Politischer Aschermittwoch
Kickl ruft Bürger auf, ORF-Gebühr noch nicht zu zahlen
Traditionell lud die FPÖ zum "Politischen Aschermittwoch" in die Jahnhalle Ried – und Parteichef Herbert Kickl holte vor 2.000 Gästen zur Attacke aus.
Rund 300 Gegendemonstranten machten bereits ihrem Unmut in der "Giesserei" in Ried drei Stunden zuvor Luft, bevor FPÖ-Chef Herbert Kickl und FPÖ-Landeshauptmann-Stellvertreter Manfred Haimbuchner, begrüßt von geschwenkten Österreich-Fahnen und "Herbert, Herbert"-Rufen, in der Jahnhalle vor rund 2.000 Gästen beim "Politischen Aschermittwoch" zum Rundumschlag ausholten. Aufwärmen durfte die Gäste Bezirksparteiobmann Thomas Dim, der auch den Dritten Präsident des Nationalrates, Norbert Hofer, sowie EU-Spitzenkandidaten Harald Vilimsky und FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz unter den Gästen begrüßte.
Er sei überzeugt, dass die "Kopiermaschinen der politischen Mitbewerber schon auf Hochtouren laufen", so Dim, der recht schnell von Haimbuchner auf der Bühne abgelöst wurde. "Wir sind nicht aus Salz, wir sind nicht aus Zucker, manchmal sind wir auch aus Stahl", so Haimbuchner, deswegen halte die FPÖ die Angriffe auf die Partei aus. "Drei Bier gehen immer", so Haimbuchner. Buh-Rufe gab es für Bundespräsident Alexander Van der Bellen, der die Parteien im Vorfeld ermahnt hatte. "Machen Sie sich einen gemütlichen Abend, zünden Sie sich einen Tschick an", so Haimbuchner, das Ende seiner Amtszeit könne man erwarten.
Herbert Kickl beim Politischen Aschermittwoch der FPÖ 2024
"Der hat von der FPÖ nichts zu befürchten"
Kickl sei ein Politiker für die Familien, "die bestehen aus Mama, Papa und Kindern", kündigte Haimbuchner den "künftigen Volkskanzler" an. Zünden wollten Haimbuchners Schmähs ("ein Innenminister, der kana ist", andere Parteien sollen mehr trinken, dann würden sie "auch blau") nicht wirklich. Jubel gab es dafür für Haimbuchners "Versprechen": "Jeden Einzelnen außer Landes zu schaffen, der seit 2015 illegal nach Österreich gekommen ist und sich illegal in unserem Land aufhält." Wer legal nach Österreich gekommen sei, unabhängig der ethnischen Zugehörigkeit, und wer sich anpasse, "der hat von der FPÖ nichts zu befürchten".
Nachdem Haimbuchner am Ende seines Auftritts sein Bier auf ex trank, kam Kickl an die Reihe – und "hatte schon etwas Angst, dass uns der Manfred Haimbuchner zur Bierpartei abhandenkommt". Danach verspritze Kickl mächtig Verbalgift. "Die Corona-Karo", ÖVP-Ministerin Karoline Edtstadler, habe eine neue Beschäftigung als Opernball-Maskottchen nach ihrer Jagd auf Ungeimpfte, Bundeskanzler Karl Nehammer mache Kickl zum Hauptdarsteller seiner eigenen Auftritte und "degradiert sich zum Nebendarsteller", weswegen er bald "Lizenzgebühren" verlangen werde.
ORF-Gebühr soll "noch nicht" eingezahlt werden
Der ORF lade Vertreter des "Parteieneinheitsbreis" ein, statt seinem Auftrag nachzukommen, wütete Kickl. Der FPÖ-Chef ernannte sich auf der Bühne zur personifizierten "Befreiung von der Zwangsgebühr" und rief die Bürger dazu auf, die neue ORF-Gebühr "noch nicht" einzuzahlen, da er sie abschaffen werde, wenn er an der Macht sei. Es gehe nun um "Sein oder Nichtsein" für die Freiheit, Demokratie und das freie Wort, aber nicht darum, ob "McNehammer oder ich der nächste Bundeskanzler ist", so Kickl. Ein Bündnis der Volksverräter sei der Zusammenschluss der anderen Parteien, eine "Einheitskandidatur" wäre der "nächste logische Schritt".
Alle anderen Parteien würden keinen Schritt mehr nach vorne kommen, wenn es "die Massenmedien" nicht gebe, so Kickl, sie seien "Rollator und Sauerstoffzelt" in einem, "wir brauchen die alle nicht". "Unvergessen" sei dagegen noch immer Jörg Haider, schwärmte Kickl vom verstorbenen, ehemaligen Kärntner Landeshauptmann. Statt Bier runterzukippen, nippte Kickl übrigens immer wieder nur an einem Glas Leitungswasser – Haimbuchner hatte kurioserweise zuvor erklärt, "echte Männer trinken Bier". Kickl drücke zudem "Alice" die Daumen für eine starke AfD in Deutschland, die es brauchen werde, um das Land zu retten. Zurück zu Haider, der seiner Zeit "weit voraus" gewesen sei und dafür verteufelt worden sei.
"Schnallt's euch an, ihr Volksunterdrücker"
"Heute geht es uns so als FPÖ, wie es Jörg Haider damals gegangen ist", so Kickl, "deshalb prügeln sie jetzt auf uns ein, weil wir haben Recht und sie Unrecht." Und es sei Kickl "vollkommen wurscht", ob es dem "Oberkommando der Intoleranten" passe, dass es "den Herbert Kickl" noch immer geben werde, wenn die restlichen Parteien bereits aus dem Parlament geschmissen worden seien. "Remigration ist Trumpf, meine lieben Freunde", es gebe nichts einzuwenden gegen einen "Geh-Heim-Plan", übernahm Kickl stolz das Wording der als rechtsextrem eingestuften Identitären.
Der "Schutzpatron der österreichischen Bevölkerung" sei "punktgenau in der Mitte der Gesellschaft", wenn er als rechtsextrem bezeichnet werde, gab der FPÖ-Chef bekannt. Kommunisten seien unter dem Deckmantel des Umweltschutzes unterwegs, so Kickl, "schnallt's euch an, ihr Volksunterdrücker, ihr bekommt es mit der schweigenden Mehrheit und der freiheitlichen Partei zu tun". "Alarmstufe Rot am Futtertrog" sei, wenn die FPÖ einen Führungsanspruch stelle, so Kickl, Verschwörungstheorie gleich inklusive: "Fehlt nur noch, dass jemand im Ausland etwas anzettelt."