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"Toter" Tengelmann-Chef könnte wiederbelebt werden 

Der totgeglaubte deutsche Milliardär Karl-Erivan Haub dürfte in Russland abgetaucht sein. Jetzt wird die Aufhebung der Todeserklärung geprüft.

Der verschollene deutsche Milliardär Karl-Erivan Haub wurde 2021 für tot erklärt. Jetzt kommen Zweifel an seinem Ableben auf, seine Spur führt nach Russland.
Der verschollene deutsche Milliardär Karl-Erivan Haub wurde 2021 für tot erklärt. Jetzt kommen Zweifel an seinem Ableben auf, seine Spur führt nach Russland.
Malte Ossowski / dpa Picture Alliance / picturedesk.com

Der Vermisstenfall rund um den früheren Tengelmann-Chef Karl-Erivan Haub könnte bald neu geschrieben werden müssen. Der deutsche Milliardär verschwand im April 2018 bei einer Solo-Skitour in der Schweiz spurlos. Die Familie ging zunächst davon aus, dass der damals 58-Jährige am Klein Matterhorn tödlich verunglückte. Drei Jahre später wurde er offiziell für tot erklärt – "Heute" berichtete.

Fotos sollen Totgeglaubten in Russland zeigen

Doch einem neuen Bericht des "Stern" zufolge gibt es nun Hinweise darauf, dass Haub noch am Leben sein könnte, nachdem er möglicherweise in Russland gesichtet wurde. Ein Informant mit Verbindungen zum russischen Inlandsgeheimdienst FSB soll Fotos haben, die angeblich den deutschen Milliardär in Moskau zeigen.

Die Bilder stammen von einer Überwachungskamera und sollen im Februar 2021 aufgenommen worden sein. Eine Untersuchung mit einer biometrischen Software habe eine Übereinstimmung von über 90 Prozent mit Referenzbildern von Haub ergeben, schreibt der "Stern". Das wirft nun viele Fragen auf.

Schon als die Familie mit der Todeserklärung 2021 einen Schlussstrich zog, hatte es Hinweise auf eine Russland-Connection gegeben. Der Milliardär hatte da bereits rund 15 Jahre eine Beziehung zu einer mysteriösen Russin namens Veronika gepflegt haben. Die arbeitete offiziell für eine Eventagentur, soll aber laut "Stern" Verbindungen zum Geheimdienst FSB gehabt haben.

Unabhängige Ermittler, die die Familie Haub nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub engagierte, untersuchten die Telefonverbindungen von Haubs Handy. Nachdem Anfang März 2018 Karl-Erivans Vater gestorben war, führte der Sohn immer wieder Telefonate nach Russland. Die Telefonate wurden fortan immer häufiger, sie reichten bis in den letzten Abend vor Haubs spurlosem Verschwinden.

Wer leitet aktuell den Familienkonzern?

Nach dem Verschwinden von Karl-Erivan Haub übernahm dessen Bruder Christian die alleinige Geschäftsführung in dem milliardenschweren Handelskonzern Tengelmann, zu dem unter anderem der Textil-Discounter Kik und die Baumarktkette Obi gehören.
Bislang gehörte der Familienkonzern jeweils zu gut einem Drittel Karl-Erivan Haub und dem gegenwärtigen Chef Christian Haub. Die restlichen Anteile besitzt der dritte Bruder, Georg Haub. Nach einem lange schwelenden Familienstreit hatten sich die Erben von Karl-Erivan Haub im April 2021 bereit erklärt, ihre Anteile an der Tengelmann Warenhandels-KG an Christian Haub zu verkaufen.

Exakt zum Zeitpunkt von Haubs Verschwinden, zog auch Veronika nach Moskau um. Seitdem fehlte auch von ihr jede Spur. Und: Über die russische Botschaft in Aserbaidschan soll Haub vor seinem Verschwinden einen russischen Pass beantragt haben.

Todeserklärung wird jetzt geprüft

Nun berichtet die "Westdeutsche Allgemeine Zeitung", dass der totgeglaubte, verschollene Milliardär auch auf offiziellen Papieren wieder zum Leben erweckt werden könnte. Aufgrund neuer Dokumente, die eine Journalistin eingereicht habe, werde jetzt auch die Aufhebung der Todeserklärung geprüft, heißt es seitens des Oberstaatsanwalts Ulrich Bremer.