Klimaschutz

Klimabewegung fordert "Aus der Wiener Betonpolitik"

Greenpeace und Fridays for Future forderten heute mit einem roten Betonmischer das Aus für die Stadtstraße sowie eine neue Wiener Verkehrspolitik.

Lydia Matzka-Saboi
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Klara Maria Schenk (Greenpeace), Simon Pories (Fridays for Future) und Lucia Steinwender (System Change not Climate Change) protestieren mit rotem Betonmischer gegen die Verkehrspolitik der Stadt Wien.
Klara Maria Schenk (Greenpeace), Simon Pories (Fridays for Future) und Lucia Steinwender (System Change not Climate Change) protestieren mit rotem Betonmischer gegen die Verkehrspolitik der Stadt Wien.
Mitja Kobal/Greenpeace

Die Klimabewegung rund um Greenpeace, Fridays for Future und System Change not Climate Change hat heute mit einem roten Betonmischer ein aktionistisches Zeichen vor dem Wiener Rathaus "für das Ende der Betonpolitik der Wiener SPÖ" unter Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) gesetzt.

Die Absage der Lobau-Autobahn stehe für das "Ende der Betonierer-Ära", betonten die Aktivisten heute vor dem Wiener Rathaus. Der nächste Schritt müsse ein "klares Nein zur Stadt-Autobahn" sein. "Bürgermeister Ludwig muss sich eingestehen, dass die SPÖ mit dem Monsterprojekt Stadt-Autobahn auf eine klimaschädliche, antisoziale Bau-Ideologie setzt", sagte Lucia Steinwender von System Change not Climate Change. Denn: Nur die Hälfte der Wiener besitze überhaupt ein Auto.

Klimabewegung gegen geplante Stadtstraße

Nach der Absage der Lobau-Autobahn stellten die Vertreter der Klimabewegung weitere Forderungen an den Bürgermeister, "um die Verkehrspolitik der Stadt endlich auf Klimakurs zu bringen". Zu den Forderungen gehören das Aus für die Stadtstraße Aspern, keine Klagen gegen den Baustopp der Lobau-Autobahn, der sofortige und umfassende Ausbau von sozialer und klimafreundlicher Mobilität, der Fokus auf "Grünflächen statt auf Asphaltwüsten" sowie ein konkreter Maßnahmenplan, wie die Klimaziele für die Stadt Wien erreicht werden können.

Die Stadtstraße Aspern sei neben der Lobau-Autobahn und der Spange Seestadt ein Teil des fossilen Mega-Projekts im Süd-Osten Wiens und "wird noch mehr Verkehrswege für klimaschädlichen Individualverkehr schaffen". "Die 4-spurige Straße soll mitten durch ein besiedeltes Gebiet vorbei an Kindergärten und Schulen laufen", kritisiert Lucia Steinwender. "Tatsächlich hat die Stadt-Autobahn durch das Ende des Lobautunnels ihren endgültigen Todesstoß erhalten. Bürgermeister Ludwig hat längst selbst zugegeben, dass die Straße ohne die Anbindung einfach im Nichts enden würde."

Greenpeace fordert Öffi-Ausbau

Klara Maria Schenk, Verkehrsexpertin bei Greenpeace, zufolge sollten stattdessen die Öffis ausgebaut werden. "Die Donaustadt hat kein ausreichendes Öffi-Angebot, auch die Radwege sind unterentwickelt. Jetzt geht es darum, allen Wienerinnen und Wienern zu ermöglichen, klimaschonend von A nach B zu kommen."

Als "klima- und umweltfreundliche Alternativen zu Lobau- und Stadt-Autobahn" nannte Schenk etwa den raschen Ausbau des S-Bahn-Außenrings oder Expressbusse in der Donaustadt und in Floridsdorf. Auch der Ausbau des Straßenbahnnetzes, insbesondere eine beschleunigte Umsetzung der bereits geplanten Linien 25 und 27 sei nun zentral. Ebenso wichtig: Eine klimafreundliche Parkraumbewirtschaftung und die Schaffung von Radschnellwegen.

Stadt Wien hält am Bau der Stadtstraße fest

Die Stadt Wien bekräftigte indes, die Stadtstraße Aspern bauen zu wollen. Sie entlaste die bestehenden Wohngebiete der Donaustadt. Außerdem hänge der Bau von leistbaren Wohnungen in den Stadterweiterungsgebieten für 60.000 Menschen direkt oder indirekt an der Umsetzung der Stadtstraße Aspern ab. Der Bau der Stadtstraße sei Teil einer behördlichen Auflage in der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) für die Seestadt, weil neben den Öffis auch eine Straßenanbindung für ein neues Stadtentwicklungsgebiet in der Größe Badens nötig sei.

"Insgesamt geht es um leistbare und attraktive Wohnungen für rund 60.000 Menschen in den Stadtentwicklungsgebieten", sagte Uli Sima, Stadträtin für Stadtplanung und Mobilität. Können diese Wohnungen nicht gebaut werden, komme es zu Wohnungsknappheit und damit zu höheren Wohnkosten in Wien. "Zudem droht Absiedelung ins Umland, in den Speckgürtel, mit all den negativen Folgen für den Klimaschutz, wie höhere Bodenversiegelung und Zunahme des Pendlerverkehrs."

"Eine Verkehrsentlastung für die Donaustädterinnen und Donaustädter ist längst überfällig. Der Verkehr muss endlich raus aus den Wohngebieten, weg von Schulen und Kindergärten! Allein für Aspern bringt die Stadtstraße Aspern 8.000 Autos weniger pro Tag, für Hirschstetten 6.000 pro Tag", sagte Donaustädter Bezirksvorsteher Ernst Nevrivy (SPÖ).