Plötzlich Kanzler – und ÖVP-Obmann Christian Stocker (64) scheint diese unerwartete Chance zu nützen. Wie "Heute" von Meinungsforschern aus internen Daten erfahren hat, scheint die Volkspartei ihre Talsohle durchschritten zu haben.
Seit dem Start der Dreier-Koalition aus ÖVP, SPÖ und Neos haben die Schwarzen rund drei Prozentpunkte zugelegt, liegen jetzt gleichauf mit der SPÖ knapp über 20 Prozent. Der Höhenflug der Freiheitlichen ist laut Demoskopen zumindest vorübergehend gebremst. Die Kickl-FPÖ liegt jedoch noch immer Lichtjahre vor den politischen Mittbewerbern, wird aktuell auf rund 32-33 Prozent hochgeschätzt. Deutlich zweistellig und inzwischen klar vierte Kraft: die Neos.
Christian Stocker, das sagen schwarze Parteistrategen, punkte durch seine ruhige Art vor allem bei Fernseh- und Radioauftritten, könne dabei speziell Frauen ansprechen. Dazu kam das Themensetting der letzten Tage der ÖVP zugute. Das im Ministerrat beschlossene Aus des Familiennachzugs bei Migranten sowie das Entlastungspaket zahlte auf das Konto der Schwarzen ein. Die beschlossene härtere Gangart findet mit überwältigender Mehrheit die Zustimmung der Österreicher – quer durch alle Bevölkerungsgruppen.
Dass die Maßnahme mit medialem Dauerfeuer landauf, landab kommuniziert wurde, trägt die Handschrift von "Mr. Message Control" Gerald Fleischmann. Gemeinsam mit den Kanzler-Sprechern Peter Treml und Claudia Türtscher hat er die Kommunikation der VP-Regierungsspitze in den letzten Wochen wieder professionalisiert.
Ausdruck dessen: Am Freitag trifft Stocker Medienvertreter zu seinem Antritts-Pressegespräch am Ballhausplatz. Am Sonntag gibt's dann eine reichweitenstarke Kanzler -Zugabe im Sonntags-Talk mit "Krone"-Starinterviewerin Conny Bischofberger.
Bereits kommende Woche geht's im Stakkato weiter: Wie "Heute" erfuhr, kommt die Regierung am Dienstag zu einer Klausur zusammen. Stocker – er hat sich das Motto "Fleiß, Bescheidenheit, Ergebnisse" auferlegt – lädt die 13 Minister und 7 Staatssekretäre ins Kanzleramt. "Es wird ein Arbeitsprogramm erstellt und die inhaltlichen Pflöcke für die nächsten Monate eingeschlagen", so ein hochrangiger Regierungsinsider. Stocker habe auch bewusst das Wort Arbeits- statt Regierungsklausur (einst im mondänen Mauerbach) gewählt.
Beim Ministerrat am Mittwoch soll dann ein Neos-Thema – mutmaßlich aus Christoph Wiederkehrs Bildungsressort – im Fokus stehen. Für Christian Stocker geht's kommende Woche auch neuerlich nach Brüssel zum europäischen Rat. Plötzlich Kanzler eben ...