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Kennedy-Mörder (77) könnte bald freikommen
Im 16. Anlauf könnte es für ihn klappen: Dem Antrag auf Freilassung von Sirhan Sirhan (77), der Robert F. Kennedy erschoss, soll stattgegeben werden.
Der Mörder des einstigen Senators und US-Präsidentschaftsanwärters Robert F. Kennedy könnte nach 53 Jahren Gefängnis freikommen. Die Bewährungskommission gab dem Antrag des 77-jährigen Sirhan Sirhan auf vorzeitige Entlassung aus der lebenslangen Haft am Freitag statt, nachdem sich auch zwei von Kennedys Söhnen dafür eingesetzt hatten. Die Freilassung Sirhans ist damit aber noch nicht garantiert. Erst wird die Entscheidung noch 120 Tage lang geprüft, dann kann auch der Gouverneur von Kalifornien mitentscheiden.
Sirhan hatte Kennedy, den Bruder des knapp fünf Jahre zuvor ermordeten US-Präsidenten John F. Kennedy, am 6. Juni 1968 in Los Angeles erschossen, kurz nachdem dieser die Vorwahl der Demokraten um die Präsidentschaftskandidatur in Kalifornien gewonnen hatte. Der Verurteilte erinnerte sich nach eigenem Bekunden nicht an die Tat, war aber erbost über Kennedys Unterstützung für Israel. Sirhan ist ein christlicher Palästinenser aus Jordanien.
15 Mal hatte er seit seiner Inhaftierung schon erfolglos einen Antrag auf vorzeitige Entlassung gestellt. Noch bei der letzten Anhörung 2016 war die Kommission zu dem Schluss gekommen, dass Sirhan nicht die angemessene Reue zeige oder ihm die Schwere seines Verbrechens bewusst sei. Seither habe Sirhan sein Verhalten geändert, sagte das Kommissionsmitglied Robert Barton.
Kennedys Söhne plädieren für Gnade
Einer von Kennedys Söhnen, Douglas Kennedy, war zum Zeitpunkt der Tat noch ein Kleinkind. Er sagte der Bewährungskommission nun, er sei von der Reue Sirhans zu Tränen gerührt worden. Er sei für eine Freilassung des 77-Jährigen, sofern er keine Gefahr für andere darstelle.
Auch Robert F. Kennedy Jr., der sich schon in der Vergangenheit für eine Freilassung Sirhans ausgesprochen hatte, äußerte sich schriftlich ähnlich. In einem Schreiben an die Kommission berichtete er von einem bewegenden Treffen mit Sirhan im Gefängnis. Zwar könne niemand im Namen seines ermordeten Vaters sprechen, doch sei er der Überzeugung, dass auch der sich angesichts der "eindrucksvollen Rehabilitationsleistungen" Sirhans für dessen Freilassung aussprechen würde.
Sirhans Anwältin Angela Berry hatte die Kommission aufgefordert, ihre Entscheidung darauf zu stützen, wie Sirhan sich entwickelt habe, und nicht auf die Tat vor mehr als 50 Jahren. Sirhan sagte, er habe gelernt, seine Wut zu kontrollieren, und wolle friedlich leben.
Nach der Bekanntgabe der Entscheidung lächelte Sirhan und dankte der Kommission. Sollte er freikommen, muss er sechs Monate lang in einem Übergangswohnheim leben, sich in ein Programm für Alkoholiker einschreiben und eine Therapie beginnen.