Politik

"Keine Lust mehr" – Ex-Kanzler Kurz packt im TV aus

Ex-Kanzler Kurz (35) hat sein erstes TV-Interview nach seinem politischen Abgang gegeben und dabei auch über die Koalition mit den Grünen ausgepackt.

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    Sebastian Kurz im exklusiven ServusTV-Interview kurz vor dem ÖVP-Parteitag
    Sebastian Kurz im exklusiven ServusTV-Interview kurz vor dem ÖVP-Parteitag
    ServusTV

    Genau 160 Tage nachdem der ehemalige Bundeskanzler, Außenminister und Staatssekretär Sebastian Kurz von all seinen politischen Ämtern zurückgetreten ist, hat ihn ServusTV exklusiv zu seinem ersten TV-Interview nach seinem politischen Rücktritt getroffen.

    Im Gespräch mit dem Sender packte der 35-Jährige dabei nicht über das harte Pflaster der Politik oder die andauernden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft aus, sondern auch über die Koalition mit den Grünen ab 2020 sowie über seine Rolle als Familienvater und ein mögliches Comeback in der Politik.

    Kurz in Servus-TV über...

     ... die Ukraine-Krise 2014, als Österreich den OSZE-Vorsitz inne hatte

    "Ich habe als Österreicher in einem neutralen Land die NATO stets als Verteidigungsbündnis empfunden. In den Gesprächen mit Putin und Lawrow ist damals schon von deren Seite immer wieder der Eindruck erweckt worden, oder das Gefühl wiedergegeben worden, sie würden sich bedroht sehen von der NATO und von einem potenziellen Angriff durch die Amerikaner, die Briten oder die ganze NATO, was wir natürlich immer als absurd wahrgenommen haben."

     ... die andauernden Ermittlungen der Staatsanwaltschaft

    "Ich lebe mittlerweile sehr gut damit."

    ... auf die Frage, ob die ÖVP den Ibiza-Untersuchungsausschuss unterschätzt hat

    "Wir sind hier sicherlich sehr, sehr leichtgläubig an die Dinge herangegangen, denn wir hatten einen klaren Fokus. Wir haben Dinge richtig gemacht, Dinge falsch gemacht. Manche Entscheidungen waren besser, andere waren schlechter, aber wir haben nie was Unrechtes oder strafrechtlich Relevantes gemacht."

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      Sebastian Kurz teilte ein Osterfoto seines Sohnes Konstantin
      Sebastian Kurz teilte ein Osterfoto seines Sohnes Konstantin
      Florian Schroetter / EXPA / picturedesk.com, Instagram

      ... die Pandemie-Bekämpfung

      "Um ehrlich zu sein, ich bin damals rund um die Uhr im Einsatz gewesen, um irgendwie das Land durch diese Krise zu bringen. Mit einem Virus konfrontiert. Heute ist das ja anders, aber damals konnte einem keiner sagen, Wie hoch ist die Sterblichkeit jetzt wirklich? Oder: Was ist mit potenziellen Langzeitfolgen? Niemand wusste das, und wir haben mit kaum Informationen versuchen müssen, irgendwie durch diese Krise zu kommen. Und insofern können Sie sich vorstellen, dass das Thema Aussage im Ausschuss für mich zweitrangig war und wir geschaut haben, es irgendwie im Kalender untergebracht zu bringen. Wir haben dem überhaupt keine Bedeutung zugemessen. Ich habe ja nicht im Traum damals daran gedacht, dass man da angezeigt werden würde, was Falsches gesagt zu haben. Über Ereignisse, die Jahre her sind, wo dann drüber philosophiert wird, ob man jetzt involviert oder informiert als Wort verwendet hat in einer mehrstündigen Befragung. Also das war damals einfach für mich überhaupt nicht am Radar."

       ... die Koalition mit den Grünen ab 2020

      "Aus meiner Sicht war diese Koalition mit den Grünen weder eine Beziehung noch war es eine Ehe. Es war auch keine Freundschaft, sondern es war einfach eine professionelle Zusammenarbeit."

       ... das harte Pflaster der Politik

      "Natürlich, in einer wunderschönen Traumwelt gäbe es eine Politik, ohne dass man persönlich attackiert wird. Natürlich wäre es dann angenehmer, aber das gibt es eben in der Realität nicht."

       ... seinen Rücktritt

      "Ich habe am Ende des Tages auch gar keine Lust mehr gehabt auf diese Form der Auseinandersetzung. Für mich hat sich diese Entscheidung richtig angefühlt. Ich habe zwei Wahlkämpfe geschlagen, die extrem anstrengend waren."

       ... seine Rolle als Familienvater

      "Wenn man das erste Mal Vater wird, dann ändert das auch ein Stück weit die Perspektive und man erkennt vielleicht noch mehr, dass es einfach viele schöne Dinge auf dieser Welt gibt, dass es viele Dinge gibt, die Freude machen. Ich hatte meine Dosis an Politik. Das war wunderschön. Das möchte ich nicht missen. Aber ich habe auch genauso Freude jetzt am neuen Lebensabschnitt."

       ... ein mögliches Polit-Comeback

      "Das kann ich ausschließen, ich kann Ihnen sagen, so sehr ich die Zeit genossen habe. So sehr das für mich eine unglaublich großartige Möglichkeit war, meinen Beitrag in diesem Land zu leisten und so sehr Politik etwas ist, das Freude macht und zu Recht Menschen begeistert, so sehr bin ich froh, jetzt privatwirtschaftlich tätig zu sein, Familienvater zu sein und genieße das sehr. Ich bin da, aber nicht mehr in der Politik. Das bleibt auch so. Für immer."

      Das gesamte Exklusiv-Interview gibt es hier bei ServusTV On, der Video- und Streamingplattform von ServusTV.

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