Niederösterreich
Kreditvergabe wird gelockert – "Löst das Problem nicht"
Die Kreditvergabe-Richtlinien sollen ab April wieder gelockert werden. Klassischen Häuslbauern bringen die Änderungen aber nichts, wird kritisiert.
Zahlreiche Jungfamilien suchten in den vergangenen Monaten um einen Kredit an, um sich endlich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen – und bekamen von den Banken ein "Leider Nein".
Zwischenfinanzierung wird ausgenommen
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Grund sind die im August in Kraft getretenen verschärften Kreditvergabe-Richtlinien der Finanzmarktaufsicht. So muss man 20 Prozent des Betrages, den man sich aufnehmen möchte, als Eigenmittel – sprich Erspartes – vorweisen. Die monatliche Kreditrate darf weiters nur 40 Prozent des Netto-Haushaltseinkommens betragen. Allein durch die aufgrund der Inflation in die Höhe getriebenen Zinsen ist diese Grenze für viele schon reine Utopie.
Das FSMG, das Finanzmarkt-Stabilitäts-Gremium, bestehend aus Vertretern des Finanzministeriums, des Fiskalrats, der Finanzmarktaufsicht und der Österreichischen Nationalbank, kam Ende des Jahres 2022 zum Schluss: Die Regeln gehören gelockert, es gab der FMA den Auftrag, die Richtlinie weiterzuentwickeln.
"Gehen nicht auf wahren Probleme ein"
Allerdings: Die Lockerungen sollen nur Zwischenfinanzierungen betreffen. In der Praxis heißt das: Will ich ein Haus oder eine Wohnung erwerben bzw. bauen und meine alte Immobilie im Anschluss verkaufen, so sollen diese strengen Vergabe-Richtlinien nicht gelten. Das macht freilich Sinn, hat man nach dem Verkauf der alten Immobilie ja wieder Kapital, um den Kredit der neuen Immobilie (im Optimalfall) abzuzahlen.
Dass das dem Otto-Normalverbraucher, der sich erstmals ein Eigenheim finanzieren möchte, nicht hilft, kritisiert jetzt die Freiheitliche Wirtschaft NÖ. "Diese Lockerungen, wenn man sie überhaupt so nennen kann, gehen überhaupt nicht auf die wahren Probleme im Finanzierungsbereich ein und lösen das Problem der zu strengen Kriterien nicht", ist der Vize-Landesobmann der FPÖ-Organisation, Michael Sommer, sauer.
Das Grundproblem sei nämlich die 40-Prozent-Grenze bei der Kreditrate. "Dadurch können sich die meisten Personen in Österreich keine eigene Immobilie mehr leisten. Die Kreditvergabe ist im letzten Quartal 2022 um mehr als 60% in Österreich eingebrochen. Das bedroht ganze Branchen, vor allem die Baubranche", so Sommer.
Der Politiker, hauptberuflich selbst in der Kredit-Branche tätig, spricht von einer "Überregulierung, die zehntausende Jobs gefährdet". Er fordert die völlige Abschaffung der verschärften Richtlinie. So könnten Häuslbauer wieder ihren Traum verwirklichen, zusätzlich wären Jobs wieder gesichert, heißt es seitens der Freiheitlichen Wirtschaft NÖ.
Die FMA sowie auch das FMSG hält aber grundsätzlich an einer strengen Vergabe fest. Grund: "Eine Überschuldung der Haushalte ist keine nachhaltige Lösung", heißt es seitens des FMSG. Auch Nationalbank-Gouverneur Robert Holzmann sprach dieses massive Problem – vor allem bei variablen Zinssätzen – bereits in der "ZIB2" an.