Österreich

Inge buckelte 20 Jahre und lebt von 160 € im Monat

Heute Redaktion
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Zwei Jahrzehnte lang schleppte Inge (57) aus Horn schwere Kisten, nach einem Sturz vom Lkw machte der Körper nicht mehr mit: Jetzt bleiben ihr nach Abzug der Fixkosten 5,33 Euro am Tag.

Vom Teenageralter an hatte Inge (57) für einen Lebensmittelhandel im Waldviertel gearbeitet, bei jedem Wetter schwere Kisten aus den bzw. in die ungeheizten Lagerhallen geschleppt – die Kisten waren damals noch aus Holz, die Flaschen aus Glas. Nach einem Sturz von der Lkw-Ladefläche blieb sie zehn Minuten bewusstlos liegen. "Nach kurzer Zeit fragte mich der Chef ob's wieder geht und ich habe weitergearbeitet. Das war eine andere Zeit", erzählt Inge. Meist schuftete die lebensfrohe Waldviertlerin von 6 bis 18 Uhr, an manchen Tagen sogar bis 21 Uhr. "Wir haben bis zu 40 Kunden am Tag beliefert", so Inge.

Doch die Folgen der Kopfverletzung vom Sturz (Anm.: die sie anfangs nicht so ernst genommen hatte) waren leider viel schlimmer als angenommen, zudem waren Beine und Rücken von den täglichen Lasten schwer lädiert – mehrere schwere Schädel-, Bauch-, Rücken- und Knieoperationen folgten, mit Mitte 30 war sie arbeitsunfähig, musste nach einer gravierenden OP sogar wieder ordentlich gehen lernen.

Dann der zusätzliche Schock: Die 57-Jährige hatte laut eigenen Angaben damals immer gut verdient, doch war stets nur 20 Wochenstunden angemeldet – sie wusste das lange nicht, vertraute dem Chef und dem System.

Neue Hose auf Raten

Jetzt lebt die Frohnatur von gut 800 Euro im Monat, nach Abzug der Fixkosten für Wohnung, Strom, Auto und Pkw-Rechtsschutzversicherung ("Braucht man", sagt Inge) bleiben der 57-Jährigen 160 Euro im Monat. Und dennoch genießt sie ihr Leben so weit es die Brieftasche zulässt. Inge trifft gerne Bekannte, die lebensbejahende Frau unterhält oft ganze Runden mit ihren Geschichten.

"Letztes Jahr leistete ich mir zwei neue Hosen. Eine billige um 10 Euro, eine teure um 30 Euro. Die 30 Euro darf ich in kleinen Raten abstottern. Die Leute kennen mich und wissen, dass sie ihr Geld bekommen", so die Mindestpensionistin.

Getankt wird einmal im Monat um 15 Euro – "das muss aber reichen, klar, weit komme ich damit nicht", sagt Inge zum "Bezirksblatt". Am Monatsanfang kauft sie immer einen Kilogramm Wurst, Würstel und Käse ein – das wird dann eingefroren und übers Monat rationiert. Fleisch kommt bei Inge selten auf den Tisch: "Ich koche selten, esse meist zu Mittag Brot und Wurst, vielleicht noch ein Ei dazu. Und am Abend Brot und ein halbes Liter Joghurt", sagt Inge und klagt nicht. Zwei Mal in der Woche speist Inge im Club Aktiv von der Caritas.

5 Monate sparen für Frisör

Fürs Handy zahlt sie kaum etwas, da bekommt sie einen Zuschuss. Am Monatsende hat sie nur noch wenige Münzen (großteils auch jene Münzen, die die EU abschaffen will) im Börserl: "Da geht sich dann wirklich nur mehr das Allernötigste, wie etwa Milch, aus." Zum Frisör geht Inge alle paar Monate: "Darauf spare ich vier bis fünf Monate und freue mich dann sehr auf den Termin", sagt die 57-Jährige während ein kurzes Strahlen über ihr Gesicht huscht.

Ihr ganzer Stolz: der 13 Jahre alte Ford, den sie jede Woche per Hand wäscht, Plastikteile einsprüht und die Felgen extra pflegt. Den Wagen hat sie sich 2007 mit der eisernen Reserve aus ihrer aktiven Zeit sowie beinhartem Sparen geleistet.

"Ehrliche Haut"

Da Inge in der Gegend als "gute Seele" und "ehrliche Haut" bekannt ist, darf sie die 220 Euro für die neuen Winterreifen abstottern. Auch kleinere Reparaturen, den Tischler oder die neuen Jalousien durfte die Pensionistin in Raten zahlen. "Anders würde das nicht funktionieren", fügt Inge trocken und ohne Wehklagen hinzu.