Sender in der Kritik
Kickl-Skandal – das zeigte der ORF den TV-Sehern nicht
Riesiger Aufreger um jenen ORF-Moderator, der einen TV-Beitrag über Herbert Kickls Gesundheitszustand ankündigt hatte. Doch es kam alles anders.
Dutzende ORF-Seher waren entsetzt, nachdem ORF-Journalist Patrick Budgen am Samstag seine eigene Sendung angekündigt hatte. Zu Gast in "Bei Budgen" hatte der ORF-Mann den "profil"-Journalisten Gernot Bauer geladen, einen der beiden Autoren der vom FPÖ-Chef Herbert Kickl "nicht autorisierten" Biografie "Kickl: und die Zerstörung Europas". Dabei zitierte Budgen auf der Plattform X schon vorab seinen Gast: "Wir wissen von Herbert Kickl, dass er relativ oft krank ist. Er lässt sich oft entschuldigen und verschwindet für 1-2 Tage. Ich bin gespannt ob er überhaupt die Robustheit hat, dass er ganz oben ist."
Die Folge: Entsetzen bei den Nutzern. "Ich finde die Gesundheit ist etwas sehr Privates, auch bei Politikern – es sei denn sie behindert die Erfüllung des Amtes", kommentierte etwa Journalistin Colette Schmidt, "Das ist wirklich tief, unglaublich…", wunderte sich der Anwalt Sascha Flatz, dass der ORF den Beitrag zu Spekulationen über Kickls Gesundheitszustand nutzte. Die Kritik war schließlich so massiv, dass Budgen eine Pause von der Plattform X ankündigte. Zur Ausstrahlung des Beitrags kam es am Samstag innerhalb der ORF-Sendung "Wien heute" dann trotzdem – allerdings mit einem großen Fragezeichen.
Passagen wurden gar nicht im TV gezeigt
Der Grund: Die angekündigte Passage, in der über Kickls Gesundheit geredet wurde, war nicht Teil der Ausstrahlung. Ob der ORF den Beitrag in aller Eile vor Ausstrahlung noch einmal umgeschnitten hatte? Unklar. Kurz und knapp hieß es am Ende des Beitrags nur, dass das Interview in voller Länge (und mit den Passagen über Kickls Gesundheit) im Internet abrufbar sei. Herunterzuspielen versuchte Buch-Autor Bauer indes im TV-Beitrag, dass Fehler in der Biografie passiert sind – es handle sich um "zwei Absätze", die falsch seien, so Bauer – und wenn Kickl selbst nicht mehr gefunden habe, bestätige ihn das sinngemäß.
Was der ORF den TV-Sehern nicht zeigte: Herbert Kickl "mag es nicht", wenn er etwas "nicht steuern" könne, deswegen habe er auch nicht mit den Buch-Autoren gesprochen. Das zeige sich auch bei Zeltfesten, so Bauer, "da geht er immer nur dorthin, wo er weiß, da sitzen sie im Pulk von Freunde, von Parteifreunden, von wirklichen Fans. Andere Politiker trauen sich in andere Ecken rein". Außerdem: Kickl habe 2021 Norbert Hofer aus dem Amt gemobbt, das habe zu Unmut bei den Wiener Freiheitlichen mit Dominik Nepp gesorgt, der kurzfristig als Kickl-Gegenkandidat angedacht gewesen sei.
Am Ende des Internet-Beitrags die kritisierten Passagen: "Bundeskanzler ist der denkbar größte Stress, den man sich vorstellen kann. Und das muss man mal aushalten, so robust muss man sein. Und jetzt wissen wir von Herbert Kickl, dass er relativ oft krank ist. Also er lässt sich oft entschuldigen, verschwindet für ein oder zwei Tage, hatte vor gar nicht allzu langer Zeit auch einen Hörsturz, das ist ja offenbar auch stressbedingt. Also ich bin gespannt, ob er überhaupt die Robustheit hat, dass er ganz oben ist", so Bauer.