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Kommt bald die Verhütungsspritze für Katzen?
Bisher wird mittels Sterilisation gegen die ungehemmte Vermehrung von Katzen vorgegangen. Künftig könnte eine alternative Möglichkeit hinzukommen.
Rund 80 Prozent der domestizierten Katzen weltweit streunen frei herum und vermehren sich unkontrolliert. Das ist nicht nur ein Problem, weil viele Tierheime und Auffangstationen längst überfüllt sind, sondern auch, weil viele der Streuner unter schlechten Bedingungen leben. Zudem jagen sie Singvögel und gefährden so deren Bestand.
Bislang sind Kastration oder Sterilisation der einzige Weg, dem starken Anwuchs der Katzenpopulation Herr zu werden. Fangen-Kastrieren-Freilassen heißt die Methode, die die meisten Tierschutzorganisationen wählen. Doch das Vorgehen ist aufwendig und teuer. Abhilfe schaffen könnte dereinst eine neue Methode, die US-Forschende nun im Fachjournal "Nature Communications" vorgestellt haben: die erste dauerhaft wirkende Verhütungsspritze für weibliche Katzen.
Keine Hormone injiziert
Anders als bei anderen Verhütungsspritzen werden bei der Katzenvariante keine Hormone, sondern ein Gen injiziert. Dieses enthält die Bauanleitung für das sogenannte Anti-Müller-Hormon (AMH), ein Geschlechtshormon, das in hoher Konzentration die Reifung der Eizellen bei weiblichen Tieren verhindert. Das weiß man aus Studien mit Mäusen. In den Muskel injiziert, sorgt diese Gentherapie laut den US-Forschenden auch bei Katzen dafür, dass deren Muskelzellen AMH herstellen – und Katzennachwuchs ausbleibt.
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Vielversprechende Studie
Für die Studie ließ das Team um Lindsey M. Vansandt vom Zentrum für die Erhaltung und Forschung gefährdeter Wildtiere (CREW) in Cincinnati (Ohio) einen Kater und neun Katzen fast jeden Tag über vier Monate zusammen. Eine Konstellation, die eigentlich zu sehr viel Nachwuchs führen sollte. Nur drei der Katzen bekamen Jungen, denn den anderen sechs Katzen war zuvor die Injektion des AMH-Transgens verabreicht worden. Darüber hinaus sträubten sich einige dieser sechs Tiere, sich mit dem Männchen zu paaren. "Die Beweise für die Wirksamkeit dieser Behandlung sind stark", so Vansandt.
Noch zu viele Unklarheiten
Zwar birgt die Methode den Vorteil, dass die Katzen anders als bei Kastration und Sterilisation nicht betäubt werden müssen, wodurch das Gesundheitsrisiko für die Tiere deutlich sinkt. Es lässt sich allerdings noch nicht sagen, ob negative Langzeitfolgen entstehen können. Bislang können die Forschenden nur einen Zeitraum von etwas mehr als zwei Jahren überblicken. In diesem habe die Gentherapie "keine offensichtlichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen" bei den behandelten Katzen gehabt.
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Aufgrund des Beobachtungszeitraums können die Forschenden zwar sagen, dass die Verhütungsspritze den Eisprung der Katzen für rund zwei Jahre hemmt und so lange eine Schwangerschaft effektiv verhindert. Unklar ist aber, ob die Wirkung ein Katzenleben lang hält. Außerdem ist auch noch nicht klar, wieso einige der behandelten Katzen nicht einmal Paarungsversuche zugelassen haben. Hinzu kommt, dass bisher nur sechs Katzen eine solche Verhütungs-Therapie erhielten. Zu wenig, als dass die Methode schon zum Einsatz kommen könnte.