Aber nur in diesem Land

Kultgetränk will Plastikstrohhalm zurückbringen

Die deutsche Getränke-Marke Capri-Sun will den Plastikhalm zurück. Nach negativem Feedback wolle man das altbekannte Trinkgefühl wieder herstellen.

Heute Life
Kultgetränk will Plastikstrohhalm zurückbringen
Eine Erinnerung an die Kindheit: Capri-Sonne.
Lino Mirgeler / dpa / picturedesk.com

Seit Juli 2021 gilt in der EU ein Einwegplastik-Verbot. Darunter fallen Artikel wie Plastikbesteck, Luftballonstäbe, Plastikteller und auch Plastikstrohhalme. Auch dass der Verschluss an Milchpackungen nun fixiert ist, ist Teil einer Strategie. Damit soll der Plastikmüll EU-weit und auf globaler Ebene eingedämmt werden.

"Als 'Einwegkunststoffartikel' gelten Produkte, die ganz oder teilweise aus Kunststoff hergestellt werden und nur für den einmaligen oder kurzzeitigen Gebrauch bestimmt sind. Bestimmte Wegwerfprodukte, wie zum Beispiel Plastikbesteck oder -teller, die durch nachhaltigere Alternativen ersetzt werden können, soll es in Zukunft nicht mehr geben", heißt es auf der Homepage des Bundesministeriums für Klimaschutz und Umwelt. Das alles sind Schritte zum großen Ziel: Denn ab 2030 soll jede Verpackung in der EU recycelbar sein – mit wenigen Ausnahmen, etwa bei Medikamentenverpackungen.

"Plastikröhrli-Verbot (...) macht keinen Sinn"

Stattdessen gibt es nun Trinkhalme aus Glas, Papier oder Bambus. Nach drei Jahren regt sich jetzt jedoch ein erster Widerstand: Die deutsche Getränke-Marke Capri-Sun (früher Capri-Sonne) will den Plastikhalm zurück. Man wolle das altbekannte Trinkgefühl wieder herstellen, heißt es. Dazu gehöre nunmal das Saugen der süßen, orangen Flüssigkeit aus einem Strohhalm. Der Papierhalm würde zu schnell weich und das Trinkerlebnis nicht mehr das von früher. "Dies ärgert viele Kunden", sagte Roland Weening, der globale Chef von Capri-Sun, der Schweizer "Sonntagszeitung". "Das Plastikröhrli-Verbot ist zwar gut gemeint, doch in unserem Fall macht es überhaupt keinen Sinn", so Weening und strebt deshalb eine Ausnahmegenehmigung der EU-Kommission für den Schweizer Markt an. Denn dort gilt das Plastikhalm-Verbot nicht.

Verärgerte Kunden, sinkende Verkaufszahlen

Schon als 2020 die Einführung des Papierhalms bekanntgegeben wurde, reagierten viele User mit negativem Feedback. Daraufhin wurden die Papierhalme zweimal überarbeitet – trotzdem gelang es nicht, die Kunden zufriedenzustellen. Die Folge waren sinkende Verkaufszahlen. Ein recyclebares Plastikröhrchen soll es jetzt werden.

Neue Verpackung aus Polypropylen

Aber anscheinend macht man sich bei Capri-Sun doch Gedanken um die Umwelt. Denn "Anfang 2024 wurde der 330ml Trinkbeutel mit Drehverschluss auf recyclebares Monomaterial (Polypropylen) umgestellt. In einem nächsten Schritt wird auch der 200ml Trinkbeutel auf Polypropylen umgestellt", konstatiert Capri-Sun.

"Für ein optimales Recyclingergebnis muss der Papierhalm separat im Papiermüll entsorgt werden. Da dies nicht immer praktikabel ist, prüfen wir derzeit, ob es eine Möglichkeit gibt, einen Plastikhalm aus Polypropylen zu verwenden, damit beides (Beutel + Trinkhalm) problemlos im selben Recyclingstrom verwertet werden kann." Wann es so weit sein wird, steht allerdings noch nicht fest.

red
Akt.
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