Wien

Kardinal Schönborn gedenkt der verbrannten Juden

Vor 600 Jahren wurden in Wien alle Juden verbrannt, die sich nicht taufen lassen wollten. Eine Gedenktafel erinnert heute an die Verbrechen.

Christoph Kardinal Schönborn
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Der Kardinal, wie man ihn kennt: gütig lächelnd.
Der Kardinal, wie man ihn kennt: gütig lächelnd.
(Bild: Helmut Graf)

Heute vor genau 600 Jahren, am 12. März 1421, wurde das jüdische Leben in Wien systematisch vernichtet. 92 Männer und 120 Frauen wurden bei lebendigem Leib auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Öffentlich, auf der Gänseweide im heutigen dritten Bezirk. Diese Männer und Frauen waren die letzten überlebenden Mitglieder der bedeutenden jüdischen Gemeinde von Wien. Schon im Vorjahr hatte Herzog Albrecht V. verfügt: Alle Juden, die sich nicht taufen ließen, sollten vertrieben oder gefangengenommen werden. Ihr Vermögen wurde eingezogen. Einige Juden verschanzten sich in der Synagoge am Judenplatz.

Nach dreitägiger Belagerung gaben sie auf: Sie wählten lieber den Freitod als zwangsweise getauft zu werden. Eine Gedenktafel am Judenplatz erinnert heute an die Verbrechen der Wiener Gesera und an die Mitschuld der Christen. Wie konnte es nur zu diesem hemmungslosen Hass auf unsere jüdischen Geschwister kommen? Ich bin dankbar, dass heute in Wien wieder ein vielfältiges jüdisches Leben blüht. Aber vergessen wir nie: Wieviel unsägliches Leid! Damals, vor 600 Jahren, und erst wieder in jüngster Vergangenheit! Daran sollten wir gerade heute denken.

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