Klimaschutz
Klimaschutz-Index 2022 –Gewessler will Trendwende
Skandinavische Länder in Führung. Österreich rutscht nach Verbesserung im Vorjahr auf Rang 36 ab.
Welche Staaten sind auf dem richtigen Pfad zum vereinbarten Klimaziel? Auf der Weltklimakonferenz in Glasgow präsentierten am Dienstag Umweltschutzorganisationen ein ernüchterndes Ergebnis.
Einen Gewinner gibt es traditionell nicht. Die ersten drei Plätze des Klimaschutz-Index (CCPI, climate change performance index) bleiben unbesetzt. In keinem Land sei eine Tendenz erkennbar, die ausreiche, um diese Plätze zu belegen, heißt es in dem Bericht, der gemeinsam von Germanwatch, dem New Climate Institute und dem Climate Action Network herausgegeben wurde.
Lesen Sie auch UN-Klimakonferenz – Die Weltretter-Uhr tickt laut >>>
Dänemark hat im Klimaschutz-Index die beste Bewertung erhalten und sich damit vor Schweden platziert. Dänemark war noch vor ein paar Jahren komplett abhängig von Kohle, hat auf Erneuerbare Energien umgestellt und gleichzeitig seine Emissionen deutlich gesenkt.
Lesen Sie auch Politiker hält Klima-Rede im knietiefen Wasser >>
Skandinavier liegen im Ranking vorne
Nach Schweden kommt Norwegen auf Platz 6. Das gute Ranking hat aber auch eine Kehrseite der Medaille: Norwegen verwendet zwar zu 100 Prozent Erneuerbare Energien ist auf der anderen Seite aber auch einer der größten Gasexporteure Europas.
Beim Klimaschutz-Index werden nämlich die Emissionen dort gemessen, wo sie produziert und nicht dort wo die klimaschädliche Kohle, Öl und Gas verbrannt werden. Deswegen sind auch einige Experten der Meinung, dass Norwegen gar nicht so grün ist, wie es scheint.
Österreich auf Platz 36
Österreich hat sich, statt zu verbessern, sogar um einen Rang (auf Rang 36) verschlechtert und sich bei den "Low Performern" eingereiht. Laut Bericht hat Österreich gute Ansätze im Verkehrsbereich ("Klimaticket"). Positiv bewertet wurden auch die ambitionierten Klimaziele Österreichs, etwa bis 2040 Klimaneutralität zu erreichen. Aber Österreich habe noch viel zu wenig getan, um diese Ziele auch umzusetzen. Es fehlt zum Beispiel ein Klimaschutzgesetz.
Gelobt wurde Österreich im Bereich der Erneuerbaren Energien, allerdings habe Österreich bislang zu sehr auf Wasserkraft gesetzt, die Potenziale im Bereich Photovoltaik und Windenergie wären noch zu wenig ausgeschöpft.
Lesen Sie auch "Beim Klimaschutz keine Zurückhaltung mehr leisten" >>>
Österreich muss einen Zahn zulegen
Umweltschutzorganisationen nahmen den Index zum Anlass, Österreichs Klimapolitik zu kritisieren. "Österreich hat seine Klimaschutzpolitik über viele Jahre sträflich vernachlässigt", zeigte sich etwa WWF-Klimasprecherin Lisa Platter überzeugt und appellierte an die Regierung, Themen "vom viel zu hohen Energie- und Bodenverbrauch über den Treibhausgasanstieg beim Straßenverkehr bis zu umweltschädlichen Subventionen" anzugehen.
Lesen Sie auch Österreich verbaut europaweit am meisten Grünflächen >>>
"Österreich muss einen Zahn zulegen, Klimaschutzmaßnahmen verstärken und die Aufholjagd zu den Vorreitern starten", fordert Jasmin Duregger, Klimasprecherin von Greenpeace. "Insbesondere braucht es eine unverzügliche Trendumkehr der steigenden Verkehrsemissionen und damit auch eine Absage klimaschädlicher Straßenbauprojekte wie der Lobau-Autobahn", so Duregger weiter.
Es brauche "dringend ein wirksames Klimaschutzgesetz, damit Österreich zu den führenden Nationen beim Klimaschutz aufschließen kann", stellt Global-2000-Klimasprecher Johannes Wahlmüller fest – eine Forderung, die auch von Greenpeace und dem WWF geteilt wird.