Mitten in Krankheitswelle
Kinderarzt schlägt Alarm: Keine Antibiotika seit Wochen
Das wichtige Antibiotikum Ospen ist als Saft für Kinder nicht verfügbar.
Mediziner sind ratlos, müssen auf schlechtere Medikamente für Kinder umsteigen. Ausgerechnet jetzt, in einer Phase, in der immer mehr Kinder erkranken, herrscht akuter Medikamentenmangel. Kinderärzte berichten, dass sie derzeit keinen Zugang zu dem wichtigen Mittel Ospen haben. Es ist eines der meistverschriebenen Antibiotika – vor allem für Kinder – gegen bakterielle Infektionen.
Mittel ist wichtig gegen Angina, Scharlach und Co.
Im Gespräch mit "Heute" beschreibt Kinderarzt George Zabaneh die Realität in seiner Praxis in Wien-Donaustadt: "Erst gestern hätte ich für fünf bis acht Kinder Ospen gebraucht, es ist aber nicht erhältlich." Angina, Scharlach oder Mittelohrentzündung – diese Krankheiten sind laut dem Mediziner am besten mit Ospen zu heilen, es wirkt zielgerichtet.
„Seit zwei Jahren sind diese Säfte immer wieder vergriffen“
Vor allem als Saft sei das Medikament seit Wochen nicht verfügbar, so Zabaneh: "Die Situation ist für Kinder sehr schlimm. Die sind auf diesen Saft angewiesen – Tabletten schlucken können sie nicht. Seit etwa zwei Jahren sind diese Säfte immer wieder vergriffen oder überhaupt nicht erhältlich."
Apotheker meinen: Meist gibt es doch eine Lösung
"Heute" fragte bei der Apothekerkammer nach: "Bei derartigen Lieferengpässen versuchen Apotheker, das benötigte Medikament durch Kontaktaufnahme mit anderen Apotheken doch noch bereitzustellen. Auch können sie nach Absprache mit dem Arzt auf ein wirkstoffähnliches Arzneimittel ausweichen. Nicht zuletzt lassen sich bestimmte Antibiotika auch direkt in der Apotheke herstellen. Mehr als 90 Prozent aller Fälle können so direkt vor Ort im Sinne der Patientinnen und Patienten gelöst werden."
Kinderarzt Zabaneh: "Der Engpass trifft leider auch auf andere Antibiotika zu" und weiter: "Es ist medizinisch wie ein Rückschritt in die 1950er oder 60er Jahre." Sorge bereitet dem Arzt, dass er jetzt Breitband-Antibiotika verschreiben müsse. Dieses erhöhe gerade bei Kindern das Risiko einer späteren Antibiotika-Resistenz.
Nur polnische Beipackzettel
Kurios: Augmentin, ein Antibiotikum, das lieferbar ist, verfügt laut Ärztekammer "ausschließlich über einen polnischen Beipackzettel."
Der Engpass betrifft bei Weitem nicht nur Antibiotika. Ein Blick in die Datenbank der AGES zeigt, dass 540 Medikamente in Österreich nicht oder nur eingeschränkt verfügbar sind.