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"Aspirin und Nahrungs-Ergänzung bringen nichts"
Beim 21. Innsbrucker Kardiologenkongress diskutierten 1000 Teilnehmer über die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen - und den "Mythos Aspirin".
Seit Jahrzehnten belegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Herzinfarkte die Spitze der Todesursachen. Rund 33.000 Menschen starben 2017 an den Folgen daran.
Während die Zahlen über viele Jahre stabil blieben, ortet die Österreichische Kardiologische Gesellschaft (ÖKG) erstmals einen Rückgang dieser Fälle.
Im Zentrum des Kongresses stand der "Mythos Aspirin". Dieser besagt, dass eine Tablette Aspirin täglich vor Herzinfarkt, Schlaganfall und Krebs schützen soll. Zur Vorbeugung sei diese Methode unter Millionen Menschen verbreitet. "Leider falsch", sagt Dietmar Trenk, Leiter der Klinischen Pharmakologie am Universitäts-Herzzentrum Freiberg. "Die tägliche Tablette Aspirin bringt nichts."
Dabei beruft er sich auf drei neue Studien, die den Mythos widerlegen konnten. In der Tat seien die Risiken durch mögliche Nebenwirkungen durch die tägliche Einnahme von Aspirin höher, als der Nutzen. Lediglich nach einem Herzinfarkt bleibt die Empfehlung, lebenslang Aspirin zu sich zu nehmen, aufrecht.
Auch der Mythos, dass die Vitamine C, E, D und Beta Carotin Herzerkrankungen mit ihren entzündungshemmenden Eigenschaften verhindern können, entpuppte sich als falsch: "Im Gegenteil, hohe Vitamin E-Gaben steigern möglicherweise sogar die Sterblichkeit", sagt Universitätsprofessor und Arzt Christoph Säly.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kamen die Forscher bei Omega 3 Fettsäuren. Die tägliche Einnahme zeigte bei den Untersuchungen keine Wirkung.
"Wer allerdings richtig vorsorgt, kann das Herzinfarkt-Risiko um 65% senken", sagt Kongressleiter Guy Friedrich. Eine richtige Vorsorge bedeutet in erster Linie eine Veränderung des Lebensstils. Dabei soll man auf das Rauchen verzichten, Cholesterinwerte und Blutdruck im Auge behalten, Übergewicht vermeiden, sich gesund ernähren und Bewegung machen.
Auch Stressvermeidung trägt dazu bei, das Risiko eines Herzinfarkts deutlich zu mindern. Die Ärzte empfehlen, beim Hausarzt eine Risiko-Analyse vorzunehmen und daraus folgende Konsequenzen umzusetzen.
Das Risiko eines neuerlichen Infarkts lässt sich durch intensive medikamentöse Behandlung und stetige Therapie um 75 Prozent senken. Die Einnahme von Tabletten mindert jedoch die Therapietreue deutlich. Daher empfiehlt Christoph Brenner vom REHA Zentrum Münster sogenannte "Polypillen", bei denen mehrere Wirkstoffe in einer Kapsel konzentriert sind.
(rfr)