Kassen umstellen.

"Ich bin überrumpelt worden": Peter Hametner im Lagerraum des Supermarkts.
"Ich bin überrumpelt worden": Peter Hametner im Lagerraum des Supermarkts.
privat

Über die Gründe für die Trennung dürfe er keine Auskunft geben, nur so viel: "Verträge wurden beidseitig nicht erfüllt." Laut "Oberösterreichischen Nachrichten" sollen offene Geldzahlungen im Raum stehen.

Seit Hametner sich im Supermarkt verschanzt, war er nur eine Stunde zuhause, um sich unter anderem Essen und Getränke zu holen. Was macht der Mann jetzt den ganzen Tag? "Es gibt genug Büroarbeit für mich: Fakturierung erledigen, Stunden der Mitarbeiter eintragen, Kundenwünsche bearbeiten und andere Unterlagen, um die ich mich kümmere ", so Hametner. Manchmal werde er von Freunden angerufen, die sich nach ihm erkundigen.

Während der Geschäftszeiten ist ein Angestellter vor Ort, der ihn beaufsichtigen soll. Außerhalb der Öffnungszeiten ist ein Security-Mann des Unternehmens im Supermarkt.

"Ich will eine einvernehmliche Trennung. Wir müssen einen Konsens finden, der für beide Seiten passt", betont Hametner. Ihm sei vor allem eine "ordentliche Übergabe" für alle Beteiligten wichtig: "Es muss eine friedliche, rechtsgültige und korrekte Lösung geben", betont Hametner. Und: "Ich bleibe so lange, bis Rechtssicherheit für meine Familie, Mitarbeiter und diese Filiale herrscht."

Gericht eingeschaltet

Warum hält sich Hametner seit fast einer Woche in dem Geschäft auf? "Um zu zeigen, dass er sein Eigentum und seine Interessen schützt, auch eigenmächtiges Handeln in einem Rechtsstaat nicht erlaubt ist", sagt sein Linzer Rechtsanwalt Klaus Lughofer im Gespräch mit "Heute". Jetzt solle das Gericht entscheiden.

Vom Supermarkt sei Hametner gesagt worden: Wenn er das Geschäft verlasse, darf er es nur mehr als Kunde und nicht mehr als Betreiber betreten.

Mittwoch am späten Abend seien vom Unternehmen alle Verträge mit Hametner "mit sofortiger Wirkung" aufgehoben worden, so Lughofer. Einen Tag danach habe der Konzern "gegen den Willen von Herrn Hametner die Filiale übernommen".

Lughofer hat beim Landesgericht Linz einen Antrag auf Erlassung einer einstweiligen Verfügung eingebracht. "Alles Weitere sollte sich bis Mittwoch klären." Bis dahin werde Hametner in der Filiale bleiben.

Noch in dieser Woche treffen sich beide Parteien am Landesgericht. Dort werde über den Antrag auf Erlassung einer einstweiligen Verfügung gesprochen, sagt Gerichtssprecher Walter Eichinger gegenüber "Heute".

So reagiert Unternehmen

"Viele Gespräche und Bemühungen, die einen gemeinsamen Fahrplan bzw. in weiterer Folge eine einvernehmliche Trennung zum Ziel hatten, sind in den letzten Monaten leider erfolglos geblieben", erklärt eine Sprecherin des Unternehmens gegenüber "Heute". Es entspreche nicht dem partnerschaftlichen Umgang der Firma mit ihren Kaufleuten, sich auf diese Art und Weise trennen zu müssen.

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