Österreich

Asbest in Wiener Spital: "Menschen nie gefährdet"

Heute Redaktion
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Die Wiener Rudolfstiftung ist mit dem gefährlichen Asbest belastet. Der KAV versucht zu beruhigen: Die Entfernung sei sachgemäß, Gefahr gebe es keine.

Die Krankenanstalt Rudolfstiftung in der Juchgasse (Landstraße) zählt zu den ältesten Krankenhäusern Wiens. Das Haus ging in ihrer ursprünglichen Form 1865 mit acht Stationen in Betrieb, in den späten 1970ern wurde wegen steigender Patientenzahlen ausgebaut. Im damals neuerrichteten Zubau mit 17 Stockwerken kam auch das gefährliche Asbest zum Einsatz – und macht nun Probleme.

Ende September sorgte ein Bericht des Nachrichtenmagazins "News" für erheblichen Wirbel – "Heute" hat berichtet. Demnach sei das Krankenhaus masssiv mit Asbest kontaminiert, die Sanierungen sollen unsachgemäß und fahrlässig gefährdend für Patienten und Mitarbeiter durchgeführt worden".

"Asbest-Entfernung hält alle Sicherheitsvorschriften ein "

Nun versucht der KAV zu beruhigen und von der politischen Diskussion auf die Sachebene zurückzukehren. "Asbest galt in den 70er und 80ern Jahren als gängiges Baumaterial. Es gibt kaum ein Bauwerk aus dieser Zeit, wo es nicht zum Einsatz kam. Erst 1990 wurde der Einsatz und die Herstellung von Asbest in Österreich verboten und eben solange finden in der Rudolfstiftung Sanierungsarbeiten statt, um das giftige Material zu entfernen", erklärte der stellvertretende Generaldirektor des KAV, Herwig Wetzlinger am Mittwoch vor Journalisten.

Die Sanierungen in der Rudolfstiftung würden bei laufendem Betrieb und unter Einhaltung aller notwendigen Sicherheitsmaßnahmen ab, verspricht Wetzlinger. Als Unterstützung holte sich der KAV mit Robert Sedlacek einen der österreichweit nur drei gerichtlich zertifizierten Sachverständigen für Asbest.

"Bei der Asbestentfernung gibt es drei verschiedene Sanierungsmethoden: Die dichte Abschottung, das Immobilisieren (d.h. das Binden von Asbestfasern mit Spezialklebern, Anm.) und die Totalsanierung. In der Rudolfstiftung kamen alle drei Varianten zum Einsatz, wobei in den letzten Jahren nur noch Generalsanierungen durchgeführt werden", betonte Sedlacek.

Mehr als Dreiviertel der Rudolfstiftung asbestfrei

"Von den insgesamt 24 Stationen der Rudolfstiftung wurden bisher rund 80 Prozent asbestsaniert, der Rest folgt in den nächsten fünf bis sechs Jahren. Alle Umbauarbeiten werden von der Planung bis zur Abnahme vor der Inbetriebnahme durch einen gerichtlich beeideten Sachverständigen begleitet und kontrolliert", ergänzte der Technische Direktor der Rudolfstiftung, Marco Dorn.

Und, damit das medizinische Leistungsspektrum in voller Breite erhalten bleibt, soll für die von Arbeiten betroffenen Stationen, darunter etwa die Neurologie, Ausweichstationen im Haus gefunden werden.

Asbest am häufigsten in Fenstern und Böden

Am häufigsten sei der Asbest in den Fensterbänken, den Fenster-Fassadenanschlüssen und den Lüftungsflanschen zu finden. Da aber auch in den alten Estrichböden Asbest gefunden wurde, wurden auch diese sachgemäß entfernt, so Dorn.

