Ukraine
US-russische Spannungen steigen – "Stellvertreterkrieg"
Der US-Besuch des ukrainischen Präsidenten wird vom Kreml heftig kritisiert: Das versprochene Flugabwehrsystem wolle man nach der Lieferung zerstören.
Wolodimir Selenskis erster Auslandsbesuch seit Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat hohe Wellen geschlagen – "Heute" berichtete. Wie ein Held wurde der ukrainische Präsident in Washington D.C. empfangen. Die US-amerikanische Polit-Elite sicherte ihm die weitere Unterstützung zu – vor allem das versprochene US-Flugabwehrsystem Patriot ist hier zu nennen. Der Kreml will damit jedoch kurzen Prozess machen.
Nach der Lieferung, so Kremlsprecher Dmitri Peskow, wolle man das Flugabwehrsystem zerstören. "Die Entmilitarisierung ist doch eines der Ziele der militärischen Spezialoperation", sagte er am Donnerstag laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax. Für Peskow führen die USA mit solchen Lieferungen praktisch selbst Krieg gegen Russland, was er scharf kritisiert.
"Stellvertreterkrieg"
Die technisch immer hochwertigeren Waffen, die der Westen an die Ukraine liefert, tragen laut Peskow "nicht zu einer raschen Beilegung der Situation bei – im Gegenteil". Im Zusammenhang mit Selenskis Auslands-Besuch bemängelt er, dass die US-Seite kein Wort darüber verloren habe, dass die zivile Bevölkerung und Infrastruktur im Donbass kontinuierlich von der Ukraine mit westlichen Waffen beschossen würden.
Russland werde sich nicht von seinen Kriegszielen abbringen lassen, sagte Peskow. Der Besuch Selenskis in den USA zeige vielmehr, dass weder Washington noch Kiew bereit sei, Moskau auch nur anzuhören. "Und es gab auch keine echten Aufrufe zu Frieden". Den USA gehe es vielmehr darum, "ihre Linie fortzusetzen und de facto indirekt mit Russland bis zum letzten Ukrainer zu kämpfen". Der russische Botschafter in Washington, Anatoli Antonow, hatte den USA zuvor einen "Stellvertreterkrieg" in der Ukraine gegen Russland vorgeworfen.
Nächster Besuch steht in der Pipeline
Nach seinem USA-Aufenthalt wurde Wolodimir Selenski nun für Februar auch nach Brüssel eingeladen. Das teilte ein Sprecher von EU-Ratspräsident Charles Michel am Donnerstag mit. Weiters sei für den 3. Februar ein EU-Ukraine-Gipfel angesetzt. Die EU werde dabei voraussichtlich von Kommissionschefin Ursula von der Leyen und Michel vertreten.
Vor der Reise nach Washington ließ sich Selenski für Auftritte auf der politischen Weltbühne stets digital aus der Ukraine zuschalten.