Oberösterreich

Kein Nachfolger – dieser Shop schließt nach 90 Jahren

Ausgerechnet zum 90-jährigen Jubiläum! Ein bekannter Traditions-Betrieb schließt für immer seine Pforten. Jetzt wird klar, aus welchem Grund.

Johannes Rausch
Nach fast einem Jahrhundert Schluss: Das bekannte Linzer Pelzatelier Neundlinger sperrt endgültig zu.
Nach fast einem Jahrhundert Schluss: Das bekannte Linzer Pelzatelier Neundlinger sperrt endgültig zu.
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Fast wäre sich das Jahrhundert ausgegangen: Seit 1933 existiert das beliebte Pelz-Geschäft Neundlinger in der Linzer City. Nun sperrt es im März kommenden Jahres endgültig zu. Zuerst nur der Shop, dann auch die Werkstatt.

Das Familienunternehmen in dritter Generation war für viele Kunden eine Institution der Landeshauptstadt. Ging es um einen qualitätsvollen Pelzmantel, kaufte man ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit im Shop von Charlotte Binder-Küll. 

Kein Nachfolger gefunden

Aus welchem Grund sie 2023 für immer schließen muss? Sie konnte keinen Nachfolger finden. Außerdem:

"Ich habe das meinem Mann versprochen", erklärt die 60-jährige Geschäftsführerin Binder-Küll gegenüber den "Oberösterreichischen Nachrichten". "Es gibt noch andere Dinge, für die ich mehr Zeit haben möchte." 

Mit der Betriebseinstellung geht eine große Ära zu Ende. Maria Neundlinger, die Großtante von Binder-Küll, gründete an der Linzer Promenade eine kleine Pelzwerkstatt. Bereits im Alter von sieben Jahren hegte Binder-Küll den Wunsch, mit Pelzen arbeiten zu wollen. Nachdem sie ihre Meisterprüfung erfolgreich abgelegt hatte, übernahm sie schließlich 1995 das Geschäft.

Ein großer Erfolg: Das Pelzatelier gewann in Summe sieben Goldmedaillen bei internationalen Design-Wettbewerben.

"Pelze sind nicht nur was für alte Frauen, man kann auch topmodische Sachen daraus machen", erklärt Binder-Küll. Darüber hinaus handele es sich dabei schon lange nicht mehr um ein Statussymbol, sondern sei alltäglich. 

"Pelze sind nicht nur was für alte Frauen, man kann auch topmodische Sachen daraus machen." Charlotte Binder-Küll, Neundlinger-Geschäftsführerin

Selbst trägt sie übrigens nach eigener Aussage täglich bis heute Pelz: "Es ist einfach ein irres Gefühl, wenn man die Augen zumacht, die Weichheit, das Kuschelige ist Wohlfühlen pur."

Die leidenschaftliche Pelzträgerin sieht aber auch im Tierschutz ein sehr wichtiges Thema. Es sei gut, wenn Menschen hinterfragen, woher die Handelsware kommt. Sie kauft selbst nur in Europa ein.

Doch insgesamt hätten sich die Haltungsbedingungen auf vielen Gebieten geändert. Worauf sie sich jetzt freut? Auf Musikhören ohne Hektik, Reisen und Golf.

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