Ukraine

"Kein Anzeichen" – Experte deckt Putins Kriegs-Plan auf

Seit rund einem Jahr greifen Wladimir Putins Truppen die Ukraine an. Ein Journalist analysiert nun, wie der Kriegstreiber weiter vorgehen wird.

Rene Findenig
Journalist Trubetskoy zum Ukraine-Krieg im Interview in der ORF-"ZIB2".
Journalist Trubetskoy zum Ukraine-Krieg im Interview in der ORF-"ZIB2".
Screenshot ORF

"Mit den Waffenlieferungen laufe es holpriger, als man es sich gewünscht hätte", beschreibt der Journalist Denis Trubetskoy in Kiew die Stimmung im kriegsgebeutelten Land. Dass es Kritik daran gebe, dass die Ukraine um immer weitere Waffen bitte, könne er nicht nachvollziehen, wie er in der ORF-"ZIB2" bei Moderatorin Marie-Claire Zimmermann am späten Sonntagabend erklärte. Weil Russland auf eine Kriegswirtschaft umgestellt habe und Waffen am laufenden Band produziere, sei es "nur natürlich, dass die Ukraine um Waffen bittet". Russland setze zudem auf eine Taktik, die viele Menschenleben fordern würde.

Mit Häftlingen unter Kontrolle der Wagner-Gruppe und weiteren schlecht ausgebildeten Soldaten werde auf ukrainische Stellungen gestürmt werden – egal wie hoch die Verluste seien. Einmal mehr betonte Trubetskoy, in der Ukraine hoffe man auf die Lieferung von Kampfjets, die seit Tag 1 eine enorm wichtige Rolle für die Verstärkung der Flugabwehr und das Abfangen von Raketen spielen würden. US-Befürchtungen, China könnte Waffen an Russland liefern, würden die Ukraine "sehr enttäuschen", so der Journalist. Bisher stehe Wladimir Putin nämlich mit Partnern wie Iran und Nordkorea sehr isoliert da. 

"Sehr, sehr langer Krieg"

"Mit China wäre das selbstverständlich für die Ukraine ein Problem", so der Experte. Frage sei auch, um welche Waffen es sich handeln würde. Ein schnelles Kriegsende ortete Trubetskoy indes nicht, Russland plane "mit einem sehr, sehr langen Krieg und weiteren Mobilisierungswellen", egal ob diese öffentlich bekannt oder verdeckt durchgeführt würden.

Generell gebe es da "überhaupt kein Anzeichen", dass Russland aufhören werde, so der Journalist. Gleichzeitig sei er "recht optimistisch", was das lokale Kriegsgeschehen betreffe. Die Ukraine bereite Offensiven im Hinterland vor und die Bürger stünden dahinter.

Ebenfalls in der Sendung einen Auftritt hatte übrigens die Journalistin Marina Owsjannikowa. Die durch ihren Live-Protest gegen den Militäreinsatz in der Ukraine zu Kriegsbeginn bekannt gewordene Fernsehjournalistin steht in Russland auf der Fahndungsliste, weil sie sich trotz Fußfessel nach Paris angesetzt hatte. Sie erzählte von ihrer Flucht: An einem Freitag, an dem typischerweise die russischen Sicherheitskräfte nicht so aufmerksam seien, sei sie mit ihrer Tochter geflohen, habe "siebenmal das Fahrzeug gewechselt" und musste sich ohne Mobilfunknetz "an den Sternen orientieren".

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    Getty Images via AFP