Oberösterreich

Teuerungen – nun pfändet die Kirche die Beiträge

Die Teuerung treibt immer seltsamere Blüten: Die Kirche meldet sich jetzt mit Lockangeboten bei ihren Mitgliedern. Im Extremfall wird gepfändet.

Tobias Prietzel
Die Kirche treibt jetzt verschärft die Beiträge ein - es kommt auch schon zu Pfändungen.
Die Kirche treibt jetzt verschärft die Beiträge ein - es kommt auch schon zu Pfändungen.
Ernst Weingartner / Weingartner-Foto / picturedesk.com

Er sorgt traditionell für Diskussionen: der Kirchenbeitrag. Nicht wenige Schäflein haben der Katholischen Kirche wegen der in vielen Fällen hohen Zahlung in den vergangenen Jahrzehnten den Rücken gekehrt.

Die Details: 1,1 Prozent des steuerpflichtigen Einkommens sind, wenn man Mitglied ist, an die jeweilige Diözese abzuführen. Das funktioniert aber nicht immer ohne Probleme.

50.000 Zahlungssäumige

Rund 50.000 Katholiken haben alleine in Oberösterreich im vergangenen Jahr nicht pünktlich oder gleich gar nicht bezahlt. Oft reicht eine Erinnerung, und es wird brav überwiesen.

Aber: Mit fast 2.600 ihrer zirka 620.000 beitragspflichtigen Gläubigen musste sich die Diözese Linz 2022 vor Gericht treffen. Trotz Mahnungen und auch Vergleichsangeboten wollten sie partout nicht zahlen.

Dabei zeigt die Kirche grundsätzlich viel Geduld: "Bevor es zu einem Klagsfall kommt, gibt es durchschnittlich 13 Kontaktaufnahmen mit den Betroffenen", sagt Michael Kraml, Pressesprecher der Diözese, zu den "Oberösterreichischen Nachrichten". Man setze alles daran, dass man sich mit den Mitgliedern einige.

"Bevor es zu einem Klagsfall kommt, gibt es durchschnittlich 13 Kontaktaufnahmen mit den Betroffenen." Michael Kraml, Sprecher der Diözese Linz

Mit speziellen Angeboten soll die Zahlungsmoral der Säumigen gehoben werden. "Wir versuchen zuerst immer, die Gründe für die Ausstände zu erheben. Dann suchen wir nach Lösungen", so Kraml.

Erteilt ein Schuldner die Zustimmung, dass der Beitrag zumindest für die kommenden drei Jahre per Abbuchungsauftrag von seinem Konto eingeholt werden darf, werden ihm 25 Prozent seiner Rückstände erlassen. Und: Zusätzlich gibt es einen dreiprozentigen Rabatt auf alle künftigen Beiträge.

In Kärnten versucht die Diözese Gurk-Klagenfurt derzeit mit einem noch weit großzügigeren Angebot, zahlungsfaule Gläubige zu motivieren: Wer dem dreijährigen Abbuchungsauftrag zustimmt, dem werden die kompletten Schulden erlassen.

Jährlich 1.600 Exekutionen

Zurück nach Oberösterreich: Hier kommt es in rund 1.600 Fällen jedes Jahr zu Exekutionen der Forderung. Das entspricht 0,26 Prozent aller beitragspflichtigen Katholiken im Land. Damit liegt das Bundesland etwas unter dem Österreichschnitt mit 0,3 Prozent.

Untersuchung untermauert Preiswahnsinn

Stichwort Teuerung: Immer mehr Menschen können sich ihr tägliches Leben kaum mehr leisten. Eine AK-Untersuchung untermauert jetzt den Preiswahnsinn.

Der aktuelle Preismonitor der Arbeiterkammer Oberösterreich belegt: Die extremen Anstiege gehen quer durch alle erhobenen Super- und Drogeriemärkte, es heißt quasi überall viel tiefer in die Tasche greifen. Shampoo etwa wurde dreimal so teuer.

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