Klimaschutz
Klimakrise – Ozeane der Welt sind so warm wie noch nie
Die Weltmeere erwärmen sich schneller als gedacht. Das hat verheerende Auswirkungen auf Ökosysteme und das maritime Leben.
Satelliten und Bojen messen aktuell im Mittel die höchsten Temperaturen, die je in einem Meter Tiefe unter der Wasseroberfläche erhoben wurden. Seit Beginn dieser Messungen im Jahr 1981 gab es keinen so hohen Wert, der noch dazu schon seit mehr als einem Monat erhöht ist.
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Vor allem im Ostpazifik, vor der Küste Perus, ist der Ozean viel wärmer als sonst. Die Tatsache, dass sich die Meere so stark erwärmen, sei "eine echte Überraschung und sehr beunruhigend", sagte Ozeanforscher Mike Meredith gegenüber dem "Guardian". Die hohen Wassertemperaturen dürften einen Auftakt für das Klimaphänomen El Niño liefern, das ab 2023 voraussichtlich für weitere extreme Hitzewellen – an Land und im Wasser – sorgt.
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Nachdem zuletzt das Gegenstück, La Niña, die pazifischen Temperaturen prägte, wird es bald wieder Zeit für die Rückkehr der wärmeren Wetteranomalie. Mit El Niño könnte schon in den kommenden fünf Jahren die 1,5-Grad-Schwelle des Pariser Klimavertrags überschritten werden. Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt bei 50 Prozent.
Extremereignisse werden intensiver
Die Meerestemperaturrekorde, die aktuell gemessen werden, könnten zur neuen Normalität gehören, mit der in verschiedenen Bereichen häufigere und intensivere Extremereignisse einhergehen. "Klimawissenschafter waren schockiert über die extremen Wetterereignisse im Jahr 2021. Viele hofften, dass es sich dabei nur um ein einzelnes extremes Jahr handelte", wird Erdsystemforscher Mark Maslin im "Guardian" zitiert. "Aber die Extreme setzten sich 2022 fort und treten nun auch 2023 auf."
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Die schnelle Erwärmung der Ozeane könnte ein Anzeichen dafür sein, dass die Erderhitzung schneller vonstattengeht, als es bisherige Modelle erwarten lassen. Denn das Meerwasser hat womöglich begrenzte Kapazitäten, den globalen Temperaturanstieg zu kompensieren, berichtet der "Guardian".
Von marinen Hitzewellen sei besonders das Mittelmeer betroffen, das sich im Vorjahr massiv erwärmte. Die Folgen für dort lebende Tiere, Pflanzen und andere Organismen: Sie wandern tendenziell in kühlere Gefilde ab und werden von Lebewesen abgelöst, die das wärmere Wasser gut aushalten. Auch der Nordatlantik und das arktische Meer erwärmen sich schneller als prognostiziert – mit dem Unterschied, dass die an Kälte angepassten Lebewesen der Polarmeere nicht mehr ausweichen können.
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90 Prozent der Korallenriffe bedroht
Zugleich gibt es immer weniger Sauerstoff im Wasser, weil die Stoffwechselaktivität mit den Temperaturen ansteigt. Ein Lebensraum, der besonders stark und sichtbar angegriffen wird, ist das Korallenriff: Die Riffe brauchen mit 24 bis 28 Grad recht warmes Wasser, werden jedoch bei mehr als 30 Grad sehr anfällig und sterben ab. Manchen Prognosen zufolge wird es 90 Prozent der Korallenriffe in etwa 30 Jahren nicht mehr geben.