Niederösterreich
Kein Personal, keine Ware: "Gastro steht vor dem Aus"
Niki Trat führt das Gasthaus Trat in Klosterneuburg in 5. Generation. Personalmangel, fehlende Ware und Bürokratie bereiten schlaflose Nächte.
Niki Trat (39) ist erfolgreicher Fotograf und zog schon mit Skateboard-Legende Bam Margera von "Jackass" um die Häuser, seine Heimatstadt Klosterneuburg verließ er aber nie.
2019 übernahm er dann von seinen Eltern das "Gasthaus Trat", seit 1897 ist es in Familienbesitz, der 39-Jährige führt es also in bereits fünfter Generation.
Nach 2. Lockdown ging's bergab
Doch seit der Corona-Pandemie ist einfach nichts mehr so wie zuvor. "Nach dem ersten Lockdown ging es noch, aber dann ab dem zweiten habe ich kaum noch Leute gefunden", erzählt der Wirt im "Heute"-Gespräch über den massiven Personalmangel in der Gastronomie.
Der Grund: Viele hätten bereits auf andere Berufe umgeschult, die Branche sei vielen zu unsicher geworden. Einige würden auch noch in AMS-Kursen stecken und könnten nicht kurzfristig angestellt werden, weil sie die abgebrochenen Kurse sonst aus eigener Tasche zahlen müssten. Gastarbeiter aus Ungarn oder Tschechien seien auch kaum noch verfügbar.
"Wir bräuchten acht bis zwölf Leute, haben aber jetzt inklusive Küche nur fünf", weiß der Gastronom nicht weiter. Als Konsequenz für den massiven Personalmangel musste er die Küchenzeiten einschränken.
"Wie vom Erdboden verschluckt"
Seine "Lounge am Bach" mit Food-Trucks, die er gemeinsam mit Gastronomin Patricia Kriechbaum und ihrem "Wagerl ins Glück" letzten Sommer erfolgreich betrieb, kann er dieses Jahr nicht öffnen. "Dabei zahle ich weit über Kollektiv, Überstunden werden auch ausbezahlt, dazu kommen auch Boni", versteht Trat das Ringen um Fachkräfte einfach nicht. "Es ist, als wären alle fähigen Gastro-Fachleute wie vom Erdboden verschluckt", scherzt er wehmütig.
Die Preisexplosionen bei Energie und Lebensmitteln verschärfen die Situation weiter. "Ich habe früher 3.000 Euro im Quartal für Gas gezahlt, jetzt sind es 10.000 für Gas und 4.000 für Strom. Es zermürbt einfach", erzählt der Dreifach-Papa.
Hinzu käme, dass viele Lebensmittel rationiert werden: "Wir bekommen die Ware nicht mehr. Öl wird im Einkauf auf 30 Liter pro Tag rationiert. Damit kann ich genau zwei Fritteusen füllen!"
„Irgendwann kannst du einfach nicht mehr gegensteuern.“
Doch der Gastronom gibt nicht so schnell auf, er hat sich nun ein Ölfiltersystem zugelegt, um das Öl länger verwenden zu können. "Und jetzt kommt die Krux: Derzeit sind die Filter nicht erhältlich. Ich bin gespannt, wie lange ich mit meinem Vorrat noch auskomme", schüttelt er den Kopf.
Mit der derzeitigen Wirtschaftsentwicklung würden viele Leute ohnehin gar nicht mehr essen gehen – es bleibt am Ende des Monats einfach kein Geld dafür übrig.
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Die vielen Mehrkosten zahlt er aus eigener Tasche. Mit jenem Geld, das er über seine anderen beiden Unternehmen – er ist, wie berichtet, erfolgreicher Hochzeits-Fotograf und betreibt einen Online-Lego-Handel – verdient.
"Irgendwann kannst du einfach nicht mehr gegensteuern. Ich schaue mir das noch bis Ende des Jahres an, wenn es sich nicht bessert, muss ich zusperren", schließt Trat aus den Entwicklungen.