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Orcas greifen Schiff an – "Hilfe, wir sinken"

In der Straße von Gibraltar kam es zu einer äußerst aggressiven Attacke einer Gruppe Schwertwalen auf ein Segelschiff. 

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Eine britische Schiffscrew wurde am Donnerstag von Orcas in der Straße von Gibraltar angegriffen.
Eine britische Schiffscrew wurde am Donnerstag von Orcas in der Straße von Gibraltar angegriffen.
Getty Images/iStockphoto

Die Britin April Boyes und ihre Crew erlebten bange Stunden vor der südspanischen Küste, als eine Gruppe Schwertwale ihr Segelschiff angriff und schwer beschädigte. Am frühen Donnerstagmorgen rammten die Orcas in einer kontinuierlichen Attacke die Mustique, die sich auf dem Weg nach Gibraltar befand. Die Tiere brachen das Ruder des Segelschiffs und durchbohrten dessen Rumpf. Als die Mustique zu sinken drohte, setzte die vierköpfige Crew einen Notruf ab.

Boyes dokumentierte die Attacke in mehreren Videos, die sie auf Instagram veröffentlichte. In einer der Aufnahmen sieht man ein Besatzungsmitglied auf dem Deck stehen, als einer der Orcas das Schiff rammt. Der Mann muss sich wegen der starken Schwankung an einer Stange festhalten, Boyes hört man "Oh, my God" sagen.

Schiff muss abgeschleppt und repariert werden

In den folgenden Stunden mehren sich die Angriffe. "Es sieht so aus, als würden sie das Schiff zerbeißen", meint ein Crewmitglied. Bei einem der letzten Angriffe ist einer der Männer zu sehen, der mit einer Taschenlampe auf dem Kopf verzweifelt versucht, das bereits steigende Wasser mit einem Eimer aus dem Maschinenraum des Schiffes zu leeren. Schließlich sagt ein Besatzungsmitglied: "Wir brauchen sofort Hilfe, wir sinken, wir sinken."

Nach kurzer Zeit erreichten ein spanisches Rettungsschiff und ein Helikopter die verängstigten Briten. Die 20 Meter lange Mustique wurde zur Reparatur in den Hafen von Barbate in der Provinz Cádiz geschleppt.

Bereits 21 Attacken im Monat Mai

Nach Angaben der spanischen Forschungsgruppe GTOA ist dieser allein in diesem Jahr der 21. Vorfall zwischen kleinen Segelschiffen und Orcas vor der Küste Gibraltars. Im Jahr 2022 gab es 207 gemeldete Zusammenstöße.

Die koordinierten Attacken der Schwertwale verblüffen die Meeresforscher und -forscherinnen. Die Tiere greifen aus dem Hinterhalt an und führen in den meisten Fällen zu schweren Schäden an den Segelschiffen. Anfang Mai wurden sogar drei Schiffe versenkt.

"Allen Crew-Mitgliedern geht es gut"

Am Samstag veröffentlichte April Boyes einen weiteren Instagram-Post, worin sie erklärte, dass die Situation nicht so dramatisch gewesen sei. "Wir waren eine professionelle Crew, niemand hat geschrien und niemand ist durch das Ereignis traumatisiert, allen Crew-Mitgliedern geht es gut. Wir segelten von den Azoren nach Gibraltar und als wir die Meerenge erreichten, sahen wir eine Gruppe Orcas, wir stellten den Motor ab und warteten, sie begannen über eine Stunde lang ununterbrochen gegen das Ruder zu stoßen", schreibt die Seglerin. 

Weiters betont sie: "Als Verfechterin des Meereslebens und des Schutzes unserer Ozeane kann ich es nicht gutheißen, die Orcas zu verteufeln. Ja, es ist ziemlich erschreckend. Diese Begegnungen könnten jedoch noch weiter erforscht werden."

Alfredo López Fernández, Meeresbiologe an der Universität von Aveiro in Portugal, hat das Phänomen untersucht. Er erklärt in der Fachzeitschrift "Marine Mammal Science", dass das Motiv für die Angriffe Rache sein könnte.

Racheaktion der Tiere?

Für López Fernández stehen die Angriffe in Verbindung mit einem traumatischen Zwischenfall mit einem Boot, den Schwertwalweibchen White Gladis erlitt. Diese schlechte Erfahrung soll das Tier nun dazu veranlassen, alle Boote anzugreifen. Noch mehr: Laut dem Meeresforscher scheint White Gladis das aggressive Verhalten anderen erwachsenen Orcas beigebracht zu haben, deren Nachwuchs die Attacken nun ebenfalls imitieren.

Richtlinien der spanischen Behörden raten Schiffsbesatzungen, eine Veränderung im Verhalten der Schwertwale wie etwa plötzliche Richtungs- oder Geschwindigkeitsänderungen zu beobachten. In solchen Fällen sollten die Menschen das Gebiet so schnell wie möglich verlassen. Jede Begegnung zwischen einem Schiff und einem Orca muss zudem den Behörden gemeldet werden.

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