Weinend auf Bühne
Klima-Kleberin bricht vor Van der Bellen in Tränen aus
Bei einer Diskussionsveranstaltung zum Klimawandel kam es Donnerstagabend zu einer emotionalen Szene zwischen Aktivistin Mina Canaval und VdB.
Am 18. Oktober fanden die diesjährigen "ERDgespräche" in der Wiener Hofburg statt. Die Diskussionsveranstaltung rund um den Klimaschutz wurde auch von Hausherr und Bundespräsident Alexander Van der Bellen (79) samt Ehefrau Doris Schmidauer (60).
Auf dem Podium fand sich auch die 27-jährige Vorarlbergerin Marina Canaval-Hagen – auch Mina Canaval – wider. Zum Ende des rund zweieinhalb stündigen Livestreams wurde die Sprecherin der Gruppen "Letzten Generation" und "Extinction Rebellion" emotional.
Die Moderatorin hatte zuvor konstatiert, dass man charakterlich wohl "extrem gefestigt sein" müsse, um in solch einer exponierten Position für eine Sache zu kämpfen.
"Nein. Ich lebe einfach nur gerne. Ich möchte nicht die Zukunft, die uns erwartet, erleben", antwortete die Lustenauerin: "Wenn ich so alt bin, wie meine Eltern jetzt, erwarten mich Hungerkatastrophen, Dürrekatastrophen, Trinkwassermangel. Das möchte ich nicht erleben und ich bin bereit alles zu tun, das mir möglich ist, um das zu verhindern."
Marina Canaval-Hagen (27) ist eine der lautesten Stimmen der Klima-Aktivisten der "Letzten Generation" und der "Extinction Rebellion". Ihr inbrünstiger Einsatz für den Klimaschutz hatte für die 27-Jährige auch schon berufliche Konsequenzen. Heuer verlor sie ihren Job als IT-Projektleiterin, weil ihr Chef mit ihrer "Freizeitgestaltung" nicht mehr klargekommen war.
Sie sitze hier nur, weil die österreichischen Institutionen in dieser Hinsicht versagt hätten, sagte sie mit Verweis auf die Ablehnung der Klima-Klage durch den Verfassungsgerichtshof aus formellen Gründen. We glaube, mit der Unterzeichnung einer Petition und dergleichen sei genug für das Klima getan, der irre. "Ich möchte nicht, dass heute eine einzige Person hier rausgeht und denkt, das reicht. Es reicht nicht. Wir brauchen euch alle auf der Straße. Anders wird's nicht gehen, weil unsere Regierenden sich nicht von alleine bewegen."
"Tun Sie genug, um Ihre Kinder zu schützen?"
Nach diesem Appell an das Publikum richtete sich Canaval-Hagen auch direkt Bundespräsidenten Van der Bellen persönlich: "Mein Papi liebt mich und tut alles, um mich zu schützen. Ich frage Sie als Vater [zwei erwachsene Söhne, Anm.]: Tun Sie genug, um Ihre Kinder zu schützen?"
Plötzlich wurde ihre Stimme zittrig. Unter Tränen setzte sie fort: "Sie sind der mächtigste Mann hier. Ich möchte Sie bitten, zu überlegen, ob sie alles tun, um uns alle zu schützen. Sie haben eine große politische Stimme und ich bitte Sie, sie immer wenn Sie können zu nutzen."
"Uns braucht es alle auf der Straße."
Während der Großteil des Saals in Applaus ausbrach, blieb Van der Bellen auf seinem Platz in der ersten Reihe fußfrei nach dieser persönlichen Ansprachen regungslos. Das zeigt ein Kameraschwenk durch das Publikum. Pikantes Detail: Ehefrau Doris applaudierte eifrig mit.
Mit lauterer Stimme setzte Canaval fort, dass sie nicht glaube, dass Kinder im nachhinein erzählt bekommen wollen würden, dass man sich bemüht habe, immer zu allen diplomatisch zu sein.
"Ich wäre, wenn mir mein Vater das antwortet, nicht zufrieden. Ich glaube, wir müssen uns alle überlegen, was unser politischer Beitrag ist. Je mehr wir eine politische Stimme haben, desto wichtiger ist unser politischer Beitrag. Uns braucht es alle auf der Straße."
Van der Bellen hatte als Teil des Publikums keine Möglichkeit der Antwort, er blieb aber nicht völlig wortlos. Später sah man ihn aber seiner Ehefrau etwas ins Ohr flüstern.