Dazu würden die betroffenen Stationen zur Gänze gesperrt, nur speziell ausgebildete Fachkräfte hätten Zugang, betonte Experte Sedlacek. "Bei der Asbestsanierung werden die zu sanierenden Bereiche staubdicht abgeschottet, sind nur noch über spezielle Schleusen zugänglich. Ein Unterdruck verhindert, dass Asbestfasern freigesetzt werden. Zudem wird die Luft gefiltert und abgesaugt. Daneben werden in den Baubereichen und den umliegenden Gebieten auch laufend Messungen durchgeführt, um sicherzustellen, dass kein Asbest in die Luft gelangt ist ", erklärte Sedlacek den Ablauf.

"Als Mitarbeiter waren wir von Anfang an über alle Sanierungsarbeiten informiert , haben in Bezug auf den Gesundheitsschutz der Mitarbeiter auf ein Mitwirkrecht", erklärte der Personalvertreter in der Rudolfstiftung, Karl Pogats. Auch aus seiner Sicht habe nie eine Gefährdung der Mitarbeiten bestanden.

Neues Gutachten belegt "Keine Gefährdung"

Seit Bekanntwerden der Asbest-Belastung in der Rudolfstiftung tobt auch ein Streit um die Herausgabe interner Gutachten zum Stand der Sanierungsarbeiten im Krankenhaus. Diese wurden jedoch von Wetzlinger bisher verweigert – sehr zum Mißfallen der Opposition, allen voran VP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec, die umfassende Aufklärung forderte.

"Die Gutachten sind interne, technische Handlungsanweisen an den Betreiber und kann daher nicht veröffentlicht werden", so der stellvertretende Generaldirektor. Um zu belegen, dass es in der Rudolfstiftung aber "zu keiner Zeit zu einer Gesundheitsgefährdung für Patienten, Mitarbeiter oder Anrainer" gekommen ist, gab der KAV bei Umweltmediziner Hans-Peter Hutter ein eigenes Gutachten in Auftrag.

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(Auszug aus dem Gutachten von Prof. Hutter)

Darin kommt der Experte zu dem Schluss, dass "aus umweltmedizinischer und innenraumhygienischer Sicht festgestellt werden kann, dass bei den dargestellten Asbest-Expositionssituationen kein relevantes Risiko fur die Gesundheit der Raumnutzer (Spitalspersonal und Patienten) weder ohne noch wahrend und nach den Sanierungsarbeiten vorlag. Die Sanierungsarbeiten wurden gemaß den strengen Vorschriften zur Asbestsanierung durchgefuhrt und uberwacht".

ÖVP beharrt auf Einsicht in Gutachten

Bei der ÖVP Wien wird die Stellungnahme eher unter dem Motto "Die Worte hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube" aufgefasst.

"Das aktuelle Gutachten ist generell zu begrüßen, lässt jedoch weiterhin viele Fragen offen. Unsere Anfragebeantwortung bezüglich eines Asbest-Verdachts steht nach wie vor aus und Gesundheitsstadtrat Hacker hält die bisherigen Gutachten weiterhin unter Verschluss", erklärt Korosec. Sie fordert weiterhin die Veröffentlichung der Gutachten und fordert umfassende Aufklärung, denn: "Wichtig ist, hier endlich ein für alle Mal sicherzustellen, dass Bedenken um einen Asbest-Verdacht vollständig ausgeräumt werden".

Neos wollen alle KAV-Krankenhäuser auf Asbest prüfen

Zufrieden zeigten sich hingegen die Wiener Neos: "Die ausführlichen Darstellungen des KAV sehe ich positiv, damit können viele Verunsicherungen und Sorgen der Mitarbeiter und Patient weitgehend entkräftet werden", so Gesundheitssprecher Stefan Gara.

Sinnvoll wäre es für die Neos, im Zuge der zahlreichen anstehenden Sanierungen und Umbauarbeiten auch in den anderen Häusern des KAV präventiv systematische Untersuchungen im KAV durchzuführen. "Dies wäre ein wichtiger präventiver Schritt, um Verunsicherungen zu vermeiden", so Gara. (lok)