Oberösterreich

"Kostenexplosion" – Warnung vor Nahversorger-Sterben

Die explodierenden Energiekosten setzen den heimischen Nahversorgern massiv zu. Warum jetzt vielen Lebensmittelhändlern das wirtschaftliche Aus droht.

Johannes Rausch
Besonders selbstständige Händler sind von den hohen Energiepreisen stark betroffen. (Symbolbild)
Besonders selbstständige Händler sind von den hohen Energiepreisen stark betroffen. (Symbolbild)
Getty Images 

Sehr hohe Stromkosten, massiv gestiegene Lieferantenpreise, zu wenig Unterstützung: Diese Mischung drückt vielen Händlern derzeit auf die Stimmung. Die Lebensmittel-Branche schlägt jetzt Alarm und wendet sich mit einem Aufruf an die Bundesregierung.

"Die explodierenden Energiekosten haben für viele heimische Nahversorger bereits bedrohliche Ausmaße angenommen, immer mehr selbständige Kaufleute treiben in die Verlustzone", erklärt WKO OÖ-Spartenobmann Wolfang Benischko: "Ohne rasche Hilfe kommt es zu einem Kahlschlag in der heimischen Nahversorgerlandschaft."

"Wollen, dass Lebensmittel leistbar bleiben"

Der Handelsexperte erklärt, dass seine Sparte vor allem von zwei Entwicklungen hart getroffen wurde: "Unsere Branche ist einerseits schon seit Ende 2021 in allen Warengruppen mit massiven Preissteigerungen seitens der Lieferanten konfrontiert, die wir gar nicht vollumfänglich an die Konsumenten weitergeben", so Benischko.

Der zweite Grund sei der massiv gestiegene Strompreis. Bereits hunderte Nahversorger seien nach seinen Angaben wirtschaftlich massiv von den Energiekosten für die Kühlanlagen betroffen.

"Wir wollen, dass Lebensmittel leistbar bleiben und versuchen hier vieles abzufedern", sagt Benischko. 

Sehr geringe Umsatzrenditen

Bisher machten die Stromkosten durchschnittlich zirka ein Prozent des Umsatzes der Händler aus, heute müssen sie aber drei bis vier Prozent davon aufwenden. Im Vergleich zur energieintensiven Industrie wirke das gering, so der Experte, aber in seiner Branche herrsche eine ganz andere Kostenstruktur: "Der Lebensmittelhandel erwirtschaftet traditionell sehr geringe Umsatzrenditen von rund einem Prozent des Nettoumsatzes vor Steuern."

"Der Lebensmittelhandel erwirtschaftet traditionell sehr geringe Umsatzrenditen von rund einem Prozent des Nettoumsatzes vor Steuern", sagt WKO OÖ-Spartenobmann Wolfgang Benischko.

Diese Mehrkosten ließen sich jedoch nicht auf die Lebensmittelpreise draufschlagen. Und das Schlimmste stehe laut Benischko erst bevor: "Die explodierenden Stromkosten werden in vielen Verträgen erst in den kommenden Wochen und Monaten schlagend, denn ein Ende der Energiekostenspirale ist nicht in Sicht."

"Die explodierenden Stromkosten werden in vielen Verträgen erst in den kommenden Wochen und Monaten schlagend", erklärt Benischko.

"Nicht nur Orte zum Einkaufen"

Benischko sieht nicht nur die wirtschaftlichen Aspekte der aktuellen Krise. Lebensmittelmärkte seien nämlich "nicht nur Orte zum Einkaufen, sondern auch oft soziale Zentren in den Gemeinden, gerade auf dem Land".

"Wenn es nicht bald zu wirksamen Unterstützungsmaßnahmen kommt, werden viele selbstständige Kaufleute für immer schließen", zeichnet der Fachmann ein düsteres Bild.

Seine Kritik richtet sich an die Bundesregierung, die am 28. September den Energiekostenzuschuss für Unternehmen angekündigt hat. Dieser sei zwar für den Lebensmittelhandel grundsätzlich begrüßenswert. Jedoch sei er weder treffsicher genug noch zeitlich ausreichend, da er nur für den Zeitraum von Februar bis September 2022 bemessen wird. 

"Viele Nahversorger erhalten auf dieser Basis entweder gar keine Unterstützung, weil sie die Kriterien nicht erfüllen, oder sie bleiben trotzdem in der Verlustzone", berichtet Benischko: "Denn sie müssen erstens die restlichen 70 Prozent der Energiemehrkosten tragen und erhalten den Zuschuss zweitens ja nur bis Ende September."

Er fordert daher eine rasche Umsetzung einer Strom- und Gaspreisbremse für Unternehmen nach deutschem Vorbild. Nur so könne ein bevorstehendes Nahversorger-Sterben verhindert werden.

Brösel, Fett, Mehl teurer

Auch in der Gastronomie haben viele Betriebe angesichts der Teuerungswelle stark zu kämpfen. 

Wie "Heute" berichtete, werden für das Schnitzel notwendige Lebensmittel wie Brösel, Fett und Mehl teurer. "Mehl sogar um 40 Prozent", wie OÖ-Wirtesprecher Thomas Mayr-Stockinger im Gespräch mit "Heute" erklärte.

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    Sabine Hertel
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