Skandal-Urteil in Belgien

Keine Strafe für Vergewaltiger – Täter "zu talentiert"

Weil er laut dem Richter zu "jung" und "talentiert" sei, entging ein Student einer Strafe wegen Vergewaltigung. Das Urteil sorgt für Empörung.
Newsdesk Heute
03.04.2025, 18:37

Ein 24-jähriger Gynäkologie-Student wurde in der belgischen Stadt Löwen zwar wegen Vergewaltigung schuldig gesprochen, entging jedoch einer Strafe. Die Urteilsbegründung des Richters sorgt für viel Kritik in den sozialen Medien.

Doch alles von Anfang an: Im November 2023 war der Student auf einer Halloween-Party in einer Bar. Ebenfalls anwesend war eine junge Frau, die sich laut dem Nachrichtenportal "VRT" plötzlich benommen fühlte. In diesem Zustand lernte sie den 24-Jährigen kennen.

Frau soll nach Adresse gefragt haben

Dem Beschuldigten zufolge habe die Frau ihn zuerst angesprochen und nach der Adresse eines Geschäfts gefragt, woraufhin er der Studentin angeboten hätte, sie dorthin zu begleiten. Schlussendlich sollten die beiden aber nicht zum Geschäft, sondern zu Wohnadresse des 24-Jährigen gegangen seien, wo es zum Geschlechtsverkehr kam.

Der Student beteuerte vor Gericht, dass der Sex mit der Kommilitonin einvernehmlich gewesen sei. Die Staatsanwaltschaft war allerdings anderer Meinung. Sie ging davon aus, dass der 24-Jährige den Zustand der Frau schamlos ausgenutzt habe. Er wiederum gab an, die Frau beschützt zu haben, indem er sie mit nach Hause nahm, führte dann aber sexuelle Handlungen an ihr durch.

Weder Haft- noch Geldstrafe

Die Staatsanwaltschaft beantragte eine Freiheitsstrafe von drei Jahren auf Bewährung, während die Verteidigung darauf plädierte, den Studenten nicht zu bestrafen, da er sonst Schwierigkeiten in seinem weiteren Karriereweg hätte. Schlussendlich kam es dann zu einem brisanten Urteil:

Das Gericht sprach den Studenten wegen der Vergewaltigung schuldig, eine Haft- oder Geldstrafe hatte dies allerdings nicht zu Folge. Zudem muss sich der 24-Jährige auch keine Bewährungsauflagen einhalten. Laut dem Richter sei es unbestreitbar, dass er die Grenze des Erlaubten überschritten habe. Der Student habe weder die physischen und psychischen noch die sexuellen Grenzen seines Opfers respektiert, jedoch sei der Mann noch jung und nicht vorbestraft.

Zudem sei er "sowohl in seinem beruflichen als auch in seinem privaten Leben ein talentierter und engagierter Mensch", befand der Richter. "Indem wir ihn für schuldig befinden, aber nicht bestrafen, wird er sich schuldig fühlen, und es wird verhindert, dass er wieder straffällig wird, ohne dass der Mann sozial beeinträchtigt wird", hieß es in der Urteilsbegründung weiter.

Somit wird die Verurteilung des 24-Jährigen auch nicht im Strafregister erscheinen. Im Falle einer erneuten Straffälligkeit werde der Mann sowohl für das aktuelle Verbrechen als auch für die Vergewaltigung verurteilt, heißt es in dem Bericht von "VRT".

Kritik im Netz

Als der Fall Anfang der Woche bekannt wurde, ließ die Empörung über das Urteil in den sozialen Medien nicht lange auf sich warten. Vor allem auf den Plattformen TikTok und Instagram ist der Unmut groß.

So heißt es beispielsweise unter einem Video der europäischen Grünen ("Young European Greens"): "Die potenzielle Zukunft eines Mannes ist wichtiger als das jetzige Leben einer Frau." Einem weiteren User zufolge sollte es dem Mann verboten werden, jemals im Gesundheitsbereich zu arbeiten, vor allem mit Frauen.

Akademische Konsequenzen

Juristisch hatte der Vorfall für den 24-Jährigen keine Konsequenzen, seine akademische Zukunft ist vorerst ungewiss. In einer gemeinsamen Aussendung stellten das Universitätskrankenhaus Löwen (UZ Löwen) und die Universität Löwen (KU Löwen) klar, dass der Student mittlerweile suspendiert wurde. Von dem Urteil habe man erst aus den Nachrichten erfahren.

Laut dem dortigen Chefarzt Gert Van Assche seien die Gedanken des Krankenhauses und der Universität in erster Linie bei dem Opfer. Man werde sich nun mit dem Urteil befassen und prüfen, wie es weitergehen soll. Der Medizin-Student sei bis dahin vom Dienst im Krankenhaus suspendiert worden, heißt es in der Erklärung.

{title && {title} } red, {title && {title} } 03.04.2025, 18:37
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