In Wiener Volksschule

Kein Nikolo, um "neue Österreicher" nicht zu verwirren

"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer berichtet über eine Schule, in der es keine Nikolo-Feier gab. Die "neuen Österreicher" sollten nicht verwirrt werden.

Niki Glattauer
Kein Nikolo, um "neue Österreicher" nicht zu verwirren
"Heute"-Kolumnist Niki Glattauer greift aktuelle Bildungsthemen auf – diesmal geht es auch um den Nikolo.
JFK / EXPA / picturedesk.com, Sabine Hertel

Besinnlich geht es in der Weihnachtszeit nicht immer zu, besonders wenn es um die Bildung geht. "Heute"-Kolumnist Niki Glattauer beleuchtet nicht nur den mathematischen Wissensstand der Schüler, sondern auch den durchaus fordernden Unterricht eines Biologie-Lehrers. Und der ehemalige Schuldirektor zeigt auf, dass der Nikolo heuer nicht in jeder Schule erwünscht war.

Da hat man endlich eine Nachricht, die nicht unter "Desaster" fällt, schon lässt man sich feiern. So kam es jetzt zu der ministeriellen Jubelmeldung, dass unsere 14-Jährigen bei dem internationalen Vergleichstest TIMSS in Mathe und in den Naturwissenschaften über dem EU-Schnitt lagen (um 9 bzw. 6 Punkte). Juhuuu!

Mathe: Nur 5 % sind international spitze

Schon auf den zweiten Blick sieht man aber zum Beispiel, dass unsere MS-Schüler meilenweit hinter denen aus der AHS zurückliegen, in Mathe um 88 Punkte, in Physik & Co. sogar um 112. Nun entsprechen 60 Punkte einem ganzen Lernjahr. Das heißt, dass 14-jährige MS-Schüler ihren AHS-Kollegen um fast zwei Schuljahre hinten nach sind ...

Systemversagen nenne ich das, das noch offensichtlicher wird, wenn man weiß, dass nur 5 Prozent unserer Gymnasiasten die Kompetenzstufe 1 erreicht haben. In den Spitzenländern sind es bis zu 40 Prozent. Im Ranking belegen wir unter 44 Ländern die Plätze 11 und 16. Aber im Bildungsministerium jubelt man ...

Note: Unbefriedigend

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    RTLZWEI / Madame Zheng

    Wenn‘s der Herr Professor zwitschern lässt...

    Auf Platz 1 seines ganz persönlichen Rankings will offenbar ein (junger) Herr Biologie-Professor in einer AHS im Westen Wiens. Die Mutter eines Schülers, 2. Klasse, ärgert sich: "Wer beim entscheidenden Test einen 1er oder 2er haben will, muss nicht nur 100 PowerPoint-Seiten Stoff plus Mitschriften aus 30 Themenfeldern intus haben (Moose, Farne, Sumpfwälder, etc.), sondern zusätzlich auf einem Bild 32 Pilze benennen können." Hm. Ich kann ja lediglich Eierschwammerl, Fliegenpilze und Parasole "benennen", muss aber sagen, dass ich ohne Kenntnis der 29 anderen bis jetzt ganz gut durchs Leben gekommen bin.

    Die Mutter: "Der tut so, als gäbe es nur Bio auf der Welt. Im Vorjahr mussten die Kids wochenlang den Gesang von 30 Vögeln lernen. Online. Abgefragt wurden dann sieben Zwitscher-Hörbeispiele, viele hatten prompt ein Nicht genügend." Die Redensart mit "Vogel", die mir auf der Zunge liegt, verkneif ich mir jetzt, Herr Kollege.

    Note: Nachprüfung

    Glattauer gibt Noten
    Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten. Mail bitte an: [email protected]
    Alle seine Artikel findest Du HIER >>

    Statt dem Nikolo kam der japanische Hirte

    Am Freitag war bekanntlich Nikolo. Aber nicht für jedes Kind. In einer Volksschule im 9. Bezirk in Wien wurde statt Nikolo ein "Sternenfest" gefeiert. Der Vater einer Schülerin schreibt mir: "Die Lehrerin hat uns mit hochrotem Kopf erklärt, dass sich die Direktorin gegen eine Nikolaus-Feier entschieden hat, um die neuen Österreicher nicht zu verwirren." Und später im Text nicht ohne Zynismus: "Vielleicht sollte sie auch noch Türkisch und Arabisch lernen, um die 'neuen Österreicher' nicht ganz zu verwirren."

    Ich habe "Sternenfest" dann gegoogelt. Es heißt Tanabata und erinnert an einen Rinderhirten und eine Weberin, die an die entgegengesetzten Enden der Milchstraße verbannt wurden, weil unter ihrer Liebe der Fleiß litt. Gefeiert wird es in Japan. Im Juli. Aber das hat man den Kindern auch nicht gesagt, es hätte sie vermutlich nur verwirrt...

    Note: Hm

    Derzeit im Fokus der Userinnen und User von Heute.at im Ressort "Österreich" ist die aktuell meistgelesene Story "". Ist dir etwas aufgefallen oder hast du einen Input für uns, dann schreib uns ein Mail.

    Auf den Punkt gebracht

    • In einer Wiener Volksschule wurde anstelle der traditionellen Nikolaus-Feier ein "Sternenfest" veranstaltet, um die "neuen Österreicher" nicht zu verwirren.
    • Der Artikel kritisiert diese Entscheidung und beleuchtet gleichzeitig die Bildungsprobleme in Österreich, wie die großen Leistungsunterschiede zwischen verschiedenen Schultypen.
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