Seltenes Interview
"Keine Freunde": Jetzt packt Benko-Kenner aus
Signa-Finanzchef Pirolt verlässt das Unternehmen. In ein Interview packt er über Benko & Co. aus – Gerüchten zufolge könnte er sogar Kronzeuge werden.
Am Freitag verkündete die Signa Prime Selection AG offiziell, dass der langjährige Finanzvorstand Manuel Pirolt sein Vorstandsmandat auf eigenen Wunsch zurückgelegt hat. "Für mich ist damit der Zeitpunkt gekommen, das Unternehmen zu verlassen", sagte er im Interview mit dem Wochenmagazin "Profil".
Staatsanwaltschaft ermittelt
Gegen Pirolt ermittelt aktuell die Staatsanwaltschaft, in fünf Fällen wird er als Beschuldigter geführt. Medial bekannt ist ein Betrugsvorwurf rund um eine Kreditverlängerung bei der Bank Schelhammer Capital im Vorjahr. Ebenfalls bekannt ist eine Selbstanzeige der Signa, weil nach einer Dividendenausschüttung die Kapitalertragsteuer zu spät abgeführt wurde.
Hinzu kommen noch Ermittlungen rund um eine angeblich nicht korrekte Verwendung von Investorengeldern. Weiters ist bei der Staatsanwaltschaft München ein Verfahren wegen Geldwäscheverdachts anhängig. "Die Vorwürfe sind unrichtig, und ich habe mir keinerlei unerlaubtes Verhalten vorzuwerfen", sagte er im Interview.
"Benko hat jeden Tag gearbeitet"
Offiziell hatte Benko bei der Signa in den vergangenen Jahren keine gesellschaftsrechtlichen Funktionen. "Mit den Immobiliengesellschaften hatte er einen Beratungsvertrag. Er war sehr präsent, das ist kein Geheimnis", sagte Pirolt. "Er hat jeden Tag von morgens bis abends gearbeitet. Er hat das Unternehmen gegründet und war in viele Vorhaben involviert", erklärte der 40-Jährige zum "Profil".
"Waren keine Freunde"
In dem zusammengekrachten Firmenimperium war Pirolt die Nummer zwei hinter Benko. Ein persönliches Naheverhältnis zu dem Tiroler weist Pirolt klar von sich: "Wir hatten ein gutes, freundschaftliches Verhältnis, aber wir waren keine Freunde", sagte er. "Unser Verhältnis war auf die Arbeit beschränkt." Aktuell gebe es "de facto kein Verhältnis", so Pirolt.
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Will Ex-Finanzchef Kronzeugenstatus?
Pirolt ist der Erste aus der engsten Signa-Führungsriege, der sich einem Interview stellt. Entsprechend laut wurden Gerüchte, der Ex-Finanzchef strebe einen Kronzeugenstatus gegen Benko an. "Interessant. Dazu habe ich mir noch keine Gedanken gemacht", ließ der 40-Jährige wissen.
Auf die Frage, was er künftig tun wolle, sagte Pirolt: "Ich möchte hier alles möglichst sauber übergeben. Da, wo es notwendig ist, weiter unterstützen. Was ich später mache? Keine Ahnung. Dafür hab ich noch keinen Kopf gemacht."
Auf den Punkt gebracht
- Der ehemalige Finanzchef von Benko, Manuel Pirolt, verlässt das Unternehmen und äußert sich in einem Interview über die Vorwürfe gegen ihn
- Er betont, dass er unschuldig ist und kein persönliches Naheverhältnis zu Benko hatte
- Es wird spekuliert, ob er Kronzeuge gegen Benko werden könnte, aber Pirolt äußert sich dazu nicht