Oberösterreich

Ansturm auf Caritas – doch richtig schlimm wird es erst

Corona und Teuerung lassen die Zahl notleidender Menschen nach oben schnellen. Die Caritas zählt deutlich mehr Klienten. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Im Vorjahr wandten sich 14.630 Menschen an die Caritas Oberösterreich.
Im Vorjahr wandten sich 14.630 Menschen an die Caritas Oberösterreich.
Getty Images/iStockphoto

Mehr als 14.600 Menschen haben sich im vergangenen Jahr an die Caritas der Diözese Linz gewandt und um Hilfe ersucht. Die Organisation registriert jetzt einen deutlichen Anstieg bei den Anfragen.

Konkret sind heuer bis Ende Oktober um zehn Prozent mehr Klienten zur Caritas gekommen als noch 2021. Im Vergleich mit 2019 – also vor dem Ausbruch der Corona-Pandemie – sind es sogar um 25 Prozent mehr.

"Wir erwarten allerdings einen deutlicheren Anstieg an Hilfesuchenden erst mit Ende 2022/Anfang 2023, wenn die Strom-Nachzahlungen eintreffen. Aktuell wirken die staatlichen Einmal-Zahlungen noch für viele entlastend", so Michaela Haunold, Leiterin der Sozialberatungsstellen der Caritas OÖ.

Viele hätten ihre Ersparnisse in den vergangenen Krisenjahren aufgebraucht und keine Reserven mehr, erklärt Haunold. Sie verweist auf die hohen Fixkosten für Heizung und Strom, aber auch die steigenden Preise bei Lebensmitteln oder Hygieneartikeln. Sie würden immer immer mehr Menschen vor die Herausforderung stellen, sich das Leben noch leisten zu können. 

"Wenn dann noch eine ungeplante Ausgabe wie eine Schulveranstaltung oder eine Neuanmietung anfallen oder Einnahmen aufgrund von Sperren oder Bearbeitungszeiten wegfallen, gibt es keine Möglichkeit mehr, dieses Loch im Budget auszugleichen", so Haunold.

Oftmals seien die neuen Klienten Personen, "die es nicht gewohnt sind, nicht zu wissen, woher das Geld für den nächsten Lebensmitteleinkauf, die nächste Miete oder die Monatskarte für den Verkehr kommt". Es seien vielmehr Menschen, die Rücklagen hatten und sich sicher fühlten, berichtet die Caritas-Vertreterin.

Die Organisation klagt: Aufgrund der hohen Preissteigerungen werde es immer schwieriger, positive Perspektiven zu erarbeiten. Die Mitarbeiter versuchen, gemeinsam mit den Klienten Spielräume zu finden – sowohl auf der Einnahmen- als auch auf der Ausgaben-Seite.

Neben der Beratung und der Prüfung sozialrechtlicher Ansprüche unterstützt die Organisation mit Gutscheinen, Überweisungen und Bargeld. Finanziert wird die Hilfe vor allem mit Spenden, die aus den Pfarren kommen.

"Als Caritas sind wir mit vielfältigen Hilfsangeboten für Menschen in Not und in Krisen für Menschen da und stehen ihnen mit Rat und Tat zur Seite", erläutert Caritas-OÖ-Direktor Franz Kehrer.

Die weiterhin steigenden Energie- und Lebenshaltungskosten seien eine extreme Herausforderung für viele. Außerdem stelle die Krisenstimmung und die damit verbundene Unsicherheit eine seelische Belastung dar. Die Kirche sei hier ganz besonders gefordert, meint auch Bischof Manfred Scheuer. 

Teuerung trifft auch Wärmestuben

Die teure Energie zwingt jetzt auch Einrichtungen für Obdachlose, den Gürtel enger zu schnallen – aber nicht zu Lasten der Klienten. In Linz betreiben unter anderem die Caritas und die Diakonie Wärmestuben.

Beide wollen die Heizkörper im Winter nicht zurückdrehen. Sie suchen nach anderen Einspar-Möglichkeiten.

1/51
Gehe zur Galerie
    <strong>22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen.</strong> Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – <a data-li-document-ref="120073911" href="https://www.heute.at/s/so-will-neos-chefin-die-mindestsicherung-neu-aufsetzen-120073911">und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.</a>
    22.11.2024: So will Neos-Chefin die Mindestsicherung neu aufsetzen. Beate Meinl-Reisinger spricht erstmals in "Heute" über Koalitionsverhandlungen, nötige Reformen – und warum sie Entlastungen für notwendig erachtet.
    Helmut Graf
    An der Unterhaltung teilnehmen