Positiv-Kampagne der FPÖ

"Kickl will breitere Wählerschicht ansprechen"

"5 gute Jahre" statt "Daham statt Islam": Die FPÖ überrascht mit einer Positiv-Kampagne. "Heute" hat eine Expertin gefragt, was dahintersteckt.

Newsdesk Heute
"Kickl will breitere Wählerschicht ansprechen"
Plakate der FPÖ mit positiven Slogans an der Wiener Ringstraße
Helmut Graf

"Euer Wille geschehe", "5 gute Jahre", "Kickl. Dein Herz sagt Ja". In Wien kommt man derzeit nicht an den Plakatständern der FPÖ vorbei, die gefühlt in der ganzen Stadt aufgestellt sind. Auch die City ist voll davon. Auffallend daran sind heuer die positiven Slogans. Aber was bezwecken die FPÖ und Herbert Kickl mit diesem thematischen Schwenk in Richtung Optimismus?

"Kickl muss in die Mitte hineingehen"

"Herbert Kickl will damit eine breitere Wählerschicht ansprechen als nur die klassischen FPÖ-Wähler, die er auch mit negativen Botschaften erreicht", sagt Meinungsforscherin und Politik-Expertin Alexandra Siegl von "Unique Research" im Gespräch mit "Heute". "Er muss in die Mitte hineingehen, Zielgruppen über die eigentliche hinaus erreichen. Und genau die Wähler in der Mitte darf man nicht mit einer zu negativen Kampagne verschrecken."

FPÖ stellt Wahlplakate für Nationalratswahl 2024 vor

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    Am Freitag (23.08.2024) stellte die FPÖ ihre erste Plakatwelle für die Nationalratswahl vor.
    Am Freitag (23.08.2024) stellte die FPÖ ihre erste Plakatwelle für die Nationalratswahl vor.
    Sabine Hertel

    Siegl bringt einen Vergleich: "Dein Herz sagt Ja" suggeriere so etwas wie "Du willst uns ja eigentlich eh wählen. Dann tu’s auch." Angesprochen würden damit auch Wähler, die schon länger mit dem Kreuzerl bei der FPÖ spekulieren.

    Aber kommt diese massive Welle nicht zu früh? Nein, meint die Expertin. Die meisten Leute seien bereits aus dem Urlaub zurück, bei vielen werde in diesen Tagen die Wahlentscheidung fallen. Siegl verweist auf Daten aus der Nationalratswahl 2019: Damals hätten sich 19 % der Wähler zwei bis drei Wochen vor der Wahl entschieden, bei wem sie ihr Kreuzerl machen, weitere elf Prozent erst in den letzten Tagen vor dem Wahlsonntag. "Das heißt: 70 %, also die Mehrheit, trifft bereits jetzt ihre Wahlentscheidung." Und genau da wolle die FPÖ hineinschneiden und "einen ersten Pflock einschlagen – eben auch für nicht klassische FPÖ-Wähler".

    Ob die zweite Welle genauso positiv oder doch wieder alte FPÖ-Schule werden wird, ist für Siegl offen: "Beides ist vorstellbar. Es ist also durchaus möglich, dass am Ende des Wahlkampfs noch zugespitzt wird – Stichworte 'Remigration', 'Volkskanzler'." Denkbar sei aber auch, dass die Freiheitlichen zwei Strategien nebeneinander fahren: auf der einen Seite eben mit der härteren Diktion Kernwähler und rechte Klientel ansprechen, auf der anderen Seite mit softeren Tönen neue Wählerschichten erschließen.

    Scharfe Kritik der katholischen Kirche an abgewandeltem Bibelzitat

    Kritik am abgewandelten Bibelzitat "Euer Wille geschehe" übt indes der Abt des niederösterreichischen katholischen Stiftes Lilienfeld, Pius Maurer: "'Dein Wille geschehe' ist ein sehr bekannter Satz aus dem Vaterunser und aus der Heiligen Schrift. Diesen Satz leicht verändert für politische Wahlwerbung zu nützen, halte ich für geschmacklos." Auch wenn die christliche Religion grundsätzlich friedlich sei, sollte sie sich nicht alles gefallen lassen müssen – "wie die taktslose Benützung eines Gebets- und Bibelzitates für Parteipropaganda", so Maurer weiter.

    Er spielt mit etwas, das Menschen heilig ist.
    Peter Schipka
    Generalsekretär der Bischofskonferenz über Kickl-Plakat

    Ebenfalls wenig barmherzig geht Peter Schipka, Generalsekretär der Bischofskonferenz, mit dem FPÖ-Plakat ins Gericht: "Dieser Satz spielt mit einem Zitat aus der Bibel, und noch dazu mit dem wichtigsten Gebet, das Christinnen und Christen kennen." Und weiter: "Leider kommt so etwas im wirtschaftlichen und politischen Marketing immer wieder vor. Wer das tut, dem muss bewusst sein, dass er mit etwas spielt, das Menschen heilig ist und damit diesen Menschen nicht die Wertschätzung entgegenbringt, die sie verdienen."

    Die Bilder des Tages

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      <strong>21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist.</strong> Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, <a data-li-document-ref="120079782" href="https://www.heute.at/s/magdeburg-terrorist-war-bekannter-anti-islam-aktivist-120079782">die aus Saudi-Arabien flüchteten.</a>
      21.12.2014: Magdeburg-Terrorist war bekannter Anti-Islam-Aktivist. Der mutmaßliche Täter des Anschlags von Magdeburg erhob schwere Vorwürfe gegen Deutschland und unterstützte Frauen, die aus Saudi-Arabien flüchteten.
      REUTERS

      Auf den Punkt gebracht

      • Die FPÖ überrascht in Wien mit einer Positiv-Kampagne, um eine breitere Wählerschicht anzusprechen, wie die Meinungsforscherin Alexandra Siegl erklärt
      • Während die neuen Slogans Optimismus verbreiten, gibt es Kritik von kirchlicher Seite an der Verwendung eines abgewandelten Bibelzitats für politische Zwecke
      red
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