Wien

Knochenbrecher-Boss schlug Opfer für 220-€-Auto halbtot

Unglaublich brutal soll ein 35-Jähriger mit Komplizen 2016 zwei Männer (19, 54) überfallen haben – nach seiner Festnahme steht er endlich vor Gericht. 

Christian Tomsits
Der 35-Jährige soll der Anführer einer Verbrecher-Bande sein, von denen alle anderen Mitglieder bereits lange Haftstrafen absitzen.
Der 35-Jährige soll der Anführer einer Verbrecher-Bande sein, von denen alle anderen Mitglieder bereits lange Haftstrafen absitzen.
Denise Auer

"Einen solchen Fall würde man eher in Rio de Janeiro erwarten, nicht in Wien", hatte der Richter im Februar 2018 bei der Verurteilung eines der Komplizen gesagt, der zehn Jahren Haft ausfasste. Am Donnerstag stand endlich der mutmaßliche Chef einer Räuberbande in Wien vor Gericht – wegen versuchten Mordes und schwerem Raub.

Brutale Attacke auf Zufallsopfer

Die auf Car-Jacking spezialisierten Berufsverbrechen aus Rumänien hatten in den frühen Morgenstunden des 12. Oktober 2016 einen damals 53-jähriger Lagerangestellten auf dem Weg zur Arbeit abgefangen. Sie stellten sich quer vor den Mann auf die Straßen, dann rissen sie den Niederösterreicher aus seinem Opel Astra (Wert: 220 Euro) und schlugen so lange auf ihn ein, bis er bewusstlos zusammenbrach.

In einer Seitengasse ließen sie ihn liegen. Der Mann entging dem Tod nur knapp. Neben der Nase, beiden Kieferhöhlen, sie den Augen- und Stirnhöhlen wurden dem auch Rippen und Wirbel gebrochen, er lag mit einem verletzten Lungenflügel und einer schweren Gehirnerschütterung im Spital. Für das alte Auto des Opfers fanden die Täter selbst in Serbien keinen Abnehmer.

Nur vier Tage vor dem Vorfall hatte die Gruppe in Deutsch Wagram (NÖ) zugeschlagen und einem 19-Jährigen Handy, Bargeld und einen Mercedes 180 C gestohlen.  Die Kriminellen stiegen zum Opfer ins Auto ein, schlugen zu und sperrten ihn in den Kofferraum. Dann setzten sie ihn gefesselt auf einem Feldweg aus. Der junge Mann hatte Todesangst und irrte stundenlang durch die Finsternis nach Hause. Noch aus dem Kofferraum hatte er versucht die Polizei anzurufen.

Die Staatsanwältin musste "paar Mal schlucken", ob der Brutalität der "Knochenbrecher", die sie in 11 Jahren Berufserfahrung noch nicht erlebte.

Erst im vergangenen April konnte der 35-Jährige, der sich in Serbien versteckte, gefasst werden. "Ich war dabei, bin aber nicht der Boss", behauptete der Angeklagte am Donnerstag. Doch selbst sein Verteidiger Michael Dohr gab zu: "Es gibt Dinge im Akt, die nicht zu beschönigen sind." Das zweite Opfer schilderte in seiner Zeugeneinvernahme nach fast sieben Jahren immer noch nicht angstfrei schlafen zu können. Dem Angeklagten droht wegen versuchten Mordes und weiteren schweren Gewalttaten lebenslange Haft. Die Unschuldsvermutung gilt.

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