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Klimajugend fordert Lieferservice-Boykott
Food-Kuriere liefern Bestellungen oft stark verpackt und mit dem Auto aus. Klimaschützer rufen dazu auf, die Angebote nicht zu unterstützen.
Essen direkt vor die Tür zu bestellen, ist beliebt. Mehr als zwei Drittel der unter 30-Jährigen kauft mindestens einmal im Monat Essen bei Lieferservices, Take-aways oder in Restaurants, wie eine Umfrage der deutschen Gesellschaft für Sozialforschung und statistische Analysen, Forsa, vom August 2019 zeigte.
Nachdem sich UberEats vom österreichischen Markt zurückgezogen hatte, bleiben hierzulande noch zwei große Player bei den Food-Delivery-Anbietern zurück: Foodora und Mjam unter dem Dach des Konzerns Delivery Hero und der Konkurrent lieferservice.at des niederländischen Dachkonzerns takeaway.com.
Klimabewusste Menschen sehen das Verhalten aber als mindestens so schädlich für die Umwelt wie das Fliegen. "Es wäre meiner Meinung nach höchste Zeit, die ‹Essen-bestellen-Scham› einzuführen", fordert eine Autorin im Online-Magazin Jetzt.de. Bestelltes Essen werde meist in einer Karton- oder Plastikverpackung geliefert. Nicht selten bestehe das Besteck aus Plastik und sei noch einmal extra in Plastik eingepackt. Dazu komme ein riesiger Haufen Servietten.
"Absurde Verpackungen"
Weiter kritisiert die Autorin, dass die Speisen mit einem Auto oder einem Motorrad an den Zielort gekarrt werden. Ebenso unökologisch sei, wenn man danach die Pizza zum Aufwärmen noch kurz in den Ofen schiebe. Sie empfiehlt deshalb, das Essen im Restaurant dem Bestellen vorzuziehen.
Auch Klimaschützer raten zum Boykott von Heimlieferdiensten. "Die Lieferservices mit ihren absurden Verpackungen und umweltschädlichen Transporten waren in unserer Bewegung auch schon Thema", sagt Jann Kessler, ein Schweizer Klimastreikaktivist. Er selbst verzichte schon länger auf Food-Kuriere. Er befürworte eine Essen-bestellen-Scham. "Jeder, der ein Herz für unseren Planeten hat, sollte Lieferservices nicht mehr nutzen."
Essen direkt aus dem Topf schöpfen
Klimaschutz müsse jedoch nicht mit einem Aus der Lieferdienste einhergehen, wie er betont. Er schlägt vor, die Waren in wiederverwertbaren Packungen geliefert werden. "Am besten verzichten die Services ganz auf Verpackungen." Möglich wäre dies laut Kessler, indem die Kuriere das Essen direkt aus dem Topf ins Geschirr des Kunden schöpfen.
"Salate in kompostierbaren Gefäßen verpackt"
Den verschwenderischen Umgang mit Verpackungen sehen auch die Lieferdienste selbst kritisch. Für Pizzakartons gibt es bisher keine umweltfreundliche Lösung. Vereinzelt gibt es immer wieder Ansätze, Speisen in Glasbehältern oder kompostierbaren Gefäßen zu verpacken. Retourenschachteln einzuführen, scheitere am der Logistik. Eine Lagerung von mehreren hunderten Kartons an einem Sonntag sei eine logistische Unmöglichkeit.
Die Alternativen beim Transport sind nicht ausreichend. Auf Autos zu verzichten, rechnet sich nur teilweise. Bei Schlechtwetter sind Räder und E-Scooter keine realistische, effiziente Lösung.