Sportmix
"Keine Ahnung, ob ich den Mut der Klitschkos hätte"
Marcos Nader steht vor dem wichtigsten Boxkampf seines Lebens. Seine Tochter Mia hat etwas dagegen. Er selbst hat die Klitschkos im Hinterkopf.
Marcos Nader ist die Nummer fünf der Box-Weltrangliste. Besser war noch kein Österreicher. Im Hinterkopf hat der 32-jährige Wiener einen WM-Titelkampf. "Seit ich sieben bin, schaue ich den Größten zu. Die Chance ist da, selbst ein Großer zu werden", sagt er zu "Heute".
Gegner ist der Cousin von Arthur Abraham
Dafür muss Nader (25 Kämpfe, 23 Siege, 1 Niederlage, 1 Unentschieden) am Samstag im Hotel Intercontinental (20.15 Uhr, live ORF Sport+) Marten Arsumanjan (D) schlagen. "Er ist der Cousin von Arthur Abraham, ein harter Hund. Er boxt unorthodox. Du siehst nicht, welcher Schlag kommt. Er ist gefährlich."
Es geht um viel: den EU-Titel und den IBF-Gürtel. "Ich setzte alles auf eine Karte", sagt Nader. Siegt er, steigt die Chance auf den WM-Titelfight.
„"Papa, ich will nicht, dass du boxt"“
"Papa, ich will nicht, dass du boxt", sagte Mia, die Tochter des Muskelpakets, als sie erfuhr, dass sie am Samstag bei Oma und Opa schlafen wird. "Sie wäre lieber bei mir", erzählt Nader, der zehn Kilo für den Fight abgespeckt hat.
"Mia wird vier Jahre alt, die Fragen werden mehr", sagt Nader, für den seine Tochter das Wichtigste ist. "Sie weiß, dass ich Boxer bin. Sie ist oft bei mir im Boxclub Bounce. Nur beim Sparring darf sie nicht zusehen. Das wollen ich und meine Frau Sandra nicht."
"Ich will sie stolz machen. Ich will, dass sie später einmal sagt: Der Papa war ein guter Boxer und hat was gewonnen. Ich will ihr aber auch zeigen, dass Disziplin wichtig ist, um im Leben etwas zu erreichen."
Nader hat die Gabe, im Kopf einen Schalter umlegen zu können. "Ich trenne das Private und das Boxen strikt."
Was denkt er während eines Kampfes? "Wichtig ist, nicht in Rage zu kommen. Sonst mache ich Fehler und dann tut es weh." Für Nader ist Boxen wie "eine Achterbahnfahrt".
„"Plötzlich trifft dich ein Hammer am Schädel, wackeln deine Knie"“
"Es geht rauf und runter. Plötzlich trifft dich ein Hammer am Schädel, wackeln deine Knie und du kämpfst mit der Luft. Es ist aber wie im Leben. Die Lage kann sich jede Sekunde ändern. Du darfst nie aufgeben, musst einmal öfter aufstehen. Das ist es."
Das imponiert Nader auch an den Klitschko-Brüdern, die aktuell ihre Heimat Ukraine im Angriffskrieg der Russen verteidigen.
„"Habe keine Ahnung, ob ich diesen Mut der Klitschkos hätte"“
"Sie waren als Boxer Vorbilder, immer intelligent im Ring. Sie haben aus jeder Niederlage gelernt. Und sie sind auch jetzt Vorbilder", stellt Nader klar.
"Ich ziehe den Hut vor ihnen. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie das ist, mit der Waffe zu kämpfen. Ich hoffe, dass ich nie in so eine Situation komme. Es wäre jetzt einfach zu sagen, ich tue das auch. Ganz ehrlich, ich habe aber keine Ahnung, ob ich diesen Mut der Klitschkos hätte."