Wien

Kardinal Schönborn: Macht uns die Demokratie müde?

Weltweit gibt es immer mehr Diktaturen. Am 1. Österreichischen Demokratietag denkt Kardinal Schönborn an die Menschen, die unter ihnen leiden müssen.

Christoph Kardinal Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn
Kardinal Christoph Schönborn
Bild: Helmut Graf

In China gehen Menschen friedlich auf die Straße, um gegen die Null-Covid-Politik der Regierung zu protestieren. Die Regierung antwortet mit harten Strafen zur Abschreckung, mit Festnahmen und Überwachung. Im Iran legen Frauen ihr Kopftuch ab, verbrennen es, schneiden sich die Haare ab. Seit Monaten protestieren sie gegen die strikten Kleidervorschriften und Diskriminierung. Sie riskieren dafür ihr Leben. Viele sind schon umgekommen. In Belarus werden Demonstrationen gegen den Wahlbetrug von Präsident Lukaschenko gewaltsam niedergeschlagen. Viele kommen jahrelang hinter Gitter. Mit wie viel Mut kämpfen Menschen gegen Diktaturen und für Demokratie! 

Am Donnerstag war der 1. Österreichische Demokratietag. Er will an den Wert der Demokratie erinnern. Wir sind an freie Meinungsäußerung, an Versammlungs- und Vereinsfreiheit gewöhnt. All das, was typisch für Demokratie ist, wird mehr und mehr infrage gestellt. Weltweit nehmen die Diktaturen zu. Auch bei uns wächst der Ruf nach dem "starken Mann". Demokratie ist mühsam. Sie verlangt viel Diskussion und Kompromisse. Sie braucht eine gute Streitkultur. Schlimm, wenn jede Kritik verboten wird. Wir dürfen nicht demokratiemüde werden.

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