Abrechnung mit Regierung

Kickl: "Bevölkerung wurde traktiert und schikaniert"

Die FPÖ führt alle Umfragen an. Herbert Kickl sagt "Heute", wie er das Land gestalten und erster freiheitlicher Regierungschef werden möchte.

Newsdesk Heute
Kickl: "Bevölkerung wurde traktiert und schikaniert"
Herbert Kickl im großen "Heute"-Interview
Sabine Hertel

Das bisherige Rekordergebnis der FPÖ gelang Jörg Haider 1999 (26,91 Prozent) – er landete damals aber deutlich hinter Viktor Klimas SPÖ. Am Sonntag könnten die Blauen erstmals Platz eins bei einer Nationalratswahl erzielen. Spitzenkandidat Herbert Kickl (55) sprach mit "Heute" über:

Die Wahl am Sonntag

"Platz eins ist das Ziel."

Regierungsbildung danach

"Der, der die Wahl gewinnt, soll mit der Regierungsbildung beauftragt werden. Das entspricht dem Gerechtigkeitsempfinden der Menschen."

Video: Der komplette Talk mit Herbert Kickl

Führungsanspruch bei Platz 1?

"Ja. Das ist ja nichts Unanständiges. Wenn man die Wahl gewinnt, will man eine Regierung bilden."

Und wenn die FPÖ Zweite wird?

"Dann werde ich keinen Anspruch stellen. Es wundert mich aber, dass die Konkurrenz diesen Satz nicht über die Lippen bringt. Das zeigt, dass diese Menschen schon sehr weit weg sind von der Demokratie, die sie angeblich verinnerlicht haben."

1. Nationalratspräsident für FPÖ

"Jeder weiß, dass das bisher immer so gewesen ist. Alles andere wäre widersinnig. Die anderen Parteien sollten Farbe bekennen: Wird das von ihnen anerkannt oder denken Sie darüber nach, den Wählerwillen mit Hinterzimmer-Packeleien auszuschalten?"

Nationalratspräsident Kickl

"Ich habe ein anderes Ziel – nämlich erster freiheitlicher Regierungschef zu werden."

Mit dem Vorwurf dazugelernt zu haben, kann ich als Politiker sehr, sehr gut leben.
Herbert Kickl
Spitzenkandidat (FPÖ)

Seine Ziele als etwaiger Kanzler

"Es sind drei Dinge: Es gibt ein großes Bedürfnis nach Sicherheit, also dass wir im Asylbereich mit einer 'Festung Österreich' die Trendwende zusammenbringen. Das Zweite ist der ganze Bereich Gesundheit und Pflege – ein riesiges Problem. Ich glaube nicht, dass hier eine Periode ausreicht, aber es braucht eine Kraftanstrengung, dass das von der Regierungsspitze gelöst wird. Und dann natürlich, dass man von seinem erwirtschafteten Einkommen in Österreich wieder leben kann."

Unversöhnlichkeit bei Corona

"Das ist die Wahrnehmung von Millionen Menschen in diesem Land. Es ist ja – unter Anführungszeichen – eine Leistung der Extraklasse, dass man es als Bundesregierung zustande bringt, die eigene Bevölkerung über Jahre zu traktieren und zu schikanieren. Ich bin nicht unversöhnlich, sondern nur dafür, dass wir die Dinge beim Namen nennen. Im Grunde genommen wurde Politik entgegen jede Evidenz gemacht, die unterm Strich zum Ergebnis geführt hat, dass man schlechter abgeschnitten hat als Länder, die auf diese Zwangsmaßnahmen verzichtet haben."

Shutdown-Forderungen von ihm selbst

"Das habe ich gesagt, da die Lage am Anfang tatsächlich unübersichtlich war. Einen großen Fehler darf man aber nicht machen: So zu tun, als müsste man bei einem Anfangszustand permanent eingefroren stehen bleiben. Man muss schauen, was sich an wissenschaftlichen Erkenntnissen und in der Welt draußen tut. Das haben wir gemacht. Und ganz ehrlich: Mit dem Vorwurf dazugelernt zu haben, kann ich als Politiker sehr, sehr gut leben."

Was in der Pandemie falsch lief

"Es wäre abgebracht, sich vor die Bevölkerung zu stellen und zu sagen: Jawohl, wir haben Fehler gemacht! Es war für jeden erkennbar, dass die Lockdowns in Wahrheit kontraproduktiv sind, dass die FFP2-Masken bei Kindern nichts bringen, dass die Impfung alles andere als der Game-Changer und der einzige Ausweg aus der Pandemie ist. Dieses offene Wort wäre es, was sich die österreichische Bevölkerung verdient hätte."

Klimawandel

"Niemand leugnet ihn. Die Frage ist einzig, ob die Maßnahmen in einer Relation zum Nutzen stehen."

Teuerung

"Die Menschen können sich den Einkauf kaum noch leisten und haben riesige Probleme mit den Miet- und Energiekosten. Dann wachelt die Regierung mit einer Statistik herum und sagt, die Kaufkraft wäre gestiegen. Das zeigt, mit welcher Eiseskälte diese Menschen ausgestattet sind."

Jede Stimme für die FPÖ ist eine gut investierte – nämlich in fünf gute Jahre für Österreich.
Herbert Kickl
Spitzenkandidat (FPÖ)

CO2-Steuer beibehalten

"Nein!"

EU-Asylpakt

"Aussteigen – er ist eine Mogel-Packung."

ORF-Haushaltsabgabe

"Abschaffen – je früher, desto besser."

Corona-Maßnahmen "Überzogen und ohne jede Evidenz."

4.600 € Mindestsicherung

"Ein Systemfehler. Wir haben es mit einem System der Inländer-Diskriminierung zu tun, denn wir wissen, dass Asylantenfamilien auch wunderschöne neue Wohnungen bezogen haben, die sich Wiener nicht mehr leisten können."

Sein Vorschlag in der Causa

"Mein Zugang ist ein ganz einfacher: Sozialleistungen nur noch für österreichische Staatsbürger."

Und für Migranten?

"Sachleistungen. Sie brauchen ein Quartier, medizinische Versorgung und etwas zu essen – wie in jeder Kaserne. Geld ist ein Pull-Faktor."

Flüchtlinge auf Heimaturlaub

"Müssen einen Daueraufenthalt daraus machen. Wer Heimaturlaub macht, hat seinen Schutzstatus verspielt. Ein Asyl-Aberkennungsverfahren ist die logische Konsequenz – das habe ich schon als Innenminister vorangetrieben."

Abschieben nach Syrien und Afghanistan

"Ja, natürlich!"

Wunsch für Österreich

"Fünf gute Jahre. Jede Stimme für die FPÖ ist ein gutes Investment dafür."

Politik Backstage: Die aktuellen Storys zur Nationalratswahl 2024

Auf den Punkt gebracht

  • Herbert Kickl, Spitzenkandidat der FPÖ, strebt bei der kommenden Nationalratswahl den ersten Platz an und möchte erster freiheitlicher Regierungschef werden
  • Er betont die Notwendigkeit von Sicherheit im Asylbereich, Reformen im Gesundheits- und Pflegesektor sowie Maßnahmen gegen die Teuerung und spricht sich gegen die CO₂-Steuer, den EU-Asylpakt und die ORF-Haushaltsabgabe aus
red
Akt.