IV-Präsident zu US-Zöllen

Knill: "Trump wird seine Ziele nicht erreichen"

IV-Präsident Georg Knill bezeichnete den "Liberation-Day"-Auftritt des US-Präsidenten als bizarr. Trump werde seine Ziele damit nicht erreichen.
Newsdesk Heute
05.04.2025, 17:45

Die Zölle von US-Präsident Donald Trump haben die Wirtschaftswelt erschüttert. Am Freitagmorgen eröffneten die europäischen Aktienmärkte mit einem deutlichen Minus, nachdem China Vergeltungsmaßnahmen angekündigt hatte. Auch die US-Börse wurde in einen Schockzustand versetzt. Am Samstag war dazu der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Knill, im "Ö1-Journal" zu Gast. Für ihn sind Trumps-Zölle wenig zielführend.

Knill zufolge sei die heimische Industrie auf die angekündigten US-Zölle, welche für die EU 20 Prozent betragen, prinzipiell gut vorbereitet. In vielen Fällen könnten die Mehrkosten an US-Kunden weitergegeben werden, aber in einigen Bereichen gebe es die Sorge, dass man nicht mehr in die USA exportieren könne.

Stellenstreichungen schwer absehbar

Die anhaltende Rezession stelle jedenfalls nach wie vor eine große Herausforderung für die heimische Wirtschaft dar. In den vergangenen Jahren fielen tausende Jobs weg. Alleine im produzierenden Sektor mussten in den letzten beiden Jahren 55.000 Stellen gestrichen werden, so der IV-Präsident. Im Gegenzug seien allerdings im gleichen Zeitraum auch über 70.000 Arbeitsstellen im öffentlichen Sektor geschaffen worden.

Ob es auch im kommenden Jahr zu Stellenstreichungen kommen werde, sei derzeit schwer einzuschätzen. Fakt ist, dass der Druck in der Industrie weiterhin massiv ist, so Knill. Man gehe davon aus, dass auch das Jahr 2025 ein "extrem herausforderndes, schlechtes Jahr" sein werde. Es sei dann von mehreren Faktoren – eigene Maßnahmen und europäischen sowie globalen Entwicklungen – abhängig, ob man wieder aus "diesem Tal der Tränen" herauskomme.

Wirtschaftsforschungsinstitute gehen jedenfalls davon aus, dass die Wirtschaftsleistung um 0,2 Prozent sinken werde, sollten die US-Importzölle tatsächlich in dem angekündigten Ausmaß umgesetzt werden. Im vergangenen Jahr betrug das Volumen der heimischen Exporte in die USA immerhin 16 Mrd. Euro.

"Ganz klar Kante zeigen"

Europa müsse die Zoll-Androhung von Trump zwar ernst nehmen, aber auch "ganz klar Kante zeigen, geschlossen zusammenstehen und am Verhandlungstisch eine Lösung finden". Handelsbarrieren würde nur Verlierer auf beiden Seiten bringen. Knill zufolge wäre es vernünftig, die Zölle auf beiden Seiten gegen null zu setzen. Trotzdem sei es nun wichtig, den USA zu zeigen, dass es als Konsequenz auch Tarife auf US-Produkte geben könne.

Ein weiterer wichtiger Punkt wäre es, dass die EU ihre Handelspartner diversifiziert und weitere Handelsabkommen abschließt. Knill zufolge sei dies ein guter Moment, um auf andere Länder offen zuzugehen, um Exporte in diese zu ermöglichen.

In einer Aussendung der IV vom Samstag wird diesbezüglich die Wichtigkeit des Mercosur-Abkommens für die heimische Industrie und Wirtschaft angesprochen. Die Wirtschaftsbeziehungen mit den Mercosur-Staaten würden bereits jetzt über 32.000 Arbeitsplätze in Österreich sichern.

Mehr als 1.400 österreichische Unternehmen würden Geschäftsbeziehungen mit den vier Mercosur-Staaten (Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay) unterhalten, wovon mehr als 260 Niederlassungen vor Ort haben. Diese Verbindungen könnten mit dem Abkommen weiter gestärkt und neue Perspektiven ermöglicht werden. Der IV zufolge würden durch das Abkommen 91 Prozent der Zölle auf europäische Exporte in die Region abgebaut werden.

Proteste in den USA

Laut Knill würde sich am Ende herausstellen, dass Trump mit seinen Zöllen nicht ans Ziel geraten wird. Die Zölle würden sich auch zum Nachteil Amerikas auswirken, spätestens dann werden die USA einlenken, meint der IV-Präsident.

Bereits heute würde sich in den Vereinigten Staaten Widerstand seitens Unternehmern und Bürgern regen. "Sie spüren, dass es Nachteile bringt. Sie spüren, dass sich die Kosten verteuern", meint Knill. Er geht davon aus, dass dadurch der interne Druck auf Trump steigen wird.

"Österreich braucht Strukturreformen"

Auch zur budgetären Lage in Österreich hat sich der IV-Präsident geäußert. Ihm zufolge habe die Regierung nahezu keinen Spielraum bei Entlastungen. Daher sei der Druck auf die Ampel-Koalition massiv gestiegen. Trotzdem zeige sich Knill angesichts der von Länder- und Regierungsseite erwähnten Strukturreformen zuversichtlich.

Diese seien notwendig, um wieder einen Budget-Spielraum zu ermöglichen. Langfristig müsste es Reformen bei Pensionen, Gesundheit und Föderalismus geben. Kurzfristige Entlastungen seien bei den Lohnstückkosten, Energiekosten und durch Entbürokratisierung möglich.

Im Falle der künftigen Kollektivvertragsverhandlungen plädiere Knill, vor allem im öffentlichen Bereich, auf Lohnzurückhaltung und schließe sich damit "den Aussagen von Wirtschaftsforschungsinstituten an", die von ebendieser gesprochen hätten.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 05.04.2025, 17:46, 05.04.2025, 17:45
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