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Kommt Mode-Shoppen aus der Mode?
Die Zeiten der aggressiven Fast Fashion scheinen sich einzubremsen. Diskonter-Ketten kämpfen mit sinkenden Zahlen.
Unbegrenztes Wachstum? Das scheint auch in der Modeindustrie immer fraglicher zu sein. Besonders bei Diskonter-Ketten schrillen die Alarmglocken. Leere Geschäfte und große Online-Konkurrenz haben ihnen ordentlich zugesetzt. Darüber hinaus entwickelt sich das Konsumentenverhalten in eine andere Richtung.
Konsumenten geben heute mehr Geld für persönliche Erlebnisse, wie Reisen aus oder investieren es in neue Technologie. Seit 2010 überholten die Ausgaben dafür jene von Kleidung, wie das Wirtschaftsmagazin "Bloomberg" in seinem neuesten Artikel "The Death of Clothing" (zu deutsch "Der Tod der Bekleidung") schreibt.
Durch die Digitalisierung und den boomenden Influencer Markt können sich zudem keine führenden Trends mehr durchsetzen, wie es beispielsweise noch in den 70ern, 80ern oder 90ern der Fall war.
Damals diktierten wenige Modemagazine die Trends der westlichen Welt. Durch die Online-Welt ist diese Barriere in den letzten 10 Jahren weggebrochen. Dutzende Stile existieren parallel, doch keiner entwickelt sich maßgeblich weiter, um auch das Bedürfnis auszulösen sich eine komplett neue Garderobe zulegen zu müssen.
Ein Beispiel hierfür sind Skinny Jeans. Die "Röhre" ist seit 2006 ungebrochen im Trend. Der Bedarf der Kunden an diesem Schnitt ist somit gedeckt und sie kaufen nach all den Jahren keine neuen Jeans mehr, da sie die gewünschte Passform (wahrscheinlich in vielen Farben) bereits besitzen.
Mode-Gigant H&M kämpft mit sinkenden Umsatzzahlen
War es erst rassistische Werbung, die H&M beschäftigt, kam jetzt auch noch der Umsatzeinbruch bei Hennes & Mauritz hinzu. Die Textilkette mit tausenden Geschäften weltweit, verlor zwischen 2016 und 2017 sogar 14 Prozent Gewinn.
Auch Zara hatte einen Umsatzeinbruch zu verzeichnen, genauso wie Abercrombie & Fitch oder J.Crew.
Ist Mode langweilig geworden?
2015 reagierte die berühmteste Trend-Forscherin der Welt, Li Edelkoort, mit einem "Anti Fashion Manifesto". Zum ersten Mal in ihrem Leben, beschreibt sie, ist der Modemarkt nicht mehr trendführend. Trends würde man jetzt vielmehr am Verhalten von Konsumenten ablesen können und nicht danach, wie sie sich kleiden.
"Damit wird Mode überflüssig, sie hat sich aus der Gesellschaft entfernt", diagnostizierte Edelkoort. Drei Jahre später scheint diese Aussage immer mehr an Wert zu gewinnen. Und sie legt noch eines drauf: "Es ist ohne Zweifel die Perversion des Markts, die helfen wird die Modeindustrie zu killen."
Damit meint sie die immer schneller drehende Spirale Mode zu produzieren, kaufen und wegzuwerfen, weil sie keine Qualität mehr besitzt. Menschen würden Kleidung "wie Kondome" entsorgen. Das Wissen rund um die Handwerkskunst, wie man Mode hochwertig herstellt, würde über kurz oder lang aussterben.
(mia )