Oberösterreich

Krise beinhart – immer mehr fliegen aus ihrer Wohnung

Die anhaltende Krise bringt mehr und mehr Menschen in Bedrängnis – und drängt sie in die Obdachlosigkeit. Viele Familien sind verzweifelt.

Tobias Prietzel
Viele Familien stoßen an ihre finanziellen Grenzen; im schlimmsten Fall werden sie delogiert.
Viele Familien stoßen an ihre finanziellen Grenzen; im schlimmsten Fall werden sie delogiert.
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Alleine in Linz waren im Vorjahr 150 Familien von einer Delogierung bedroht. Dank städtischer Hilfe sei aber niemand obdachlos geworden, berichtet die zuständige Vizebürgermeisterin Karin Hörzing (SPÖ).

Offene Mietzahlungen, nicht beglichene Strom- oder Heizungskosten: Schulden können rasch existenzbedrohend werden. In der Landeshauptstadt springen Betroffenen die Sozialberatungsstellen "Kompass" zur Seite: Sie erheben die jeweiligen Einnahmen und Ausgaben sowie gesetzliche Ansprüche auf Beihilfen.

Bleibt nichts anderes mehr übrig als eine erzwungene Ausquartierung sind Sozialarbeiter vor Ort und bieten den Betroffenen Unterstützung. Um Kinder kümmert sich die Erziehungshilfe.

171 Familien vor Rauswurf

In 171 Fällen drohte Familien in Linz heuer bisher der Rauswurf (Stand: Ende September). "Dies ist ein klarer Anstieg zum Vergleichszeitraum 2021 mit 135 Delogierungsterminen", erklärt Hörzing.

Auch bei den tatsächlichen Delogierungen ist ein klarer Zuwachs zu verzeichnen: Sie haben sich von sieben im Vorjahr auf 22 heuer mehr als verdreifacht.

Zumindest positiv: Es musste keine einzige Familie auf die Straße gesetzt werden. Die Stadt fand für sie Wohn-Alternativen.

Die Mitarbeiter des Magistrats Linz stehen in engem Kontakt mit Wohnungsgenossenschaften und Vermietern und arbeiten mit geldgebenden Stellen zusammen. Zudem vermitteln sie Unterkünfte in Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe wie dem Sozialverein B37, der Arge für Obdachlose und dem Verein Wohnplattform.

Deutlich mehr Anfragen

Covid hat die Lage deutlich verschärft: "Die Thematik des drohenden Wohnraumverlusts spielt in der Corona-Pandemie eine große Rolle", sagt die Vizebürgermeisterin. Die Krise habe sich auch in der Sozialberatung mit vermehrten Anfragen wegen existenzieller Not und Zukunftsängsten niedergeschlagen.

"Die Thematik des drohenden Wohnraumverlusts spielt in der Corona-Pandemie eine große Rolle." Sozialreferentin Vbgm. Karin Hörzing (SPÖ)

Hörzing: "Zusätzlich sind viele Linzerinnen und Linzer aufgrund der hohen Inflation und der allgegenwärtigen Teuerung von Lebensmitteln, Energiekosten und Wohnungsmieten mit finanziellen Nöten konfrontiert."

Die Stadt Linz bietet seit 2020 über ihren Kautionsfonds in Einzelfällen finanzielle Unterstützung, etwa bei Wohnungsmieten. Die Hälfte der zu zahlenden Kaution kann als rückzahlbares zinsenloses Darlehen gewährt werden.

Der Fonds wurde zunächst mit 50.000 Euro jährlich dotiert und im Vorjahr auf 100.000 Euro verdoppelt. Auch heuer steht diese Summe zur Verfügung.

Mit zwölf Jahren obdachlos

"Heute" hat vor kurzem über das Schicksal von Celin berichtet: Die junge Frau wurde bereits mit zwölf Jahren obdachlos und hat sich ins Leben zurück gekämpft.

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