Welt
Kenosha-Schütze will Biden von Gefängnis aus verklagen
Der Kenosha-Schütze (17) sitzt derzeit im Gefängnis. Jetzt macht sein Foto aber wieder die Runde – in einem Wahlclip der Demokraten.
Der inhaftierte 17-jährige Kyle Rittenhouse will den demokratischen Präsidentschaftskandidaten Joe Biden und dessen Wahlkampfteam wegen Verleumdung verklagen. Dies hat Lin Wood, der Anwalt des Teenagers, bekannt gegeben. Er verlangt zudem einen "öffentlichen Widerruf" des Werbeclips, den die Biden-Wahlkampagne kurz nach der ersten TV-Debatte zwischen den Präsidentschaftsanwärtern Donald Trump und Biden aufgeschaltet hatte.
Rittenhouse ist landesweit bekannt. Er war zu den Protesten in Kenosha, Wisconsin, angereist und hatte auf drei Demonstranten geschossen. Zwei starben. Rittenhouse muss sich als Erwachsener wegen zwei Mordfällen ersten Grades und eines Mordversuchs verantworten. Seinem Anwalt zufolge wird er auf Notwehr plädieren. In einem Video ist gemäß "Wall Street Journal" allerdings Rittenhouse zu hören, wie er sagt: "Ich habe gerade alle umgenietet." Zurzeit sitzt er im Gefängnis in Lake County, Illinois.
"Die Linken wollen einfach nicht aufhören"
Jetzt also ist der 17-Jährige in einem Wahlkampfclip der Demokraten aufgetaucht, was dem bekennenden Trump-Fan offensichtlich sauer aufstößt. Der gut 50 Sekunden lange Spot dreht sich um den Moment der TV-Debatte, in dem US-Präsident Trump sich erneut weigerte, Gewalt von rechtsextremistischen Gruppierungen zu verurteilen und sich von ihnen zu distanzieren. Im Hintergrund werden Bilder von Unruhen und bewaffneten Milizen gezeigt – darunter auch ein Foto von Rittenhouse, bewaffnet in Kenosha. Der Tweet vom Biden-Team wurde 63.000 Mal geteilt und 178.000 Mal geliket.
"Ich fordere, dass Joe Biden seine falsche Anschuldigung, wonach Kyle ein Rechtsradikaler und Mitglied einer Miliz ist, die für die Gewalt in Kenosha verantwortlich ist, sofort zurücknimmt", teilte der Anwalt von Rittenhouse mit – auf Twitter wohlgemerkt. "Die Linken wollen einfach nicht aufhören. Ich bereite gerade eine Rückziehungsforderung von Herrn Biden und seinem Team vor", heißt es dort auch. Weder Biden noch sein Team haben sich bislang zu der angedrohten Klage geäußert.
Interne Weisung: Wohlwollende Worte für Rittenhouse
US-Präsident Donald Trump hatte Rittenhouse nach dessen Tat in Schutz genommen: "Er hat versucht, von ihnen wegzukommen und dann ist er gefallen und dann haben sie ihn sehr heftig angegriffen. Ich denke, er war in großer Not, er wäre wahrscheinlich getötet worden."
Jetzt berichten US-Medien von internen Dokumenten des Innenministeriums (Home Land Security), das Vertretern der Strafverfolgungsbehörden nahelegt, "öffentlich nur wohlwollend von Rittenhouse zu reden". So wird etwa vorgeschlagen, dass im Gespräch mit Medien jeweils betont werde, dass "Rittenhouse sein Gewehr an die Proteste mitnahm, um Besitzer von kleinen Läden zu helfen, sich zu verteidigen".
Ob diese Weisungen im Weißen Haus verfasst wurden oder ein Produkt der Pressestelle von Home Land Security sind, ist unklar. Gemäß ehemaliger Mitarbeiter des Innenministeriums ist es "ungewöhnlich, dass Mitglieder der Strafverfolgungsbehörden instruiert werden, sich zum Fall einer Gruppierung oder eines Individuums zu äußern, solange die Ermittlungen andauern".