Klimaschutz

Klimawandel frisst Alpengletscher rascher denn je

Das Tempo der Gletscherschmelze in den Ostalpen nimmt weiter zu, so prognostizieren Forscher ein um rund 50 Jahre früheres Ende der Gletscher.

Lydia Matzka-Saboi
Das Schmelzwasser sammelt sich unter den Eismassen. Die gesamte hochalpine Landschaft um den einst massiven Eiskörper des Tiroler Jamtalgletschers ist in Bewegung.
Das Schmelzwasser sammelt sich unter den Eismassen. Die gesamte hochalpine Landschaft um den einst massiven Eiskörper des Tiroler Jamtalgletschers ist in Bewegung.
EXPA / APA / picturedesk.com

Das prognostizierte Ende der Gletscher ist um rund 50 Jahre nach vorne gerückt. Eisreste wird es in den Ostalpen gegen 2050 nur noch in Schattenlagen in sehr hoch gelegenen Gebieten geben.

"Wir befinden uns in einem neuen klimatischen Regime", so die Glaziologin Andrea Fischer vom Institut für Interdisziplinäre Gebirgsforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bei einem Lokalaugenschein am Tiroler Jamtalgletscher.

Dass die gesamte hochalpine Landschaft um den mittlerweile eher kümmerlichen Rest des einst massiven Eiskörpers in Bewegung ist, wird vor Ort richtig spürbar. Der selbst für die Wissenschaft überraschend rapide Gletscherschwund sollte auch zum Überdenken von Warnsystemen, Katastrophenfonds und Verbauungsmaßnahmen führen, so Fischer.

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    So kennt kein lebender Mensch mehr die Pasterze. Die Farblithographie entstand um <strong>1880</strong> und zeigt den riesigen Gletscher und das Glocknerhaus.
    So kennt kein lebender Mensch mehr die Pasterze. Die Farblithographie entstand um 1880 und zeigt den riesigen Gletscher und das Glocknerhaus.
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    Schmelze am Jamtalferner besonders schnell

    An den Kanten des Jamtalferners tropft das Schmelzwasser unaufhörlich. Klar zu sehen ist, dass der Eiskörper auch von unten ausgehöhlt wird, berichtete die APA. Der Gletscherbach präsentiert sich fast tosend - derart massiv ist der Abfluss bei fast 15 Grad Celsius Tagestemperatur.

    Glaziologin Fischer kommt in etwa alle 14 Tage hier hinauf: "Es sieht jedes Mal anders aus." Die Forscherin und ihr Team begleitet zahlreiche Gletscher in den Ostalpen. Manchmal tue sie sich mittlerweile schwer, sie an ihrer Form zu erkennen, so rasant sind die Veränderungen. Am Jamtalgletscher - einem Referenzgletscher im "World Glacier Monitoring Service" (Welt-Gletscher-Überwachungsdienst, kurz: WGMS) - ging es zuletzt besonders schnell. "Wir verlieren hier pro Tag um die zehn Zentimeter Eis", ergab eine aktuelle Messung.

    Nach Einschätzung von Andrea Fischer sind die Gletscher der Ostalpen in wenigen Jahren beinahe völlig verschwunden.
    Nach Einschätzung von Andrea Fischer sind die Gletscher der Ostalpen in wenigen Jahren beinahe völlig verschwunden.
    EXPA / APA / picturedesk.com

    Von der Marke, wo der Eiskörper noch 1980 endete, sind es mittlerweile hunderte Meter Luftlinie zum heutigen Ursprung des Gletscherbaches. Der wird sich noch viel weiter nach oben verlegen, bis in rund zehn Jahren mehr oder weniger nichts mehr von dem einst stolzen Gletscher übrig sein wird, schätzt die Glaziologin gegenüber der APA: "Kurzfristig ist er nicht mehr zu retten. So ist der Gletscher schon jetzt ein Stück Vergangenheit. Er ist ein Schatten seiner selbst und liegt in den letzten Zügen." Einzig ein sehr großer Vulkanausbruch, der der Erde viel Abkühlung bringt, könne diese Entwicklung noch bremsen.

    Dass es tatsächlich derart rasch gehen kann, wurde erst in den vergangenen Jahren deutlich. Das Ende der Gletscher mussten die Wissenschafter gegenüber früheren Prognosen "um mehrere Jahrzehnte" vorverlegen. Spätestens 2050 werden sie in den Ostalpen Geschichte sein, so die traurige Prognose.

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