Fussball
Kara: "Jedes Spiel ist hier wie eine große Party"
Burger statt Schnitzel! Ercan Kara stürmt seit Jänner für Orlando City. Mit "Heute" spricht er über Disney World, die Ultras, Fountas und Foda.
Ercan Kara ist bei Orlando City angekommen. In seinem siebenten Spiel erzielte der ÖFB-Stürmer sein erstes Tor in der US-Liga, den 1:0-Siegestreffer gegen Chicago. Im "Heute"-Interview spricht der Ex-Rapidler über sein neues Leben.
"Heute": Herr Kara, wie schmecken Donuts und Burger in Amerika?
Ercan Kara: "Ein paar habe ich schon probiert, aber meine Frau ist die Chefköchin. Sie schaut schon darauf, dass ich mich nicht zu ungesund ernähre."
Haben Sie sich gut in Florida eingelebt?
"Der Klub hat uns geholfen, alles zu erledigen. Sie haben uns einen Mann zur Verfügung gestellt, der sich um die organisatorischen Dinge gekümmert hat. Wir wohnen in einem Haus, haben ein Auto – ohne wäre man verloren. Die größte Umstellung war das Wetter. Es hat jeden Tag 30 Grad, manchmal regnet es für eine halbe Stunde wie aus einem Wasserfall, dann ist es wieder heiß. Die Luftfeuchtigkeit ist anders, es ist ein bisschen gewöhnungsbedürftig. Und die Distanzen sind natürlich größer. Wien ist eine Stadt, in Florida hast du auch viel Landschaft."
Hatten Sie schon Zeit für Sightseeing?
"Ich war kurz in Disney World. Das ist einer unserer Sponsoren, wir können jederzeit gratis hingehen. Fünf NBA-Spiele habe ich mir auch schon angesehen. Die Sportvereine hier sind alle miteinander verknüpft. Die Basketballer haben bei uns eine Loge, wir bei ihnen, und so weiter. Wenn man Tickets braucht, ist das daher kein Problem."
Wie ist es Ihnen mit der sportlichen Umstellung ergangen?
"Auf dem Spielfeld ist es gar nicht so viel anders, wie man denkt. Aber die Trainingssteuerung unterscheidet sich extrem. Es geht hier viel härter und intensiver zu als in Österreich. Wir trainieren auch länger. Es ist einfach anders."
Ein großer Unterschied sind die langen Flugreisen, die auf Sie warten.
"Ich habe mich noch nicht daran gewöhnt. Wir sind zwei Mal fünfeinhalb Stunden zur Westküste geflogen, das ist nicht ohne."
„"Die Rapid-Ultras sind einmalig"“
Was lässt sich über das US-Publikum sagen, wie ist die Stimmung im Stadion?
"Jedes Spiel ist wie eine Party, jede Aktion wird gefeiert, jeder hat gute Laune. Mit den Rapid-Ultras kann man das aber nicht vergleichen, die sind einmalig, etwas Besonderes."
Einer Ihrer Teamkollegen ist Ex-Milan-Kicker Alexandre Pato. Ein Star.
"Er ist sehr leiwand, sehr bodenständig. Er gibt in jedem Training 100 Prozent. Über seine Qualitäten brauchen wir nicht viel reden, die sind unglaublich. Ich schätze mich glücklich, mit ihm zusammen spielen zu können."
Es gibt nur wenige Europäer in eurem Team. Wer ist in der Mannschaft Ihr engster Vertrauter, mit wem reden Sie am meisten, welche Sprache wird in der Kabine gesprochen?
"Ein paar Europäer gibt es schon, Silvester van der Water, Robin Jansson. Es gibt aber keine Gruppierungen, wir reden mit allen. Es wird viel Spanisch gesprochen – und natürlich Englisch."
„"Zu Fountas gebe ich keinen Kommentar ab"“
Taxi Fountas, Ihr ehemaliger Rapid-Kollege, ist nach längerem Hickhack nun auch in der MLS gelandet. Hattet ihr schon Kontakt?
"Dazu gebe ich keinen Kommentar ab. Wir haben keinen Kontakt."
In der MLS finden sich prominente Namen. Xherdan Shaqiri, Douglas Costa, Gonzalo Higuain, Christian Fuchs. Auf welches Duell freuen Sie sich besonders?
"Auf alle eigentlich. Wir haben schon zwei Mal gegen LA gespielt, auch gegen Chicago. Jedes Spiel ist wie ein Festival. Es macht einfach Spaß – und es sind qualitativ gute Spieler am Platz. In jedem Team gibt es zwei, drei Namen, die Weltklasse sind, auf europäischem Topniveau gespielt haben."
Hatten Sie auch Angebote aus anderen Ligen? Warum wurden es die USA?
"Ja, ich hatte auch andere Angebote. Aber vom Gesamtpaket hat Orlando einfach am besten gepasst. Ich wollte es einfach machen, es ist etwas Außergewöhnliches."
Vor drei Jahren haben Sie noch in der Regionalliga bei Horn gespielt, jetzt sind Sie ein Topverdiener in Orlando – solche Erfolgsgeschichten lieben die Amerikaner.
"Viele vergessen meinen Werdegang schnell. Ich kann nur jedem Spieler in den unteren Klassen sagen: Folgt euren Träumen."
Verfolgen Sie das Geschehen bei Rapid noch?
"Natürlich, ich habe sogar ein paar Spiele gesehen. Ich habe ja noch mit einigen Kontakt, man tauscht sich aus. Sie sind auf dem richtigen Weg. Die Mannschaft ist gut, der Trainer macht eine gute Arbeit."
Apropos Trainer: Österreich ist auf Teamchef-Suche. Was muss er Ihrer Meinung nach können?
"Ich bin kein Experte. Wir haben Verantwortliche dafür, die werden sich schon darum kümmern, den Richtigen aussuchen."
Franco Foda hat Sie zuletzt nicht nominiert. Wie haben Sie ihn als Teamchef erlebt?
"Wir hatten ein gutes Verhältnis. Er hat mich auch im März angerufen und mir persönlich erklärt, warum ich nicht dabei bin. Ich schätze ihn sehr. Fachlich und charakterlich ist er ein super Mensch."
Einige Experten, darunter Sportdirektor Peter Schöttel, meinten zuletzt, es gibt zwei Lager in der Mannschaft. Die Red-Bull-Leute und den Rest. Nehmen Sie das auch so wahr?
"Nein, eigentlich nicht. Wir verstehen uns alle gut, kommen untereinander super aus."
Was vermissen Sie an Österreich?
"Ich vermisse Wien. Aber gleichzeitig ich bin glücklich, hier in Orlando zu sein. Ich habe einen neuen Lebensabschnitt begonnen, genieße meine Zeit hier. Und dann schauen wir weiter."