Österreich

"Kein Personal" – Kindergarten muss Gruppen schließen

Stress, Druck, zu wenig Personal: Unter Kindergärtnern brodelt es. Nun hat sich eine junge Pädagogin mit einem flammenden Appell an "Heute" gewandt. 

Nikolaus Pichler
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Wegen Personalmangel steht eine Kindergartengruppe in Salzburg kurz vor der Schließung. 
Wegen Personalmangel steht eine Kindergartengruppe in Salzburg kurz vor der Schließung. 
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Erst Anfang August präsentierte die Pädagogischen Hochschule (PH) Wien und des Netzwerks Elementare Bildung (NEBÖ) eine Studie zur Situation in Österreichs Kindergärten. Das vernichtende Ergebnis: Personalmangel war im Rahmen der Corona-Pandemie eine der größten Belastungen für das Kindergartenpersonal. Ein Drittel hat bei der von April bis Juni 2021 durchgeführten Online-Befragung angegeben, dass während der Pandemie nie oder fast nie genügend Personal verfügbar war, berichtet der ORF. Zusätzlich zum Personalmangel machen den Kindergärtnern hohe Erwartungen von Eltern und fehlende gesellschaftliche Anerkennung zu schaffen. 

"Ich blicke in die verzweifelten Augen einer Mutter, die nicht mehr weiter weiß." – Viktoria Oberauer aus Salzburg

Jetzt spricht eine junge Pädagogin aus Salzburg Klartext. Die Salzburgerin Viktoria Oberauer hat sich mit einem dramatischen Brief an die Redaktion von "Heute" gewandt. "Nun ist auch uns das passiert, wovor sich viele fürchten", beginnt die Kindergärtnerin ihren Brief. "Diesen Montag mussten wir die Schließung einer unserer Kleinkindgruppen in Betracht ziehen – nicht weil der Bedarf nicht vorhanden wäre – nein, uns fehlt schlichtweg das Personal fehlt." Nun, erzählt Oberauer, blicke sie täglich "in die verzweifelten Augen einer Mutter, die nicht mehr weiter weiß."

"Innerlich kocht in mir die Wut!"

Das löst vor allem Unmut in der jungen Frau aus. "Innerlich kocht in mir die Wut, während mir selbst Tränen in die Augen steigen. Ich bin wütend darüber, dass es soweit kommen musste. Ich bin wütend. Wütend, wie leichtfertig die Regierung mit dieser Not umgeht. Ich bin wütend darüber, dass ich und mein Berufsstand dessen ausgesetzt sind. Ich bin wütend darüber, wie machtlos ich mich in dieser Situation fühle. Ich bin wütend darüber, dass es Ihnen – den Entscheidungsträgern – so egal scheint", ärgert sich Oberauer. 

"Was würden sie tun?"

Emotional richtet die Pädagogin ihren Appell an die Politik : "Was würden Sie tun, wenn Sie beinahe über Nacht erfahren, dass Ihr Kind nicht mehr betreut werden kann? Wie würden Sie Ihrer Arbeit nachgehen können? Wie würden Sie Ihre Lebensmittel einkaufen, wenn die Kasse unbesetzt bleibt, weil der Betreuungsplatz des Kindes der Mitarbeiterin gekündigt wurde? Zu wem würden Sie gehen, wenn Ihr Auto nicht mehr fährt, wenn die Mechanikerin zu Hause bleiben muss, da die Pädagogin in der Kleinkindgruppe fehlt? Was würden Sie tun?"

"Pädagogen werden ausbrennen!"

Sie sei sich der herausfordernden Realität für sich und ihre Kolleginnen durchaus bewusst, fährt sie fort. Oberauer spricht von zu wenig Gehalt, unmöglich zu erfüllenden Erwartungen, Lärmbelastung und Hürden bei der Integration von Kindern aufgrund eines akuten Personalmangels.  "Ich weiß es, genauso wie meine Kolleginnen und Kollegen! Die Frage ist aber, wissen Sie es?", fährt sie fort. Einen "wunderbarer Beruf". bei dem sie "die Zukunft mitgestalten" könne, habe sie, betont die "Heute"-Leserin. "Bald wird dies aber nicht mehr ausreichen, um in diesem Beruf alt zu werden." Denn, so ihr Fazit, "mit dauerhaftem Personalmangel, steigenden Anforderungen und schlechten Rahmenbedingungen werden weitere Pädagoginnen und Pädagogen ausbrennen!"

"Es muss jetzt etwas getan werden!", fordert Oberauer Politik und "Entscheidungsträger" zum Handeln auf. "Diejenigen, welche nicht in die Augen verzweifelter Eltern blicken müssen", stellt sie klar. "Ihr seid an der Reihe, macht etwas!"

Bereits im Mai protestierten Kindergärtnerinnen vor dem Bildungsministerium von Heinz Faßmann. "Heute" berichtete hier >>.

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    Vor dem Bildungsministerium wurde am Freitagvormittag (21. Jänner 2021) demonstriert.
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      Karl Schöndorfer / picturedesk.com