Eingriff dreimal verschoben
"Kein Bett frei" Spital schickt Mädchen kurz vor OP weg
Trotz Termins wurde die Operation eines 11-jährigen, schwer behinderten Mädchens gleich drei (!) Mal verschoben. Der Grund: Bettenknappheit.
Der Fall der 11-jährigen Lisa* sorgt nicht nur in der Steiermark für Gesprächsstoff. Das schwer behinderte Mädchen – sie braucht einen Rollstuhl, kann nicht sprechen und ist auf eine umfangreiche Betreuung angewiesen – sollte im Februar an der Kinderorthopädie der Uniklinik Graz an der Hüfte operiert werden. Doch dann kam alles anders.
Kurz vor dem vereinbarten Termin bekam Lisas Mutter einen Anruf von der Klinik, dass die OP nicht durchgeführt werden könne, "weil es zu wenig Intensivbetten gibt", wie sie der "Kleinen Zeitung" erzählt. Der Beginn einer schier endlosen Spitals-Odyssee.
"Kein Bett frei"
"Von Anfang an war klar, dass unsere Tochter nach der Hüft-OP acht Wochen lang nur liegen kann. Deshalb habe ich extra Pflegekarenz genommen", so die Mutter weiter. Um in Lisas Nähe sein zu können, buchte die Kärntner Familie sogar ein Zimmer im Ronald-McDonald-Kinderhaus. Alles musste nach der kurzfristigen Absage mühsam storniert und rückabgewickelt werden.
Nach massiven Protesten erhielt Lisa Mitte März einen neuen Termin. Die Familie reiste erneut von Kärnten nach Graz. Lisa war bereits für die OP vorbereitet, hatte bereits einen Venenzugang gelegt und einen Einlauf bekommen. Doch auch dieser Eingriff wurde kurzfristig abgesagt, wieder aufgrund mangelnder Intensivbetten. Die Familie musste erneut abreisen, die Pflegekarenz wurde diesmal nicht mehr angepasst.
Allgemeine Ausnahmesituation
Ein weiterer Termin wurde eine Woche später angesetzt – jedoch wieder verschoben, unter ähnlichen Umständen. "Die Operation unseres Kindes wurde drei Mal verschoben. Wir waren verzweifelt", so die Mutter zur "Kleinen".
Währenddessen verschlechterte sich Lisas Zustand. Sie litt unter epileptischen Anfällen und starken Schmerzen. Erst Ende März, beim vierten Termin, konnte die Hüftoperation schließlich erfolgreich durchgeführt werden. Im September wurde sie dann planmäßig ein zweites Mal operiert, diesmal an der Wirbelsäule, abermals erfolgreich.
Trotz des medizinischen Erfolgs betont die Mutter, wie belastend die Situation für die Familie war. "Die Ärzte können nichts für diese Situation. Aber warum gibt es nicht mehr Intensivbetten?"
Das sagt die Klinik
Das Uniklinikum Graz äußerte Bedauern über die wiederholten Verschiebungen und erklärte gegenüber der "Kleinen Zeitung", dass bei komplexen Operationen wie Lisas eine Versorgung auf der Intensivstation unumgänglich sei. An den geplanten Terminen waren jedoch alle acht Intensivbetten der Kinderchirurgie belegt, oft durch Notfälle schwerkranker Kinder, die Vorrang hatten. Eine geplante Hüftoperation, wie im Fall von Lisa, könne in solchen Fällen verschoben werden.
"Wir bedauern, dass die Operation mehrmals verschoben werden musste, was für alle Beteiligten keine leichte Situation ist", so die Klinik in der Stellungnahme.
* Name geändert
Auf den Punkt gebracht
- Der Fall der 11-jährigen Lisa, die aufgrund von Platzmangel auf der Intensivstation mehrfach ihre Hüftoperation an der Uniklinik Graz verschieben musste, sorgte in der Steiermark für Aufsehen
- Trotz der erfolgreichen Durchführung der Operationen betonte Lisas Mutter die enorme Belastung für die Familie und kritisierte den Mangel an Intensivbetten